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Elektroauto-Challenge: „So entspannt bin ich noch nie Auto gefahren!“

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Elektroauto-Challenge Teil 2: Sind 2.000 km in der Zoe möglich? (Foto: Michael Bader)
geschrieben von Marinela Potor

Wie ist es mit dem Elektroauto in den Urlaub zu fahren? Noch dazu, wenn es lediglich 300 Kilometer Reichweite hat und man 2.000 Kilometer fahren will? Laut Michael Bader: tiefenentspannt. Der Ferienwohnungsvermieter aus Montenegro wagt gerade den Selbstversuch. Wir begleiten ihn auf seiner Fahrt. Heute haben wir mit ihm beim Ladestopp in Kroatien telefoniert. 

„Es ist sehr viel unkomplizierter als ich mir alles vorgestellt habe“, sagt Michael Bader am Telefon. Es ist 20 Uhr am Donnerstagabend und er macht gerade den letzten Ladestopp des Tages. Er hat noch ein Stück Strecke vor sich, bevor er in seinem Hotel in Split seine Renault Zoe über Nacht laden will.

Es ist das Ende der zweiten Etappe seiner persönlichen Elektroauto-Challenge: von Deutschland nach Montenegro im Elektroauto fahren.

Ein Tesla wäre in Montenegro nicht praktisch

Bader ist zum ersten Mal mit einem Elektroauto unterwegs und will wissen, wie es ist, damit lange Strecken zu fahren. Gekauft hat er die Renault Zoe in Deutschland für seine Feriengäste in Bar in Montenegro.

Hier vermietet Bader Ferienhäuser und hat sich vor Kurzem eine Ladestation für Gäste zugelegt. Den Nachhaltigkeitsgedanken wollte er dann aber weiterspinnen und Gästen auch ein Elektroauto als Mietwagen anbieten.

Nach längerer Suche hat er sich für die Renault Zoe entschieden. Die 300 Kilometer Reichweite reichen für das kleine Land an der Adria völlig aus, erklärt er.

„Ein Tesla wäre hier gar nicht so praktisch. Man kann auf den Landstraßen seltener schneller als 50 Kilometer pro Stunde fahren. Zudem sind tieferliegende Autos bei den rustikalen Straßen hier auch nicht optimal. Und mit 300 Kilometern Reichweite kommt man in Montenegro problemlos durchs ganze Land.“

Das Problem dabei: Einen Renaulthändler, der ihm den Akku verkaufen anstatt nur vermieten wollte, fand er dann in Hamburg.

Also hat Bader daraus eine Elektroauto-Challenge für sich selbst gemacht. Kann man mit der kleinen Renault Zoe 2.000 Kilometer von Deutschland nach Montenegro fahren?

Lade-Chaos? Überhaupt nicht!

Erfahrungswerte mit Elektroautos hatte Bader, wie gesagt, keine. So hat er sich entsprechend mit verschiedenen Apps eine Route mit reichlich Ladestopps herausgesucht. Zudem ausgerüstet mit dem Ladestationen-Navi im Auto und der Renault-Ladekarte eines Freundes startete er so am Dienstagvormittag seine Tour.

Das befürchtete Lade-Chaos ist ausgeblieben. „Ich hatte wirklich überhaupt keine Probleme“, erzählt er über seine bisherige Erfahrung. „Die Ladekarte konnte ich überall in Deutschland und Österreich nutzen und dort findet man überall Ladestationen, viele davon sogar kostenlos.“

So hat er beispielsweise bei IKEA, bei Lidl oder auch an einer Solarladestation aufgeladen. Bei der geringen Kapazität der Zoe dauerte das allerdings auch immer eine oder zwei Stunden, je nachdem wie viel Bader laden wollte. In dieser Zeit war Michael Bader dann entweder essen oder Kaffee trinken oder – shoppen.

„Also bei IKEA habe ich mir ein paar Kissen gekauft und im Supermarkt war ich einkaufen. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Ladezeit zu lang war“, berichtet er.

Sicher, über eine kürzere Ladezeit hätte er sich auch nicht beschwert. Andererseits: „So entspannt bin ich noch nie Auto gefahren“, gesteht er. Und das, obwohl er angeblich der ungeduldigste Mensch der Welt sei.

Dennoch findet er: Wenn man alle paar hundert Kilometer das Auto aufladen muss, macht man automatisch regelmäßig Pausen und kann sich gut erholen.

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So tiefenentspannt wie im Elektroauto war Michael Bader selten unterwegs. (Foto: Michael Bader)

Allerdings: Man sollte schon mit der Einstellung losfahren, dass der Weg das Ziel sei und auch Spaß am Autofahren haben, sagt Michael Bader.

Ladestopps kosten Zeit

Von Dienstag bis heute hat er nämlich zwölf Ladestopps gemacht. In der Summe ist er damit einen Tag länger unterwegs als er es normalerweise mit seinem Verbrenner ist.

Ihm macht das nichts aus. Doch wer einfach nur schnell ans Urlaubsziel kommen soll, sollte das entsprechend mit einkalkulieren, auch wenn Bader wesentlich öfter geladen hat als es wirklich notwendig war.

Einmal beispielsweise wollte er testen, wie das Laden in Slowenien ist. Hier hatte er dann auch zum ersten Mal Probleme. Die erste Ladesäule, die er ansteuerte, funktionierte nicht. 20 Kilometer später fand er zwar eine andere Ladestation.


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Hier kostete das Laden allerdings saftige 25 Cent pro Minute. So empfiehlt er denn auch: „Es ist wahrscheinlich besser durch Slowenien durchzufahren. Bei dem kleinen Land ist das durchaus machbar.“

Urlaubsfahrt im Elektroauto will (etwas) geplant sein

Nun hat Michael Bader seine komplette Route mit Ladestopps vorab genau geplant. So konnte er relativ entspannt in Sachen Reichweite unterwegs sein.

Doch könnte man auch einfach losfahren und sich nur auf das Navi im Auto verlassen, um Ladestationen zu finden? „Soweit ich das auf dieser Strecke erlebt habe, würde ich fast sagen, ja“, sagt Bader, „zumal es beispielsweise in Kroatien an jeder Tankstelle entlang der Autobahn kostenlose Ladestationen gibt.“

Diese seien so neu, dass sie in seinen Apps noch gar nicht auftauchten. Doch so völlig spontan sollte eine Urlaubsfahrt im Elektroauto auch nicht sein, insbesondere bei einer derart geringen Reichweite.

Auch für den Familienurlaub ist die Renault Zoe sicher nicht ideal, gibt Bader zu. Denn während häufige Ladestopps für Erwachsene vielleicht angenehm sind, kann man sich sehr gut vorstellen, dass die Kleinen früher oder später anfangen zu quengeln.

Allerdings würden die wenigsten Familien wahrscheinlich mit dem Kleinwagen Zoe verreisen. Und bei größeren Elektroautos sind Reichweite und Ladezeit auch verdaulicher für längere Strecken.

„Was soll schon auf den letzten Kilometern passieren?“

Heute steht das letzte Stück seiner Elektroauto-Challenge an. Von Split geht es für Michael Bader nach Hause, nach Bar. Er hat für die rund 400 Kilometer zwei Ladestopps geplant. Davon berichtet er dann auch live auf Facebook.

Am Abend wird er dann endgültig wissen, ob sein Selbstversuch auch glückt. Doch er zeigt sich zuversichtlich: „Wenn es bis hierhin so gut geklappt hat, was soll dann schon noch auf den letzten Kilometern passieren?“

Wir drücken die Daumen – und berichten dann, wie seine Reise letztlich ausgegangen ist.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

3 Kommentare

  • Er ist Dienstagvormittag gestartet und immer noch unterwegs? Entschuldigung, aber mit dem Verbrennen wäre ich spätestens am Mittwochvormittag angekommen. Und dann ist man während der Ladephasen noch dazu „gezwungen“ irgendwo sein Geld zu lassen um sich die Zeit zu vertreiben… Naja! So praktisch die Zoe für den Kurzstreckenverkehr auch sein mag, für solche Strecken ist sie gänzlich ungeeignet.

    • Wir sprechen hier ja nicht von 2.000 km deutscher Autobahn und einer komplett staufreien Strecke. Michael Bader brauchte für die Strecke mit seinem Verbrenner bislang 2 Übernachtungen, also auch schon sehr gemütlich. Er war also nie am Mittwoch Vormittag am Ziel. Aber jeder Autofahrer fährt auch anders. Wie er selbst sagt, der Weg muss auch das Ziel bei so einer Fahrt mit der Zoe sein, die definitiv kein Langstrecken-Auto ist. Was das Geld angeht, für einen Großteil der Ladestopps war Bader an kostenlosen Ladestationen, aber die endgültige Bilanz zu Ausgaben werden wir uns dann im nächsten Artikel nach seiner Ankunft anschauen.

    • Lieber Peter, das musst du mir aber mal vormachen, wie du 2.000 Kilometer, wovon 500 Kilometer Landstrasse mit Schnitt 50 km/h sind und ausser Deutschland überall Geschwindigkeitsbegrenzungen sind, in höchstens 24 Stunden schaffst? Das ist alleine schon rechnerisch nicht möglich. Und von Staus, Grenzübergängen etc mal ganz abgesehen, auch praktisch nicht. Ich wurde im Übrigen auch nirgends gezwungen „mein Geld zu lassen“. Was spricht dagegen, einen Tankstop mit einem Einkauf zu verbinden? „Gänzlich“ ungeeignet kann ich ebenfalls nicht bestätigen. Wenn der Weg das Ziel ist – warum nicht?