Coca-Cola schreitet auf dem Weg in eine grünere Zukunft voran. Dafür hat das Unternehmen nun den Prototyp einer zu 100 Prozent recycelbaren Flasche aus Papier und Biomasse vorgestellt. Doch: Ist die Flasche wirklich nachhaltig oder steckt dahinter Greenwashing?
Coca-Cola präsentiert Papierflasche
Die Coca-Cola Company gehört zu den größten Konsumgüter-Konzernen der Welt. Dementsprechend groß ist der Einfluss des Unternehmens auf unsere Umwelt. Wenn Coca-Cola sich dazu entscheidet, nachhaltiger zu werden, werden es Milliarden Konsumenten rund um den Globus automatisch.
Auf diesen Weg begibt sich das Unternehmen nun. So gibt es in Europa jetzt den Prototypen einer Papierflasche. Sie ist zu 100 Prozent recycelbar und besteht aus „nachhaltig gewonnenem Holz mit einer Beschichtung aus biobasiertem Material“, teilt Cola mit.
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Der Markttest soll im zweiten Quartal 2021 in Ungarn stattfinden. Das Getränk „AdeZ“ soll dann 2.000 Konsumentinnen und Konsumenten in der nachhaltigen Flasche angeboten werden.
Wie setzt sich die recycelbare Coca-Cola-Flasche im Detail zusammen?
Diese Frage ist für die Analyse der Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung. Coca-Cola spricht davon, dass die Flasche zu 100 Prozent recycelbar ist.
Sie besteht laut Unternehmensangaben aus 10 Gramm Papier und der Kunststoff stammt aus 100 Prozent recycelten PET. Der Deckel ist aus High Density Polyethylen – kurz HDPE. Ganz aus Papier ist die Flasche aktuell also nicht.
Allerdings spricht das Unternehmen in der Ankündigung selbst davon, dass es sich um einen Prototypen handelt. Das Ziel bestehe selbstverständlich in einer Flasche, die vollständig aus Papier besteht und somit das Recycling erleichtert.
Das Problem mit dem Recycling
Der Getränkekonzern ist sich also durchaus bewusst darüber, dass die Papierflasche in ihrem jetzigen Zustand noch keine komplette Revolution darstellt. Vielmehr handelt es sich um den ersten Schritt auf einer langen Reise.
Darüber hinaus gibt es mit Blick auf ein mögliches Greenwashing jedoch ein weiteres Problem. Und das spricht Coca-Cola sogar selbst in der Ankündigung an. Dort steht: „Der Prototyp der Papierflasche ist zu 100 Prozent recycelbar*“
Das Sternchen am Ende des Textes enthält den Hinweis „wo die Technologie verfügbar ist.“
Der Unterschied zwischen Option und Umsetzung
Was bedeutet das konkret? Tatsächlich lassen sich neben dem Papier und der Biomasse auch die PET-Verpackung und sogar der HDPE-Deckel vollständig oder größtenteils recyceln. Dabei gibt es zwei Probleme:
- Nur weil sich die einzelnen Bestandteile recyceln lassen, ist ein vollständiges Recycling im Verbund nicht immer möglich. Das setzt voraus, dass die Verbraucher:innen ihre Flasche bei der Mülltrennung in ihre Einzelteile trennen.
- Nur weil ein Recycling möglich ist, ist es nicht immer ökonomisch sinnvoll.
Das heißt: Coca-Cola hat mit seiner Aussage durchaus recht, dass die Papierflasche vollständig recycelbar ist. Ob sie jedoch tatsächlich in der Realität auch zu 100 Prozent recycelt wird, ist eine andere und viel spannendere Frage, denn dabei tragen die Käufer:innen die Last.
Aus Mehrweg-Flaschen wird Einweg-Abfall
Wer sich jetzt die Frage nach dem Warum stellt, bekommt die Antwort. Papierflaschen sind in Deutschland aktuell pfandfrei. Somit ist Coca-Cola als Konzern nicht mehr dazu verpflichtet, die Flaschen zurückzunehmen.
Das Produkt wird für die Kunden günstiger. Dafür tragen sie auch mehr Verantwortung, denn sie entscheiden letztendlich darüber, wie gut sich die einzelnen Bestandteile der Papierflasche recyceln lassen.
Wenn sie Deckel, Verkleidung und Papier voneinander trennen, fällt die Bilanz vermutlich sehr gut aus. Doch: Wer macht das?
Ist die Coca-Cola-Papierflasche nun Greenwashing oder nicht?
Tatsächlich ist eine eindeutige Antwort auf diese Frage nur schwer möglich. Mit Sicherheit poliert der Getränkehersteller durch die Ankündigung einer zu 100 Prozent recycelbaren Flasche einerseits das eigene Image auf, obwohl das Bewusstsein über die entstehenden Probleme besteht.
Andererseits ist es wichtig, dass sich große Konzerne auf den Weg in die Nachhaltigkeit begeben. Der erste Schritt ist dabei immer der Schwerste. Und wer kritisiert, dass für das Papier auch Holz benötigt wird, schießt über das Ziel hinaus.
Fest steht jedoch: Coca-Cola hat noch Arbeit vor sich.
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