OnePlus hat es geschafft, ein großartiges Nischenprodukt für Smartphone-Enthusiasten zu entwickeln. Auch ich verwende gerne OnePlus-Geräte, doch in erster Linie bin ich Tech-Journalistin und Early Adopter. Top-Hardware und günstige Preise – das sind die Wurzeln von OnePlus. Flagship-Killer entwickelt OnePlus schon seit einigen Jahren nicht mehr. Es überrascht mich deshalb nicht, dass das OnePlus 8T und die umfangreichen Änderungen an OxygenOS 11 darauf hindeuten, dass sich OnePlus in Richtung Mainstream bewegt.
Das OnePlus Nord war der erste Schritt in diese Richtung und es ist klar, dass die Reise mit dem 8T nun weiter geht.
Das OnePlus 8T scheint jedoch eine Identitätskrise zu haben.
Diesen Artikel zu verfassen war nicht ganz leicht, denn meine Meinung ist ziemlich zwiespältig – Grund dafür ist vor allem der günstige Preis des neuen Google Pixel. Flagship-Killer produziert OnePlus schon seit Längerem nicht mehr.
Das OnePlus 8T weist viele Eigenschaften eines klassischen Flagship-Modells auf. Das Display ist erstklassig und bietet eine Bildwiederholrate von 120 Hz sowie ein JNCG-Verhältnis (Just Noticable Color Difference) von 0,55. Das 65-Watt-Ladegerät im Lieferumfang funktioniert auch bei Laptops. In nur 39 Minuten lässt sich der Akku des OnePlus 8T vollständig aufladen – 12 Wärmesensoren sorgen dafür, dass alles im grünen Bereich bleibt. Der Qualcomm Snapdragon 865 mit 5G-Support, 12 GB RAM, 256 GB UFS 3.1-Speicher und WiFi-6-Kompatibilität sind auch mit von der Partie. Die Vierfachkamera besitzt eine Weitwinkelkamera mit einem Sichtfeld von unglaublichen 123 Grad. Die Kamera kann sich problemlos mit der Konkurrenz messen und der verbesserte Nachtmodus der Standardkamera ist äußerst beeindruckend!
Das OnePlus 8T bietet alles, wonach die OnePlus-Community sucht: ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und High-End-Hardware. Diese Early-Adopter-Herangehensweise von OnePlus hatte aber noch nie sonderlich positive Auswirkungen hinsichtlich der Verkaufszahlen.
Trotz der brandneuen High-End-Hardware zeichnet sich ab, dass sich das OnePlus 8T in Sachen Software in Richtung Mainstream bewegt – zumindest halbwegs.
OxygenOS 11
Von Anfang an konzentrierte sich OnePlus daruaf, eine übersichtliche Benutzeroberfläche ohne Bloatware zu entwickeln. Die Zielgruppe waren Tech-Enthusiasten – daran versuchten sich auch andere chinesische Smartphone-Hersteller, doch OnePlus schaffte es, sich von der Masse abzuheben.
OxygenOS 11 ändert nun einiges am Erscheinungsbild des Betriebssystems, um es auch für Mainstream-Nutzer ansprechend zu gestalten.
OnePlus ist der Meinung, dass Smartphone-Nutzer ihre Geräte auf zwei verschiedene Arten verwenden: für wenige Sekunden, um beispielsweise eine Benachrichtigung anzusehen oder etwas im Internet zu suchen, oder für längere Zeit, um sich beispielsweise Inhalte anzusehen. OxygenOS 11 konzentriert sich vor allem auf Ersteres – und zwar mit kräftigen Farben, mit denen sich Informationen leichter auf den ersten Blick erkennen lassen.
Es wird aber deutlich, dass sich OnePlus mit dem 8T noch nicht ganz dem Mainstream verschrieben hat. Das High-End-Smartphone richtet sich weiterhin an Poweruser, doch in Sachen Software geht der Hersteller einige Kompromisse ein, um auch Mainstream-Käufer anzusprechen.
OxygenOS 11 setzt das Zeichen für einen Wandel
Unter Smartphone-Enthusiasten ist die Marke sehr bekannt, doch der Marktanteil von OnePlus ist winzig. Genau das ist der Grund, weshalb OnePlus dem Mittelklasse- und Budget-Segment nun mehr Aufmerksamkeit schenkt – die Software spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, Mainstream-Kunden anzusprechen.
Vor diesem Hintergrund sind die Änderungen an OxygenOS 11 durchaus sinnvoll. Die Poweruser-Community möchte aber weiterhin ein Wörtchen mitreden und OnePlus konzentriert sich darauf, OxygenOS für alle Nutzer zu verbessern.
Eine Sache ist klar, OnePlus bietet noch immer das, was OxygenOS 11 für Smartphone-Enthusiasten so interessant macht: die Anpassbarkeit von Android.
Der flache Designtrend für 2021 spiegelt sich im flachen Display des OnePlus 8T wider.
Wir hoffen, dass das Zeitalter der geschwungenen Displays nun endgültig vorüber ist – diese Art von Displays kostet nicht nur mehr, sondern ist auch anfälliger für versehentliche Berührungen und Spiegelungen. Auch die Sache mit dem Wasserschutz gestaltet sich bei geschwungenen Displays schwieriger.
Marketing-Teams lieben die geschwungenen Displays – dass sich OnePlus beim 8T für ein flaches Display entschieden hat, scheint wohl eher eine Kostensache zu sein.
Der Weg in Richtung Mainstream ist kein leichter
OnePlus versucht aus dem Google Pixel-Debakel zu lernen. Sobald ein Smartphone zu viele Features hat, wird dem Durchschnittsnutzer etwas unwohl. Das widerspricht jedoch der grundlegenden Philosophie von OnePlus – deshalb bin ich auch etwas zwiegespalten, was das OnePlus 8T angeht.
Wenn OnePlus wirklich zum Mainstream werden möchte, muss der Hersteller seine Strategie rund um Dinge wie Wireless Charging und andere High-End-Features, die den Preis nach oben treiben, überdenken. OnePlus-Käufern wird das zunächst nicht gefallen – genau deshalb hat OnePlus das Nord auf den Markt gebracht. Das OnePlus 8T fühlt sich dagegen an wie ein Gerät, das zwischen den Stühlen steht – auf der einen Seite Mainstream, auf der anderen die Poweruser-Community.
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