Wirtschaft

Warum wir unsere Kollegen ausreden lassen sollten – und was das bringt

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Gute Gesprächsführung erfordert die Fähigkeit, zuzuhören und geduldig zu sein. (Foto: Unsplash.com / wocintechchat.com)
geschrieben von Vivien Stellmach

Gute Kommunikation ist entscheidend für Erfolg im Berufs- und Privatleben. Dabei ist es auch wichtig, unsere Kollegen ausreden zu lassen. Wir zeigen dir, welche positiven Effekte entstehen, wenn wir niemanden unterbrechen – und geben Tipps für eine bessere Gesprächsführung.

Wahrscheinlich haben wir uns alle schon einmal im Gespräch von einem Kollegen unterbrechen lassen – oder einen Kollegen selbst unterbrochen, weil uns plötzlich ein Gedankenblitz kam und wir es nicht abwarten konnten, ihn zu teilen.

Kommunikation ist eine Kunst – und die bezieht sich nicht nur auf unsere Sprache. Auch die Art unserer Gesprächsführung gehört dazu.


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Lassen wir andere Menschen ausreden oder grätschen wir dazwischen? Strahlen wir Souveränität aus oder laden wir Kollegen mit unsicherem Verhalten dazu ein, uns zu unterbrechen?

In diesem Artikel wollen wir uns ansehen, wie eine souveräne Gesprächsführung aussieht – und welche deiner Verhaltensweisen du dir dazu bewusst machen solltest.

Souveräne Gesprächsführung: Du bist verantwortlich

Das Wort Gesprächsführung sagt es schon: Du führst ein Gespräch mit deinem Gesprächspartner – sei es mit deinem Chef, deinem Kollegen oder vielleicht deinem Praktikanten, der unter deiner Leitung für dich arbeitet. Du bist für dein Gespräch verantwortlich.

Das Problem, das viele Menschen dabei haben: Kommunikation ist für sie so alltäglich und selbstverständlich, dass sie sich keine Gedanken darüber machen, wie sie überhaupt auftreten, auf andere Menschen wirken und welche Worte sie verwenden.

Das sollten wir uns aber unbedingt einmal bewusst machen. Wenn wir uns unsicher fühlen, werden Kollegen uns im Gespräch viel eher unterbrechen als wenn wir selbstbewusst auftreten und unseren Standpunkt sicher und mit klaren Worten vertreten.

Und andersherum wird es uns zunächst kaum auffallen, wenn wir ungeduldig sind und unsere Kollegen selbst unterbrechen. Andere Menschen ausreden zu lassen, zeugt von Höflichkeit, Respekt und Selbstkontrolle. Das sollten wir uns einmal bewusst machen.

Wenn wir unsere Mitmenschen unterbrechen, sagt das also viel mehr über uns selbst als über die anderen aus. Egal auf welcher Seite du stehst: Du bist immer selbst verantwortlich.

Aufmerksamkeitsspanne von professionellen Zuhörern liegt bei elf Sekunden

Höflichkeit, Respekt und Selbstkontrolle sind Werte, die auf eine souveräne Gesprächsführung zurückfallen. Aber warum sollten wir unsere Kollegen noch ausreden lassen?

Der Guardian hat in einem Bericht erklärt, dass die durchschnittliche Hördauer laut dem Gottman-Institut in Seattle von professionellen Zuhörern vor drei Jahren 20 Sekunden betrug. Heute sind es nur noch elf Sekunden – elf!

Die Aufmerksamkeitsspanne und Konzentration im Gespräch hat sich also halbiert – und das bei Therapeuten, Ärzten, Führungskräften, Lehrern und Beratern. Eine mögliche Ursache dafür sind die digitalen Medien und die mit ihnen einhergegangene Reizüberflutung. Und dagegen sollten wir etwas tun.

Gesprächsführung: Warum wir unsere Kollegen ausreden lassen sollten

Wenn wir im Gespräch unterbrochen werden oder selbst jemanden unterbrechen, schmälert das unser Denken. Wir werden regelrecht aus dem Moment herausgerissen, unsere Konzentration schwindet und wir treffen folgend keine klaren Entscheidungen mehr.

Und das Unterbrechen wirkt sich auch auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Wer den anderen nicht ausreden lässt, schenkt ihm das logischerweise nicht genug Raum, sich auszudrücken. In dem Moment fühlen wir uns beschnitten.

Allerdings sollten wir nicht aus der Opfer-Perspektive auf das Thema blicken. Wenn uns jemand nicht ausreden lässt, spiegelt er uns nämlich etwas wider – unser eigenes Auftreten. Denn wir müssen erst ausstrahlen, dass es in Ordnung ist, uns unterbrechen zu lassen.

Und das hat etwas mit Selbstliebe und Selbstrespekt zu tun. Wenn wir also wütend sind, dass uns jemand unterbricht, sind wir eigentlich wütend auf uns selbst – weil wir es zugelassen haben. Uns das bewusst zu machen, gibt uns die Chance, uns selbst zu ändern.

Die buddhistische Floskel „Sei du selbst die Veränderung, die du in deiner Welt sehen willst“ greift also auch in der Gesprächsführung. Entwickle ein neues, respektvolles Selbstbild und lasse deine Kollegen bewusst ausreden. Dann lässt man auch dir genug Raum für deine Kommunikation.

Tipps für eine bessere Gesprächsführung

Nun gibt es natürlich auch konkrete Tipps, die du in einem Gespräch beachten und umsetzen kannst.

Es ist zum Beispiel hilfreich, nur auf Wunsch einen Rat zu geben beziehungsweise deinen Gegenüber zu fragen, ob du ihm einen Rat geben darfst. Denn auch wenn wir etwas besser wissen: Du kannst das Pferd nur zum Wasser führen, trinken muss es selbst.

Im Klartext heißt das: Wenn wir nicht offen für einen Ratschlag sind, kann er noch so gut sein – wir werden ihn nicht annehmen. Um einen Konflikt zu vermeiden und nicht unnötig Energie zu verschwenden, vergewissere dich also erst einmal, ob dein Gegenüber deinen Rat haben möchte.

Zudem kannst du natürlich nur aus deiner eigenen Perspektive sprechen. Achte darauf, nicht unbewusst auch für andere zu sprechen oder deine Meinung als selbstverständlich anzusehen. Dazu gehört natürlich auch, andere Meinungen zu respektieren.

Am wichtigsten für dich selbst ist es dabei, konzentriert zu bleiben und deinen Standpunkt zu vertreten. Höre dir andere Ansichten an und sei offen für konstruktive Diskussionen.

Lasse dich aber nicht von deiner Meinung abbringen, wenn du intuitiv der Überzeugung bist, dass sie richtig (für dich) ist. Kenne und vertrete deine Ziele und Prioritäten.

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Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.