In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Klæny.
Start-ups. Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: Die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Klæny aus Berlin.
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Wer steckt hinter Klæny?
Ein sauberes Zuhause und eine saubere Umwelt – so lautet das Motto von Klæny aus Berlin. Das Start-up möchte mit nachhaltigen Reinigungsmitteln die Branche revolutionieren und so der weltweiten Plastikverschmutzung den Kampf ansagen.
Und das ist – mit einem Blick auf die Zahlen – auch dringend nötig. Seit den 50er Jahren wurden weltweit mehr als acht Milliarden Tonnen Plastikmüll produziert. Davon verschmutzen 80 Prozent immer noch unsere Umwelt, zerstören Ökomechanismen oder schwimmen im Meer.
Vor allem in Industrieländern wie Deutschland ist der Ressourcenverbrauch enorm hoch. Hier werden pro Kopf jährlich circa 25 Kilo Plastikmüll weggeworfen.
Dieses Problem wurde Nicolas Pless bereits in seinem Studium der Chemie und Verfahrenstechnik an der TU Berlin bewusst. Dort befasste er sich detailliert mit verschiedenen Verfahrenstechniken von Chemikalien, der Kunststofftrennung und –recycling.
Dabei erkannte er nicht nur, dass es aktuell keine zufriedenstellenden Recycling-Lösungen gibt, sondern auch, dass das Thema Reinigungsmittel im Haushalt ein großes Umweltproblem darstellt.
Einerseits kommen häufig Einwegplastikflaschen zum Einsatz. Andererseits entstehen hohe CO2-Emissionen durch ineffiziente Versandlogistik und das Grundwasser wird zusätzlich durch die nicht biologisch abbaubaren Reinigungsmittel verschmutzt.
Mit Mitgründer Jannes Meier, der heute die Geschäftsbereiche Vertrieb und Marketing betreut, konzentrierte er sich deshalb auf die Müllvermeidung und die Herstellung umweltschonender Reinigungsmittel. Schließlich sind viele Produkte mit ein wenig Tüftelei in der Anwendung plastikfrei und ökologisch ohne weiteres umsetzbar.
Anders als bei herkömmlichen Reinigern bekommen Kunden von Klæny deshalb keine Einwegplastikflaschen, sondern einen Reinigungstab, der einfach in Leitungswasser in der mitgelieferten, zu 100 Prozent recycelten Kunststoffflasche aufgelöst wird.
Die Produkte kommen dabei ohne Mikroplastik aus, sind biologisch abbaubar und vegan. Kein Wunder also, dass die Produkte diverse Zertifikate erhalten haben. Darunter befinden sich das Umweltzeichen Blauer Engel, das EU Ecolabel und das Dermatest-Siegel.
Klæny selbst wurde im Dezember 2019 noch unter dem Namen Ecotab gegründet. Bei der ersten Angel-Runde investierten bereits Max Laarmann, Gründer von Emma Matratzen, Dieter Lutz, Ex-CMO von Bahlsen, und Matthias Wilrich, Mitgründer von Lesara, einen mittleren sechsstelligen Eurobetrag.
Nachdem zusätzlich zu den innovativen Putzmitteltabs weitere biologisch abbaubare Reinigungsmittel auf den Markt kamen beziehungsweise noch kommen sollen und das nicht nur in Tab-Form, änderte sich nur neun Monate später der Name in Klæny.
Die Mission des Start-ups ist klar: In den nächsten fünf Jahren sollen über eine Milliarde Einwegplastikflaschen vermieden werden. Auf diese Weise will Klæny einen essentiellen Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft leisten.
Was macht Klæny?
Das Prinzip ist einfach: Die leere Flasche mit 500 Milliliter lauwarmem Wasser füllen, Tab dazu und warten, bis er sich vollständig aufgelöst hat – und los geht das nachhaltige Putzen.
Klæny hat im Shop verschiedene Reiniger im Sortiment – Allzweck-, Bad- oder Glasreiniger, hier bleiben keine Wünsche offen. Seit September sind außerdem ein Küchenreiniger sowie Spülmitteltabs im Sortiment, die durch einen Schwamm aus 100 Prozent getrocknetem Luffa-Kürbis und einer Spülbürste aus FSC-zertifiziertem Holz und Naturborsten ergänzt werden.
Dazu kommen zwei plastikfreie und ökologisch abbaubare Waschmittelsorten in Pulverform – ein Vollwaschmittel mit Grapefruitduft sowie ein Colorwaschmittel mit Bergamotte. In jedem Beutel stecken dabei 56 Waschladungen bei 0,31 Cent pro Wäsche.
Und apropos Preise: Im Shop sind verschiedene Sets erhältlich – beispielsweise das Küchenset für 34,90 Euro, das Waschmittelset für 29,90 Euro oder das All-In-One-Set für 89,90 Euro. Auch die Tabs sind als Nachfüllpack einzeln oder im Abo verfügbar.
Was macht Klæny so besonders?
Klæny stellt seine Produkte so umweltschonend wie möglich her und verzichtet auf nachweislich schädliche Substanzen.
Zu den Hauptbestandteilen zählen stattdessen Zitronensäure und biologisch abbaubare anionische Tenside. Diese regulierten, waschaktiven Substanzen lösen durch ihre chemischen Eigenschaften Fett und anderen Dreck problemlos.
Dazu gesellen sich Natriumhydrogencarbonat, ein wenig Lebensmittelfarbstoff, jeweils in verschiedenen Mengenverhältnissen je nach Einsatzgebiet, und dezente Duftstoffe.
Gerade letztere gehören in der Regel zu den sogenannten Kontaktallergenen und sind in der Natur nur schwer abbaubar. Deshalb setzt das Unternehmen auf natürlich riechende Düfte, die das beste Verhältnis aus angenehmem Geruch und Umweltverträglichkeit liefern.
Ähnlich verhält es sich mit Spülmittel. Bei herkömmlichen Produkten sind häufig Stoffe enthalten, die für die Spülwirkung völlig unnötig sind – Verdickungsmittel zum Beispiel, damit die traditionelle Gel-Konsistenz entsteht. Diese unterstützen also nicht die Reinigung, verschmutzen aber die Umwelt.
Alle Produkte sind zudem frei von Gentechnik und Gluten und werden ohne Tierversuche entwickelt. Zusätzlich werden nur Inhaltsstoffe verwendet, die auf der Liste der sichereren chemischen Inhaltsstoffe der EPA stehen.
Bei einem Wechsel zu Klæny sparen Kunden on top bis zu 94 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Reinigungsmitteln.
Gibt es Kritikpunkte?
Dicke Pluspunkte regnet es logischerweise für die bereits erwähnten hohen Produktions- und Umweltstandards. Das Unternehmen weiß allerdings trotzdem, dass es ohne Ressourcen dann eben doch nicht geht.
Deshalb pflanzt das Start-up gemeinsam mit der Organisation „The Eden Reforestation Projects“ für jede Bestellung einen Baum. Die Wiederaufforstungsprojekte stellen gesunde Wälder wieder her und verringern die extreme Armut in Schwellenländern.
Gemeinsam mit Dorfbewohnern vor Ort konnten so seit Beginn weltweit über 300 Millionen Bäume in Äthiopien, Madagaskar, Nepal, Haiti, Indonesien, Mosambik, Kenia und Zentralamerika gepflanzt werden.
Darüber hinaus hat sich Klæny dazu entschieden, die Initiative „The Ocean Cleanup“ mit Spenden zu unterstützen, da sie die Ozeane von achtlos entsorgtem Einwegplastik befreien.
Betrachtet man die andere Seite der Medaille, wird jedoch schnell klar: Klæny steht mit der Idee nicht allein da. Da wären beispielsweise Everdrop, die in den sozialen Netzwerken sehr präsent sind und auch von Influencern stark gehyped werden, oder Biobaula, die ebenfalls auf plastikfreie Reinigungstabs setzen.
Kaëll aus Düsseldorf vertreibt flüssige Konzentrate, die sich mit Wasser strecken lassen. Moanah aus Mannheim verkauft plastikfreie Putzmittel in Pulverform.
Die Konkurrenz auf dem Markt ist also groß. Wer hier am Ende von wem abgeschaut hat, darüber lässt sich natürlich streiten.
Fakt ist aber: Wer nicht rasch genug entsprechendes Kapital und sich im besten Fall einen Platz in den großen Handelsketten sichert, hat mit Pech bald das Nachsehen. Denn neben dem Wettstreit untereinander werden auch große Konzerne wie Henkel oder Beiersdorf bald nachziehen.
Fazit
Klæny löst drei wichtige ökologische Probleme: Die Verwendung von Einwegplastikflaschen im Haushalt, hohe CO2-Emissionen durch ineffiziente Versandlogistik sowie die Verschmutzung des Grundwassers durch Mikroplastik und nicht ökologisch abbaubare Reinigungsmittel.
Das allein sind schon gute Gründe, um die Reiniger auszuprobieren. Dazu kommt, dass die Verwendung wirklich einfach und unkompliziert ist, sodass jeder Einzelne einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. Daumen hoch!
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