Wirtschaft

3 veraltete Job-Regeln, die jeder Manager sofort streichen sollte

alte Manager, veraltete Job-Regeln, veraltete Vorschriften im Beruf
Unsplash.com / Edrece Stansberry
geschrieben von Christian Erxleben

Viele Unternehmen und Führungskräfte haben massive Probleme damit, sich an die Gegenwart und an die Zukunft anzupassen. Dementsprechend gibt es oft noch veraltete Job-Regeln. Diese drei Vorschriften sollten (alle) Manager am besten sofort abschaffen.

Das Problem mit der Tradition

„Das haben wir schon immer so gemacht.“ Diesen Spruch hat vermutlich jeder Arbeitnehmer in Deutschland schon einmal – oder auch öfters – gehört. Er steht dabei für ein weit verbreitetes Bild von deutschen Unternehmen.

Sie sind in der Vergangenheit hängen geblieben. Diese Rückständigkeit verkaufen Manager oftmals als Tradition. Doch das Wehren gegen den Fortschritt hat nichts mit der Weitergabe von alten Werten zu tun. Im Gegenteil: Traditionen können sehr fortschrittlich sein.

Veraltete Job-Regeln und Konstrukte führen zu Kündigungen

Das Problem daran: Die Mitglieder der Generation Y, die zwischen 25 und 40 Jahre alt sind, und den Arbeitsmarkt entscheidend prägen, haben ein neues Verständnis von Job und Privatleben. Sie fragen nach dem „Warum“ und hinterfragen somit bestehende Prozesse.

Wenn sich jedoch veraltete Job-Regeln nicht verändern und festgefahrene Strukturen nicht aufgebrochen werden, greifen sie zur Kündigung. Das zeigt beispielsweise eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young für Statista und die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Demnach sorgen viele Überstunden (75 Prozent), geringe Gehaltssteigerungen (73 Prozent), Nachteile bei flexibler Arbeit (72 Prozent), Mangel an Aufstiegsmöglichkeiten (71 Prozent) und zu wenig Flexibilität vom Management (68 Prozent) zu Kündigungen.

Oder anders ausgedrückt: Unternehmen, die nicht dazu bereit sind, sich anzupassen, verlieren kurz- oder mittelfristig ihre Leistungsträger.

3 veraltete Job-Vorschriften, die du sofort streichen solltest

Es zeigt sich also deutlich, dass Fortschritt und Wandel zwei zentrale Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen sind. Denn wenn einer Firma die richtigen Mitarbeiter:innen fehlen, wird sie auf Dauer den Anschluss verlieren.

Deshalb ist es an der Zeit, dass zahlreiche Führungskräfte über ihren sprichwörtlichen Schatten springen und einige veraltete Job-Regeln und Vorschriften zu kippen.

1. Smartphone-Verbot am Arbeitsplatz

Fast jeder Arbeitnehmer in Deutschland hat in seiner Berufslaufbahn schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Führungskräfte am Arbeitsplatz die Handy- oder Smartphone-Nutzung verboten haben. Am PC waren oder sind nur bestimmte Websites abrufbar. Nachrichten-Portale gehör(t)en nicht immer dazu.

Der Gedanke dahinter: Auf der Arbeit wird gearbeitet. Wer seine Zeit am Smartphone verbringt, verdaddelt nur seine Zeit. Das mag teilweise stimmen, trifft jedoch überwiegend nicht zu.

Allerdings zählen Smartphones bei den 25- bis 40-Jährigen zur Standard-Ausrüstung. Sie stellen den Kontakt zu Familie, Partner:innen und Freunden dar. Wer also Smartphones während der Arbeitszeit verbietet, verschafft sich selbst das Image eines rückständigen Arbeitgebers.

Verbote verfehlen ihr Ziel

Zumal sich Führungskräfte und Unternehmen darüber bewusst sein sollten, dass entsprechende Verbote keinesfalls zielführend sind. Wie schon im Kindesalter werden auch Mitarbeitende einen Weg finden, sich während der Arbeitszeit auszutauschen.

Wenn dies geheim geschehen muss, nimmt das viel mehr Zeit in Anspruch. Außerdem sollte nicht vergessen werden, dass Mitarbeitende auch arbeiten wollen. Sie wollen ihre Zeit nicht am Smartphone vergeuden. Sie wollen lediglich die Möglichkeit haben, erreichbar zu sein.

2. Anzug und Bluse im Büro

Wenn es um veraltete Job-Regeln geht, fallen definitiv auch strikte Kleidungsvorschriften im Büro. Wer erinnert sich nicht an die Bilder aus Banken und Kanzleien, in denen nur Herren im Anzug und Damen mit Bluse und Kostüm sitzen? Diese Zeiten sind größtenteils vorbei.

Die Leistungsträger:innen von heute und morgen wollen sich auch in puncto Kleidung ihre Selbstbestimmung erhalten. Sie wollen sich nicht mehr in Outfits zwängen, die ihre Individualität nicht widerspiegeln.

Das bedeutet nicht automatisch, dass alle Mitarbeitenden in Jogginghose und Schlabber-Shirt ins Büro kommen. Allerdings ist eine Jeans keine hippe Hose mehr, sondern kann auch den nötigen Chic haben.

Ausnahme: Das Arbeitsschutzgesetz

Eine Ausnahme dieser lockeren Kleidungsvorschriften bildet selbstverständlich das Arbeitsschutzgesetz. Das heißt: Trotz allen Wünschen müssen Unternehmen die Sicherheit und Gesundheit der Angestellten sicherstellen.

Dementsprechend ist das Tragen von Schutzkleidung oder Masken in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen oder von Helmen und anderen Schutzausrüstungen auf Baustellen eine Vorschrift, die sich nicht außer Kraft setzen lässt.

So steht im dritten Paragraf des Arbeitsschutzgesetzes:

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen. Er hat die Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erforderlichenfalls sich ändernden Gegebenheiten anzupassen. Dabei hat er eine Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten anzustreben.

3. Feste Arbeitszeiten

Zuletzt sind feste Arbeitszeiten zu nennen, wenn es um veraltete Job-Regeln geht. Der eigene Job steht nicht mehr im Mittelpunkt des Lebens. Stattdessen legen (fast) alle Mitarbeitenden in der Zwischenzeit großen Wert darauf, Arbeit und Privatleben miteinander zu vereinen.

Im New-Work-Jargon heißt das Work-Life-Balance. Dazu wiederum passen feste Arbeitszeiten nicht mehr. Kaum ein Angestellter will jeden Tag zwanghaft von 9 bis 17 Uhr im Büro sitzen. Vielmehr geht es darum, flexibel zu arbeiten.

Wenn das eigene Kind früher aus der Kita abgeholt werden muss, wollen Eltern auch schon einmal um 16 Uhr gehen können. Sie wollen die Arbeitszeit nicht geschenkt bekommen. Sie wollen nur die Möglichkeit dazu haben, diese Flexibilität zu haben. Ihren Job erledigen sie dafür gerne abends.

Ebenso hat insbesondere das Home Office in der Corona-Pandemie gezeigt, dass jeder Mensch zu anderen Zeiten Deep-Work-Phasen hat. Das sollten Führungskräfte nutzen und nicht verbieten. Deshalb sollte es allen Angestellten rund um eine Kernarbeitszeit herum möglich sein, früh morgens oder spät abends zu arbeiten, wenn es gewünscht ist.

Fazit

Unsere Arbeitswelt verändert sich kontinuierlich – und das war schon immer so. Mit jeder nachkommenden Generation verändern sich bestimmte Prozesse und Anforderungen im Arbeitsmarkt.

Für Unternehmen ist es deshalb essenziell, auf die Bedürfnisse der Menschen zu hören. Das gilt für Konzerne wie Google ebenso wie für Start-ups und Mittelständler. Wer sich dem Fortschritt nicht verschließt, hat die Chance, auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

Auch interessant:

Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.

14 Kommentare

  • noch nie einen hammer in der hand gehabt und einen nagel eingeschlagen, der autoren rotzlöffel, aber schlaue sprüche loslassen…
    teilzeit für rettungsdienste wär auch sinnvoll.

    • Hi Poifer,

      ich freue mich immer wahnsinnig, wenn Menschen über mich urteilen, die mich gar nicht kennen – ganz besonders, wenn sie so gut argumentieren wie du.

      Hab einen tollen Tag und bleib gesund
      Christian

    • Sowas nennt man Vorurteile!
      Also folglich: nur wer mit Hammer und Nagel umgehen kann arbeitet wirklich 🙈🙈🙈

  • Herr Erxleben,

    ich muss es leider sagen, aber selten habe ich einen unqualifizierteren Beitrag, als den ihrigen gelesen. Wenn es tatsächlich so wäre, wie sie behaupten, dann ist unser Land, dass wirtschaftlich und bildungstechnisch betrachtet im unteren Mittelfeld wurschelt, dem Untergang geweiht. Mitarbeiter, die nicht „brennen“ für das Thema, das ihr Unternehmen voran bringt sind nicht motiviert genug, die braucht es nicht. Auch entspricht meine Erfahrung mit der Generation Y im Berufsleben keineswegs ihrer pauschalisierten Darstellung.

    Ich wünsche mit zukünftig, etwas mehr journalistische Tiefe von ihnen.

    Sonnige Grüße,

    Frank Schlademann

    • Guten Tag Herr Schlademann,

      leider fällt es mir sehr schwer, einen Bezug zu meinem Artikel herzustellen. Wären Sie so nett und würden bitte den Kontext zu Ihren Aussagen mit konkreten Stellen verbinden? Vielleicht ist es mir dann möglich Ihren Aussagen zu folgen.

      Sonnige Grüße zurück
      Christian Erxleben

  • Zwei Kommentare, welche diesen Beitrag zu 100% unterstreichen.

    Ich persönlich stehe im Moment kurz davor mein Start-up an den Markt zu bringen und das genau aus diesen Gründen heraus.

    Flexibilität bedeutet immer einen gewissen Mehraufwand für die Führungskräfte und Unternehmer. Aber Obacht, dieser Mehraufwand schwindet sobald es sich eingespielt hat!
    Was ist denn für den Kunden entscheidend?
    Wenn ich meinem Kunden sage, dass das Angebotene Projekt 3 Monat in Anspruch nimmt und ich nach 3 Monaten einfach fertig bin, wird sich niemand über den Weg dorthin beschweren.
    Aber wenn ich meinem Kunde erzähle, dass ich 4 Wochen für die Arbeiten benötige, dann 1 Woche komme und mich 3 Wochen nicht mehr sehen lasse, um dann wieder für 2 Wochen zu kommen und die letzte Woche mit den restarbeiten Tage weise abvespere kommt Unzufriedenheit auf!
    Und dieses Beispiel kann man im Handwerk wie in der Industrie anwenden!
    Das Problem in Deutschland ist, dass wir kein Mittel mehr haben! Derjenige, der schnell arbeitet, bekommt noch mehr Arbeit, denn das steigert den profit. Und Derjenige, der weniger schnell arbeitet wird mitgezogen, denn es gibt ja genügend welche für 2 arbeiten. Und wieso schneller arbeiten, dann bekomme ich ja noch mehr aufgebrummt!
    Hier muss ein deutliches umdenken stattfinden.
    Und ja, die Zukunft ist noch nicht geschrieben, aber Unternehmen aus dem Ausland, welche sich in Deutschland ansässig machen, zeigen das es auch anderst geht und die Gefahr hat glaub ich noch niemand erkannt!
    Wir sind ein Land von Denkern und Erfindern, aber wir haben uns zu lange auf unseren Lorbeeren ausgeruht und die Welt stand seither halt auch nicht still.

    Wertschätzung und Flexibilität sind die Zukunft und sicherlich nicht der Starrsinn!

    Danke für diesen Beitrag

  • Noch etwas ergänzendes zu meinem ersten Kommentar.

    Vertrauen gegen Kontrolle
    Vertrauen lässt Fehler zu, Kontrolle erzeugt Fehler.

    Selbestimmtheit gegen Vorgaben
    Selbestimmt handeln bedeutet, dass man einen Prozess auch hinterfragt und dieser verbessert wird, Vorgaben bedeuten, dass Prozesse ausgeführt werden und nicht mehr und nicht weniger.

  • Ich stimme den Ausführungen zu. Der Haken an der Sache „flexibele Arbeitszeit“ sind aber immer noch die antiquierten gesetzlichen Bestimmungen. Wenn ich immer noch jedesmal vorab beim BR beantragen muss, dass ein Mitarbeiter nach 20 Uhr arbeiten darf, bewegt man sich als „moderner“ Vorgesetzter immer mindestens im Graubereich.

  • Südostasiaten lachen sich über solche Vorstellungen von Arbeitswelt mehr als schlapp. Und wenn die Generation Y heute solche Vorstellungen hat und ja, öfters begegne ich solchen Exemplaren, dann wird sie in wenigen Jahren selbst feststellen, wohin das letztlich führt.
    Work-life-Balance erklären Sie mal einem Chinesen…
    Wir waren mit den vom Autor als antiquiert bezeichneten Arbeitsweisen mal die Nation, von der bspw auch die Chinesen gelernt haben. Unser noch vorhandener Wohlstand basiert auf einer Einstellung zur Arbeit, die heute „antiquiert“ ist.
    Wenn in wenigen Jahren die alten, weißen Männer im Ruhestand sind, dann wird es sicher sehr interessant werden zu sehen, wie die Generation Y den Laden am Laufen hält.
    Im Moment lebt sie oft von Mitteln, die in der Vergangenheit erwirtschaftet wurden, von Subventionen oder gleich direkt von Vater Staat.
    Nicht Jeder arbeitet in der IT-Branche, wo ich mir bspw. Sehr gut vorstellen kann, dass flexibles Arbeiten sinnvoll ist.

  • Mir fehlt der Zusammenhang zwischen der oben erwähnten Studie und der daraus gezogenen Schlussfolgerung. Kündigungen wegen zu vieler Überstunden, fehlender Gehaltssteigerungen oder zu geringen Aufstiegsmöglichkeiten werden eingeschränkte Smartphonenutzung und althergebrachte Kleiderordnung gegenübergestellt. Die einzige Überschneidung ist das Thema flexible Arbeit vs. feste Arbeitszeiten. Und „wenig Flexibilität vom Management“ kann alles oder nichts heißen; vielleicht würden Leute gerne ihre Haustiere ins Büro mitnehmen, öfter ihre Sitzordnung ändern oder irgendetwas anderes. Bezeichnenderweise ist die Überschrift der verlinkten Studie auch „Junge Deutsche sehen vor allem Überstunden als Problem“. Aber das Resultat so einer Umfrage wäre sicherlich auch vor 20 oder 50 Jahren so gewesen und die richtige Überschrift ist natürlich nicht so anziehend wie eine frei erfundene „3 Punkte BÄM“-Überschrift.

  • Die geschilderten Kriterien zur zeitgemäßen Modernisierung der Arbeitswelt sind unbedingt zu begrüßen.
    Die Anwendung von Gender-Sprache ist hingegen kein Zeichen von Fortschrittlichkeit.

    • Hallo Hans,

      wie würdest du denn die Integration von allen Teilen der Gesellschaft bezeichnen, wenn „Fortschritt“ für dich nicht passende Wort ist?

      Liebe Grüße und bleib gesund
      Christian

  • Also ich finde den Artikel sehr gut geschrieben. Auch ich bin der Meinung dass diese 3 Regeln unsere Arbeitswelt bereits erreicht haben. Ich finde das völlig in Ordnung. Natürlich muss man beim Thema Smartphone immer ein kleines Auge darauf haben dass dass die jungen Leute nicht dauernd online spielen. Ja, ich bin auch in der „alten“ Arbeitswelt groß geworden. Es hat mir nicht geschadet. Ich sehe aber auch dass die neue Arbeitswelt etwas lockerer sein kann. Das Ergebnis zählt und darauf muss jeder fokussiert sein. Viele Grüße

  • Es schockiert mich immmer wieder wie polemisch und auf den eigenen (engen) Horizont bezogen, Artikel, in denen eigene Meinungen darstellen, kommentiert werden. Pauschale Urteile werden zu Fakten erhoben und die eigene Sicht der Dinge wird als einzige Wahrheit präsentiert. Toleranz und Meinungsfreiheit sind auf dem Rückzug. Ich kenne viele Beispiele von Unternehmen, die in der Vergagenheit stecken geblieben sind und sich fragen, warum sie keine qualifizierten (jungen) Mitarbeiter finden oder warum wenig Motivation in der Belegschaft vorhanden ist. Dabei ist es offensichtlich. Ich kenne aber auch viele, bei denen die Transformation in eine neue Arbeitswelt geglückt ist. Fakt ist, dass nur die Anpassung an die Veränderung das Überleben sichert (frei nach Herbert Spencer).