Facebook, Instagram, Twitter, Snapchat: Eigentlich verbinden wir mit jeder dieser Plattformen – und natürlich auch mit allen anderen Diensten – einige Besonderheiten. Doch diese Spezifikationen verschwimmen. Deshalb frage ich: Wer braucht eigentlich noch soziale Netzwerke? Ein Kommentar.
Stell dir einmal vor, dass du Kaffee liebst – oder Tee oder was auch immer du gerne trinkst. Um dein favorisiertes Getränk zuzubereiten, benötigst du eine spezielle Kaffeemaschine – oder eben ein entsprechendes Äquivalent.
Es gibt eben nur dieses eine Gerät, das dir helfen kann, dass du dein Lieblingsgetränk genießen kannst. Das ist einerseits exklusiv und schließt anderseits aus, das auch Menschen, die nur einen Apfelsaft trinken wollen, deine Maschine kaufen.
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Doch mit der Zeit gibt es immer mehr Anbieter, die dir dabei helfen, deinen Kaffee zuzubereiten. Manche Geräte sind größer, andere kleiner. Doch eines haben eigentlich alle gemeinsam: Sie bieten dir in leicht abgewandelter Form die Funktion, die du nutzen möchtest.
Dann stellt sich doch die Frage: Welchen Anbieter soll ich nutzen? Und: Wenn doch alle Anbieter die gleichen Funktionen bieten: Warum soll ich dann überhaupt noch mehrere Maschinen besitzen?
Soziale Netzwerke – oder: Finde den Unterschied
Genau vor diesem Dilemma stehen derzeit soziale Netzwerke. Und die Schuld daran tragen sie selbst. Machen wir doch ein Spiel daraus.
Was ist Twitter? Ein Kurznachrichtendienst mit einer Zeichenbegrenzung. Was ist LinkedIn? Ein Karriere-Netzwerk für den beruflichen Austausch und die Job-Suche. Was ist Instagram? Ein Bildernetzwerk für private Eindrücke und Bilder. Was ist YouTube? Die universelle Video-Plattform.
So oder so ähnlich könnten die Antworten der meisten Menschen lauten, wenn man sie zu den entsprechenden Funktionen befragt.
Und genau diese Besonderheiten und Eigenheiten waren es, die jede Plattform so attraktiv gemacht haben. Wer beruflich vorankommen wollte, holte sich LinkedIn. Wer dagegen Ablenkung, Inspiration und Selbstdarstellung wollte, war auf Instagram. Und das war gut so.
Jedes soziale Netzwerk war ursprünglich einmal dafür konzipiert, eine spezielle Zielgruppe anzusprechen – na gut. Bei Facebook war das schon lange nicht mehr der Fall. Doch genau diese Anreize – spitze Zielgruppe, besondere Funktionen, klarer Fokus – werfen die meisten Plattformen leichtfertig weg.
Niemand will den gleichen Einheitsbrei!
Was meine ich damit? Soziale Netzwerke verspielen im Jahr 2020 ihre Daseinsberechtigung – zumindest in der breiten Masse. Denn in der Zwischenzeit gleichen sich die einzelnen Plattformen immer stärker aneinander an.
Beispiel gefällig: Ursprünglich führte Snapchat die Stories einmal als einzigartiges Format ein. Bilder und Videos, die nach einem Tag für immer verschwinden. Zwischen 2016 und 2018 zogen dann Facebook, Instagram und WhatsApp nach. Mark Zuckerberg im Copy-Modus. Das war sogar noch nachvollziehbar.
Doch in der Zwischenzeit gibt es Stories auch bei LinkedIn, Skype, Twitter, YouTube und Pinterest. Und bei Tik Tok und Twitch wird vermutlich auch schon an einem neuen Klon gearbeitet.
Wie diese Übersicht von Axios zeigt, gilt das beschriebene Vorgehen auch für Direktnachrichten, Live-Videos, Fotofilter, Follower-Zahlen, Augmented-Reality-Features und der neuste heiße Scheiß: Video-Feeds im Stil von Tik Tok.
Ich habe das Interesse verloren
Ganz ehrlich: Ich brenne für soziale Medien. Ich finde sie spannend und nutze sie gerne. Aber im Laufe des Jahres 2020 hat sich in mir eine Abwehrhaltung aufgebaut. Jedes soziale Netzwerk, das ich öffne, sieht gleich aus. Überall empfangen mich am oberen Rand des Bildschirms kleine Kreise mit Gesichtern – und das kotzt mich an.
Ich bin nicht auf Twitter und LinkedIn unterwegs, weil ich dort Stories sehen möchte. Dafür gehe ich zu Instagram. Und wenn ich einen Tik-Tok-Feed möchte gehe ich zu Tik Tok und nicht zu YouTube, Snapchat oder Instagram.
Ich fühle mich von den sozialen Netzwerken fast schon ein bisschen verarscht. Interessiert es die Chefs von Facebook, Twitter und Co. überhaupt, warum ihre Nutzer sich einen Account angelegt haben? Oder geht es nur darum, den Gewinn zu maximieren und erfolgreiche Formate zu kopieren?
Manchmal glaube ich, dass die zweite Frage im Vordergrund steht – und das ist irgendwie deprimierend. Meine Konsequenz: mehr Digital Detox und weniger Zeit in den Netzwerken.
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