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Neuer Ansatz: Forscher züchten Bäume zur Gewinnung von Elektrizität

Bild: Johann Siemens
geschrieben von Felix Baumann

Es ist der 12. März 2020. Das Coronavirus hat nach wie vor die komplette Medienlandschaft im Griff… Die komplette Medienlandschaft? Nein! Unser heutiger Artikel soll sich mal nicht um die sich wiederholenden Fakten zu Covid-19 drehen. Stattdessen schauen wir auf eine interessante Forschung, über die das Magazin QUARTZ berichtet. Denn Forscher sind auf dem besten Weg Bäume zu Elektrizitätswerken umzufunktionieren.

Aber schauen wir zunächst auf das Problem. Kaum ein Zeitraum hat uns den fortschreitenden Klimawandel so vor Augen geführt, wie die letzten Monate. In Australien brannte es (dann ging das Land fast unter) und hierzulande hatten wir einen extrem milden Winter. Kein Wunder also, wieso die Reduzierung des CO2-Ausstoßes nach wie vor eines der wichtigsten Themen ist. Hierzulande sind wir bei der Nutzung von regenerativen Energien bereits ziemlich weit vorangeschritten, aufgrund von Protesten und Blockaden stockt aber der Ausbau von Wind- und Solarparks.

Die Zukunft gehört den regenerativen Energien.

Es ist nachvollziehbar, dass nicht jeder eine Windkraftanlage im Garten stehen haben will, trotzdem brauchen die Kraftwerke der Zukunft Platz. Forscher aus China, Italien und Japan haben möglicherweise eine nachhaltige Lösung entwickelt: Bäume. Denn neben einer gewissen Schönheit strahlt ein Baum auch eine kleine Menge an Elektrizität ab. Grund ist der triboelektrische Effekt, der auftritt, wenn verschiedene Materialien im Laub des Baumes aufeinandertreffen und Reibung erzeugen.

Wenn das Laub, das durch diesen Prozess positiv geladen ist, in Berührung mit dem Baumstamm (negativ geladen) kommt, entsteht kurzfristig eine elektrische Spannung. Das Forscherteam will diese Energie weiterverwenden und auf diesem Weg ein „biologisches Mikrogrid“ aufbauen.

Um dies zu erreichen, muss in die Genetik des Baums eingegriffen werden. Dazu wurde die Zweigbildung einer Ulme optimiert, die Blattdicke und -dichte erhöht und ein schädlingsabweisendes Gen hinzugefügt. Abschließend wurde die Wachstumsrate erhöht. Auch machte man sich Gedanken, wie man die Form verändern könnte, um möglichst viel Energie zu erzeugen. Das Ergebnis: Mutter Natur weiß am besten, wie es geht. Die aktuelle Form ist auch weiterhin die Beste.

[mg_blockquote cite=“Catalina Lotero – Mitarbeiterin des Forschungsteams“]When fully grown, one tree can power seven American houses. And Americans consume a lot of energy![/mg_blockquote]

Trotzdem ist die aktuelle Entwicklung mit Vorsicht zu genießen. Selbst wenn die Forschung glückt und wir Bäume als Elektrizitätswerk nutzen können, dann dauert es noch einige Jahrzehnte bis zum produktiven Einsatz. Eine Ulme benötigt bis zu 40 Jahre, um vollständig zu wachsen. Weiterhin stellen sich moralische Fragen: Sinkt die Diversität an Pflanzen, weil jeder nur noch Ulmen pflanzen möchte? Wie reagiert die Tierwelt auf die Veränderung? Soll ein Baum kommerzialisiert werden?

Wie ihr sehen könnt, steckt in der Natur deutlich mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Vielleicht sieht ja die Zukunft ziemlich verrückt aus: Mit dem E-Auto in der Stadt parken, Ladekabel aus dem Kofferraum holen und am nächsten Baum anstecken. Das Ganze natürlich bei einem CO2-Ausstoß von 0 Gram pro Kilowattstunde.

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Über den Autor

Felix Baumann

Felix Baumann ist seit März 2022 Redakteur bei BASIC thinking. Bereits vorher schrieb er 4 Jahre für den Online-Blog Mobilegeeks, der 2022 in BASIC thinking aufging. Nebenher arbeitet Felix in einem IT-Unternehmen und beschäftigt sich daher nicht nur beim Schreiben mit zukunftsfähigen Technologien.