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Sind digitale Autoausstellungen die Zukunft?

geschrieben von Nicole Scott

Der Genfer Autosalon 2020 wurde aufgrund des Coronavirus abgesagt – für die Hersteller bedeutet das eins: keine Presseveranstaltungen und kein Event. Audi entschloss sich nun dazu, den A3 Sportback und den E-Tron S Prototype via Livestream vorzustellen. Die Veranstaltung dauerte nur 10 Minuten und ich stelle mir nun die Frage:

Wie sollte eine digitale Presseveranstaltung aussehen?

Autoausstellungen verlieren schon seit einiger Zeit an Relevanz. Meiner Meinung nach sind sie ein Symbol für eine wenig dynamische Branche, die sich an ein veraltetes Konzept klammert. Wer schon einmal bei solch einer Presseveranstaltung war, weiß, dass dort größtenteils nur arrogante alte Männer durch die Gegend laufen und einander anschreien, weil sie sich gegenseitig im Weg stehen.

Mein beliebtester Artikel zum Genfer Autosalon 2019 war „Sind Autoausstellungen am Ende?“ – Spoiler: ja, das sind sie.

Das meiner Meinung nach größte Problem digitaler Presseveranstaltungen ist, dass sie sich an einem extrem langweiligen Konzept orientieren.

Bei jeder Veranstaltung steht eine viel zu aufgeregte Person auf der Bühne. Das vorgestellte Auto darf man nie probefahren, sondern nur anschauen. Im besten Fall werden die verschiedenen Antriebskonfigurationen angesprochen. Die wichtigste Frage ist heutzutage, wie viele Konfigurationen mit Elektroantrieb angeboten werden. Und manche Auto-Blogs diskutieren anschließend nur, ob das Kühlergrilldesign des Fahrzeugs besonders hässlich oder fantastisch ist.

Das merkwürdigste an der ganzen Geschichte ist jedoch, dass die komplette Pressemeute zu den Veranstaltungen reist, aber bereits Embargos von den Herstellern bekommen hat! Die Artikel gehen live, sobald das Event beginnt und niemand bekommt Fotos der Veranstaltung zu sehen – TV-Sender, YouTuber, Fotografen und Instagram-Influencer hatten nämlich im Voraus jede Menge Zeit, um für hochwertige Pressefotos zu posieren.
Was die Berichterstattung und den Content angeht, stellt sich einem deshalb die Frage:

Was verpasse ich überhaupt, wenn ich nicht zu diesen Events gehe?

Hätte mich VW nicht gebeten, am Livestream teilzunehmen und wäre es nicht günstiger gewesen, von Spanien über Genf zurück nach Berlin zu fliegen, hätte ich wahrscheinlich gar nicht erst teilgenommen. Der einzige Grund war für mich das Networking.

Das Beste an diesen Veranstaltungen ist nun einmal, dass man in kürzester Zeit eine Menge Leute kennenlernen kann.

Wie sieht die Zukunft aus?

Wenn ihr die Presseveranstaltung von Audi noch nicht gesehen habt, solltet ihr das unbedingt nachholen!

Ich persönlich bin nicht davon überzeugt, dass Audis Format das richtige ist. Ich muss aber zugeben, dass Audi nur ein paar Tage Zeit hatte, um das Ganze zu organisieren. Davon abgesehen wurden alle Klischees bedient: die Bühne wurde während der Enthüllung auf dramatische Weise beleuchtet, es wurden die wichtigsten Features angesprochen und den Zuschauern sollte das Gefühl vermittelt werden, als wäre es die fantastischste Ankündigung, die die Autobranche je gesehen hat.

Aber das ist an sich auch nicht verwerflich – schließlich möchte Audi seine Autos verkaufen und das geht bekanntlich nur, indem man für Hype sorgt.

Wenn Autoausstellungen eines Tages der Vergangenheit angehören sollen, müssen wir uns allen Tools in unserem digitalen Werkzeugkasten bedienen. In den nächsten beiden Monaten sind noch einige weitere Events geplant – und wer weiß, vielleicht sind digitale Ausstellungen ja wirklich die Zukunft!

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Nicole Scott