Wirtschaft

Rekord-Nutzerzahlen: Warum ist Spotify so erfolgreich?

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Spotify ist mit Abstand der erfolgreichste Musikstreaming-Dienst. (Foto: Unsplash.com / heidifin)
geschrieben von Vivien Stellmach

Die Spotify-Nutzerzahlen brechen neue Rekorde: Nach dem Start in Russland im Juli 2020 nutzen mittlerweile rund 320 Millionen Menschen den schwedischen Streaming-Dienst. Doch was macht ihn so erfolgreich? Wir schauen uns die Hintergründe dazu einmal genauer an.

Seit Juli 2020 ist Spotify in Russland und zwölf weiteren osteuropäischen Staaten verfügbar. Der schwedische Musikstreaming-Dienst hatte ursprünglich prognostiziert, nach dem Russland-Start die Grenze von 300 Millionen monatlich aktiven Nutzern zu knacken.

Nun verkündet das Unternehmen, dass jetzt schon 320 Millionen Menschen Spotify nutzen.


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Auch bei den kostenpflichtigen Nutzern gibt es einen deutlichen Aufwärtstrend. Spotify verzeichnet im Moment 144 Millionen Abo-Nutzer. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von 27 Prozent.

Das übertrifft sämtliche Prognosen. Damit ist auch klar: Spotify dominiert den Musikstreaming-Markt.

Spotify: Keine Chance für die Konkurrenz – trotz Millionenverlust

Im Januar 2020 schrieb die Financial Times noch, dass rund 55 Millionen Menschen Amazon Music nutzen. Und Apple Music zählt laut der französischen Tech-Plattform Numerama etwa 60 Millionen Abonnenten.

Der Vergleich zeigt, dass selbst die größten Musikstreaming-Konkurrenten nicht einmal annähernd an die Spotify-Nutzerzahlen heranreichen. Das schwedische Unternehmen liegt mit weitem Abstand an der Spitze.

Der Unternehmensumsatz wuchs im dritten Quartal 2020 im Jahresvergleich außerdem um 14 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro und im Vergleich zum zweiten Quartal um fünf Prozent. Allerdings hatte Spotify auch einen Verlust von 101 Millionen Euro aus dem vierten Quartal 2019 / 2020 mitgebracht.

Den größten Umsatz generiert der Dienst mit Abos. Allerdings ist hier durch günstigere Angebote in einkommensschwächeren Ländern der Umsatz pro Abo (im Schnitt 4,19 Euro) in diesem Quartal im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent zurückgegangen.

Von den anfänglichen Werbeeinbrüchen im Corona-Jahr hat sich das Unternehmen mittlerweile wieder erholt. Der Trend geht also wieder aufwärts.

Doch warum ist Spotify allen anderen Streaming-Diensten so haushoch überlegen?

Warum ist Spotify trotz Kritik so erfolgreich?

Immerhin findet die Öffentlichkeit nicht immer nur gute Töne für das Unternehmen.

Zuletzt musste CEO Daniel Ek zum Beispiel massiv Kritik über sich ergehen lassen, nachdem er forderte, dass Künstler für bessere Tantiemen „einfach mehr arbeiten“ sollten.

Trotzdem gibt es hauptsächlich drei Gründe, die den nachhaltigen Triumph erklären.

Ek war zur richtigen Zeit mutig

Spotify wurde 2006 in Stockholm gegründet. Der Musikstreaming-Markt florierte damals noch gar nicht. Nach dem Napster-Niedergang galten Online-Musikangebote als tot. Und es gab keine Anzeichen dafür, dass sich das bald ändern sollte.

Doch Ek war zur richtigen Zeit mutig genug, sich in das Musikstreaming-Business zu stürzen und ein neues Modell auszuprobieren.

Vor 14 Jahren gab es beispielsweise bei iTunes nämlich nur die Möglichkeit, für Songs einzeln zu bezahlen und sie in der privaten Datenbank digital zu speichern.

Spotify bot Musikfans hingegen die Möglichkeit, kostenlos auf eine riesige Musikbibliothek zuzugreifen. Das Erstellen von Playlists war damals zwar noch nicht so beliebt wie heute, aber ebenfalls schon möglich.

Zwei Jahre später konnte das Unternehmen mithilfe von einigen Musikkonzernen in mehrere europäische Länder expandieren. Das Erfolgsmodell nahm seinen Lauf.

Spotify und seine Freemium-Strategie

Der zweite Grund für Spotifys Erfolg ist seine Freemium-Strategie. Nutzer können den Streaming-Dienst kostenlos nutzen, wenn sie mit Werbeunterbrechungen einverstanden sind.

Die Basisversion ist ideal für Menschen, die weniger Musik konsumieren und sich nicht von Werbung stören lassen. Nutzer, die viel Musik hören, können sich für 9,99 Euro im Monat einen Premium-Account zulegen.

Mittlerweile hat Spotify zudem ein Familien-Abonnement eingeführt. Für 14,99 Euro im Monat erhalten bis zu sechs Familienmitglieder ein eigenes Spotify-Premium-Konto.

Die monatlichen Kosten für den einzelnen Nutzer bewegen sich hier also zwischen rund 7,50 Euro bei zwei Familienmitgliedern und nur rund 2,50 Euro bei voller Auslastung.

Spotify spricht mit seinem Freemium-Modell also gleich drei große Zielgruppen an: gelegentliche Hörer mit der kostenlosen Basis-Variante, große Streaming-Fans mit dem Premium-Account und ganze Haushalte mit dem Familien-Abonnement.

Spotify betreibt Aufmerksamkeitsmarketing

Spotifys dritter Erfolgsfaktor führt uns zurück zur Kritik an Eks kontroversem Künstler-Statement. Das Unternehmen drückt 70 Prozent seiner Einnahmen an Plattenfirmen als Rechteinhaber ab. Doch davon kommt bei den Musikern nur sehr wenig an.

Spotify zahlt nämlich nur 0,00348 US-Dollar pro Stream. Künstler verdienen demnach pro einer Million gestreamten Songs nur 3.480 US-Dollar. Im direkten Vergleich mit Napster, Apple Music und Co. liegt der schwedische Dienst damit nur auf Platz fünf.

Allerdings wirbt das Unternehmen auch nicht mit seinen Tantiemen, sondern betreibt vielmehr Aufmerksamkeitsmarketing. Spotify schenkt Künstlern eine Plattform, mit der sie extrem viele Menschen und damit potenzielle neue Fans erreichen können.

Dieses Marketing zahlt sich vor allem für kleine Bands und Künstler aus. Stars wie Ed Sheeren sind nicht mehr auf den Streaming-Dienst angewiesen, um neue Fans zu gewinnen. Doch gerade unbekannten Bands bietet der Streaming-Dienst eine große Möglichkeit, ihre Musik zu präsentieren und sich beispielsweise durch vorgestellte Playlisten hervorzuheben.

Andersherum macht es Spotify damit auch Nutzern sehr einfach neue Musik zu entdecken. Bis zu einem gewissen Punkt hat der Streaming-Dienst damit sogar eine wichtige Aufgabe übernommen, die früher vor allem Musikmagazine erfüllt haben: Fans neue Künstler vorzustellen.

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Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.