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Donald Trump, die USA und Corona: So erlebt unsere US-Reporterin den Shutdown

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geschrieben von Marinela Potor

Die USA sind eine der größten Tech-Nationen dieser Welt. Doch wie stehen eigentlich die Amerikaner selbst zu all dem? Welche Trends begeistern sie, welche gehen völlig an ihnen vorbei? Genau darüber berichtet Marinela Potor – direkt aus den USA – in regelmäßigen Abständen im BASIC thinking US-Update. Diesmal beschreibt sie, wie sie momentan Corona in den USA unter Donald Trump erlebt. 

Corona in den USA zu erleben, fühlt sich für mich momentan so an, als würde ich einen gruseligen Apokalypse-Film anschauen. Man hat ständig ein unheimliches Weltuntergangs-Gefühl.

Corona in den USA: Eingeschlagen wie eine Bombe

Während die Corona-Krise nämlich in Europa schon ein großes Thema war, viele Freunde und Bekannte bereits im Home Office waren und mir sogar meine Eltern dazu rieten, ein paar zusätzliche Konservendosen und Klopapier (!) zu kaufen, schien die Pandemie hier noch sehr weit weg.


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Als Italiener bereits von Balkonen sangen und Deutsche auf Kreuzfahrtschiffen feststeckten, diskutierten die meisten US-Amerikaner noch über die demokratischen Präsidentschaftskandidaten und die anstehende Baseball-Saison.

Bis das Coronavirus schließlich wie eine Bombe einschlug. In Cincinnati, wo ich wohne, war das ausgerechnet Freitag, der 13. März. Jetzt war klar: Als nächstes sind die USA dran – und es wird richtig heftig.

Es gab nun ausdrückliche Reisewarnungen von den Behörden und der US-Regierung um Donald Trump, viele Hygiene-Tipps und noch mehr Gerüchte, vor allem über mögliche Ausgangssperren.

An diesem Tag war ich sogar im Supermarkt und solche Szenen habe ich noch nie gesehen.

Fast alles an Konservendosen, Tütensuppen, Chips und billigem Bier war schon weg. An der Fleischtheke kämpfte man um das letzte bisschen Hackfleisch und von der Klopapier-Situation will ich gar nicht erst anfangen zu berichten.

Ganz so dramatisch ist es jetzt, ein paar Wochen später, nicht mehr. Aber man spürt, wie verunsichert die Bevölkerung ist. Die Nachrichtenlage ändert sich täglich und viele sind in prekären Lebenssituationen.

Leben in der Geisterstadt

Denn anders als in Deutschland gibt es hier das Konzept der Kurzarbeit nicht. Präsident Donald Trump hat zwar gemeinsam mit dem US-Kongress Hilfsgelder für Unternehmen freigegeben.

Doch ein großer Teil der US-Bürger ist nicht fest angestellt. Viele arbeiten freiberuflich, ohne soziale Absicherung und werden nur dann bezahlt, wenn sie arbeiten. Genau deshalb stehen nun sehr viele Menschen ohne Löhne da. Sie fragen sich, wie sie die nächsten Wochen oder Monate über die Runden kommen sollen.

Auch kleine Betriebe trifft es hart. In Cincinnati meldet gefühlt jeden Tag ein anderes Unternehmen Insolvenz an.

Meine eigene Arbeitssituation hat sich natürlich wenig geändert, da ich schon seit fast zehn Jahren im Home Office bin. Doch im Alltag merke ich selbstverständlich auch, wie sich Cincinnati langsam aber sicher in eine Geisterstadt verwandelt.

Man sieht kaum noch Menschen auf den Straßen. Die Innenstadt ist wie leergefegt, Freizeiteinrichtungen wie Freibäder oder der Zoo sind und bleiben geschlossen. Gerichte, das Rathaus und Gefängnisse arbeiten derzeit auf Sparflamme. Nur die Supermarkt-Parkplätze sind proppevoll – und die Parks.

Da diese in Cincinnati sehr weitläufig sind, der Frühling gerade beginnt und man sonst natürlich nicht viel draußen tun kann, stürmen die Bewohner derzeit die vielen Parks, Wälder und Wanderwege der Stadt.

Die Schulen sind ebenfalls geschlossen und werden es wohl bis Schuljahresende im Mai bleiben. In Schulbezirken, in denen Eltern oder Schulen Computer für die Kinder zur Verfügung stellen können, gibt es noch Unterricht – per Videokonferenz. Der Rest? Hat Pech gehabt.

Es fühlt sich, ehrlich gesagt, etwas gruselig an. Und in Ohio ist die Situation noch verhältnismäßig „entspannt“.

Es wird schlimmer, bevor es besser wird

Ganz anderes sieht es in bevölkerungsreichen und -dichten US-Bundesstaaten wie New York, Louisiana oder Kalifornien aus. Die Krankenhäuser dort sind schon jetzt überfordert. Dem Personal fehlen Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte und viele Menschen sterben jeden Tag.

Erste Bundesstaaten wie Texas führen 14-tägige Quarantänen für Reisende aus den am stärksten betroffenen Staaten ein. Und dann gibt es natürlich die Staaten, in denen nahezu gar keine Schutzmaßnahmen gelten, wie etwa Alabama, Florida oder Tennessee.

Gerade in den Südstaaten sind derzeit viele Gouverneure der Meinung, dass sie keine strikten Maßnahmen brauchen, weil die Staaten so wenige Einwohner haben und diese sich über große Flächen verteilen. Social Distancing ist dort quasi auch ohne Corona der Normalfall.

Das sehen viele Nachbarstaaten wiederum komplett anders. So hat Kentucky gerade eine Reisewarnung für Tennessee ausgesprochen. Andere Bundesstaaten werden sicher folgen.

Und was macht eigentlich US-Präsident Donald Trump nun? Sein Verhalten ist zumindest interessant zu beobachten.

Als das Virus vorerst noch ein vornehmlich asiatisches Problem zu sein schien, schränkte er schon Flüge aus China ein, auch wenn die Weltgesundheitsorganisation dies als übertrieben empfand. Danach allerdings tat die Regierung wochenlang wenig bis nichts, um sich auf die nahende Krise vorzubereiten.

Im Moment hält Donald Trump tägliche Pressekonferenzen, die mehr wie Wahlkampf wirken. Er hat erkannt: Die Opposition kann im Moment aufgrund des Coronavirus gar nichts tun, um Wähler zu erreichen und so inszeniert er sich als Anführer der Stunde.

Journalisten haben darum schon angefangen diese Pressekonferenzen zu schwänzen. Dabei hat Trump mit einer Aussage sicher recht: Es wird erst schlimmer, bevor es besser wird.

Angst-Szenario: Martial Law

Die Fallzahlen steigen täglich. Selbst mit Ausgangssperren könnte Corona in den USA bis zu 240.000 Todesfälle fordern.

Aktuell kann man sich vor Ort nicht einmal wirklich testen lassen. Tests sind in Ohio derzeit nur für die am stärksten betroffenen Risikogruppen möglich. Die Tests müssen dann wiederum nach Washington D.C. geschickt werden. Das Ergebnis kann also sehr lange auf sich warten lassen.

Und dann schleicht seit einigen Tagen ein anderer Begriff über zweifelhafte E-Mails und SMS durchs Land: Martial Law. Genau das ist die absolute Horror-Vorstellung der US-Amerikaner. Gemeint ist damit ein Zustand, in dem das Chaos so groß ist, dass das Militär wie im Wilden Westen agieren muss.

Eine Horror-Vorstellung ist es aber nicht nur deshalb, weil die Menschen hier ihrer Regierung nicht besonders vertrauen.

Vielmehr wissen die US-Amerikaner, wie viele emotional instabile Menschen das Land hat, die auch noch relativ freien Zugang zu Waffen haben. Das könnte die ohnehin schon brenzlige Situation hierzulande zum Explodieren bringen.

Und dann hätte man ein sehr viel größeres Problem als Corona in den USA.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.