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So viel Geld zahlen Spotify, Amazon und Co. pro Stream an Künstler

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Obwohl Napster das meiste Geld pro Stream zahlt, ist die Plattform nicht sehr attraktiv. (Foto: Unsplash.com / Matthew Kalapuch)
geschrieben von Christian Erxleben

Die Einnahmen aus dem Musik-Streaming machen inzwischen fast 64 Prozent aller Umsätze von Künstlern aus. Doch: Welche Plattform zahlt pro Stream den besten Preis? Und: Sind diese Plattformen für Musiker auch am lukrativsten? Eine Analyse.

Im Jahr 2019 haben Künstler durch Konzerte, CD-Verkäufe, Merchandising und Co. insgesamt 11,1 Milliarden US-Dollar eingenommen. Der größte Anteil der Umsätze entfällt dabei jedoch auf das Musik-Streaming. Damit haben Musiker 7,1 Milliarden US-Dollar – oder 63,6 Prozent – verdient.

Zum Vergleich: CD-Verkäufe waren im Jahr 2019 noch für 614,5 Millionen US-Dollar (5,5 Prozent) verantwortlich. Ein Jahrzehnt zuvor im Jahr 2009 lag der Anteil noch bei 55,2 Prozent und 4,3 Milliarden US-Dollar Umsatz.

So viel Geld zahlen Spotify, Amazon und Co. pro Stream

Die Entwicklung zieht mehrere Konsequenzen nach sich. Die Wichtigste: Wenn Künstler das Musik-Streaming ignorieren, verschließen sie sich der größten Einnahmequelle. Zumal sich die Verhältnisse in den nächsten Jahren noch stärker zu Spotify, Amazon und Co. verschieben werden.

Eine entscheidende Frage für Musiker ist natürlich, wie viel Geld ein Anbieter pro erfolgtem Stream zahlt. In der Regel gilt ein Lied als „gestreamt“, wenn ein Nutzer 30 Sekunden des Stücks gehört hat.

Die Security-Experten von Atlas VPN haben ausgewertet, wie viel Geld ein Sänger oder eine Band pro einer Million gestreamten Songs verdient.

  1. Napster: 9.160 US-Dollar (0,00916 US-Dollar pro Stream)
  2. Apple Music: 6.750 US-Dollar (0,00675 US-Dollar pro Stream)
  3. Deezer: 5.620 US-Dollar (0,00562 US-Dollar Pro Stream)
  4. Amazon Music: 4.260 US-Dollar (0,00426 US-Dollar pro Stream)
  5. Spotify: 3.480 US-Dollar (0,00348 US-Dollar pro Stream)
  6. Pandora: 2.030 US-Dollar (0,00203 US-Dollar pro Stream)
  7. YouTube: 1.540 US-Dollar (0,00154 US-Dollar pro Stream)

Wer also lediglich auf die Ausschüttung achtet, sollte meinen, dass Napster bei Musikern die beliebteste Plattform ist. Schließlich zahlt der Dienst ungefähr das Dreifache von Spotify und fast das Sechsfache von YouTube.

So viele zahlende Nutzer haben Napster, Spotify und Co.

Selbstverständlich genügt diese Perspektive noch nicht, denn eine gute Bezahlung alleine hat noch keinen sonderlich hohen Stellenwert. Der zweite, entscheidende Faktor ist dabei die Anzahl der zahlenden Nutzer auf der einen Seite und die Anzahl der Gesamtnutzer auf der anderen Seite.

Dabei sieht das Verhältnis anders aus:

  1. Spotify: 299 Millionen Nutzer (138 Millionen zahlende Nutzer)
  2. Apple Music: 68 Millionen Nutzer (68 Millionen zahlende Nutzer)
  3. Amazon Music: 55 Millionen Nutzer (55 Millionen zahlende Nutzer)
  4. YouTube: 2 Milliarden Nutzer (20 Millionen zahlende Kunden)
  5. Deezer: 16 Millionen Nutzer (7 Millionen zahlende Nutzer)
  6. Pandora: 60,9 Millionen Nutzer (6,2 Millionen zahlende Nutzer)
  7. Napster: 32 Millionen Nutzer (2,5 Millionen zahlende Nutzer)

In beiden Kategorien reiht sich Napster auf den hinteren Plätzen ein. Und auch YouTube kann trotz zwei Milliarden Nutzern und zugleich nur 20 Millionen zahlenden Kunden nur eine niedrige Auszahlungsquote aufweisen.

Musik-Streaming als regelmäßiges Gehalt: So viele Streams benötigst du für rund 3.000 Euro im Monat

Setzt man die Zahlen also ins Verhältnis sind Apple Music, Amazon Music und Spotify die attraktivsten Streaming-Dienste für Künstler.

Zuletzt wollen wir uns noch anschauen, wie viele Streams pro Monat ein Musiker benötigt, um sich durch seine Kunst einen monatlichen Brutto-Lohn in Höhe von rund 3.100 Euro auszuzahlen.

Während der Wert bei Apple Music bei 550.222 Streams liegt, kommt Amazon Music auf 871.830 Streams und Spotify auf 1,067241 Millionen Streams. Auf YouTube liegt der Wert schon bei über 2,4 Millionen Streams.

Im Idealfall verzichten Bands also auf exklusive Deals mit einzelnen Plattformen und maximieren ihre Umsätze durch eine möglichst breite Streuung. Dabei sollte der Fokus nicht nur auf der Bezahlung pro Stream liegen. Viel interessanter ist das Verhältnis von zahlenden Nutzern zur Bezahlung pro Stream.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.

5 Kommentare

  • Hallo Christian,

    eine Frage stellt sich mir immer, wenn von dem Anteil „zahlender Nutzer“ die Rede ist.
    Bedeutet dass, die Künstler erhalten nur Streams von Nutzern mit Bezahlabo vergütet?
    Dann wären ja alle anderen komplett umsonst, obwohl die Anbieter in so einem Fall ja zumindest Werbung schalten?

    Danke und viele Grüße
    Stephan

  • Vorab vielen Dank für den sehr informativen und vor allem aktuellen Artikel. Es ist in der Tat gar nicht so einfach, im Internet aktuelle Berichterstattung zur Vergütung von Streamingdiensten zu erhalten.

    Eine Frage wäre bei mir trotzdem noch offen bzw. rege ich in diesem Zusammenhang mal zur Abverfolgung an: Deezer hat vor einiger Zeit (liegt viele viele Monate zurück) das “User Centric Payment System” vorgestellt. Ich als lediglich Nutzer fand das super interessant, vor allem aber sehr fair. Ohnehin bin ich grundsätzlich davon ausgegangen, dass diejenigen mein Geld / Monatsbeitrag, deren Musik ich auch höre.

    Enttäuscht musste ich dann aber feststellen, dass von meinem Monatsbeitrag auch nicht zu knapp Anteile an die Großen im Geschäft geht, obwohl ich die gar nicht höre. Das müsste mir mal jemand genauer erklären, warum ich wohlmöglich Geld an Capital Bra und Konsorten zahle, obwohl ich mit denen NULLKOMMANIX anfangen kann – im Gegenteil, sogar eine Marktsäuberung diesbezüglich begrüßen würde.

    Um also wirklich sicherzustellen, dass meine Favoriten auch mein Geld bekommen, muss ich mich eher Patreon und Bandcamp bedienen.

    Ja, das wäre mal interessant, wie da der aktuelle Sachstand ist – und wo es genau hakt, dass es noch nicht umgesetzt wurde. Ansonsten aber vielen Dank für den Artikel. 🙂