Verkehrswende? Ja! Nachhaltige Mobilität? Okay! Aber nur, wenn ich dafür nicht zahlen muss. Das scheint die Einstellung vieler Deutscher zur Mobilitätswende zu sein, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Mit dem Bus statt mit dem Auto in die Innenstadt? Klingt gut! Theoretisch. Doch eine aktuelle Umfrage zeigt: Die Deutschen sind zwar prinzipiell offen, wenn es um nachhaltige Mobilität geht. Aber nur bis es ans eigene Portemonnaie geht. Für die Verkehrswende zahlen will nämlich offenbar kaum jemand.
So lesen sich jedenfalls die Ergebnisse einer aktuellen Befragung des Datenerhebungsunternehmens Norstat. Norstat hat in einer Umfrage untersucht, inwiefern die Deutschen wirklich bereit sind, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern.
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Deutsche offen für Verkehrswende
Schließlich ist klar: Der Individualverkehr ist ein großer Mitverursacher der globalen Erwärmung. Wenn Deutschland also seine Klimaziele erreichen will, müssen wir alle auch unser Mobilitätsverhalten verändern und nachhaltiger unterwegs sein.
Prinzipiell sieht das auch die Mehrheit der Deutschen so, wie die Norstat-Umfrage zeigt. Die meisten stimmten zu, dass Klimaschutz im Verkehr ihnen wichtig sei.
So befürworten rund 61 Prozent der Befragten die Einführung von Umweltzonen. 47 Prozent finden es darüber hinaus auch gut, dass der Europäische Gerichtshof Strafzahlungen verhängen kann, falls Deutschland die Auflagen zur Luftreinhaltung nicht einhalten kann.
Das zeigt: Als Konzept finden die meisten die Verkehrswende durchaus wichtig. Doch beim eigenen Verhalten sieht es anders aus.
Kaum jemand nutzt Bus und Bahn
So nutzten lediglich 13 Prozent der Befragten vor der Pandemie den Bus regelmäßig (zwei bis dreimal pro Woche). Sharing-Angebote wie etwa Carsharing, E-Scooter-Sharing oder Bikesharing haben dagegen lediglich 19 Prozent bereits einmal genutzt.
Immerhin: 39 Prozent gaben an, dass sie nach der Pandemie den ÖPNV wieder häufiger nutzen wollten. In der jüngeren Altersgruppe der 18 bis 29-Jährigen sagten dies sogar 51,5 Prozent.
Noch skeptischer scheinen die Deutschen aber zu sein, wenn es um Elektroautos geht.
Elektroauto? Erstmal nicht!
So sagten fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent), dass sie gar nicht auf E-Mobilität umsteigen möchten. Lediglich 38 Prozent glauben, dass Elektroautos der Antrieb der Zukunft sind.
Angesichts der immer stärkeren Einschränkung von Verbrennungsmotoren durch die Politik und die Elektroauto-Offensive der Autobauer scheint das erstaunlich.
Doch es scheint vor allem die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge zu sein, die die Deutschen noch zweifeln lassen. Lange Ladezeiten, kurze Reichweiten und eine (insbesondere im ländlichen Raum) mangelhafte Ladeinfrastruktur sind nach wie vor der größte Faktor, die viele davon abhalten sich ein Elektroauto zuzulegen. Sogar, wenn sie es eigentlich wollen.
Besonders groß ist aber die Ablehnung, wenn es beim Umstieg auf nachhaltigere Verkehrsmittel ans eigene Portemonnaie geht.
Beim eigenen Geld stoppt die Begeisterung
So spricht sich die große Mehrheit (57 Prozent) gegen einen Anstieg der Benzinpreise aus. 63 Prozent wollen auch nichts von einer CO2-Steuer wissen.
Besonders ablehnend sind ältere Menschen in der Altersgruppe 60+ und Menschen, die in ländlichen Regionen wohnen.
Die Verkehrswende klingt also gut, aber nur, bis es ans eigene Portemonnaie geht. Sind die Deutschen also zu faul und zu geizig, um die Verkehrswende mit voranzutreiben?
Zu faul und geizig für die Verkehrswende?
Teilweise, vielleicht. Dennoch muss man auch bedenken, dass die Umfrage sowohl Menschen in Großstädten als auch im ländlichen Raum befragt hat.
Insbesondere auf dem Land gibt es gar keine Sharing-Angebote und das ÖPNV-Angebot ist so spärlich, dass die meisten es gar nicht mehr nutzen und schon längst auf ein eigenes Auto umgestiegen sind.
Auch ist hier die öffentliche Infrastruktur für Elektroautos noch sehr dürftig, sodass viele der Antriebsform nicht trauen.
Es ist also nicht verwunderlich, dass sich viele Deutsche vor allem einen Ausbau der Infrastruktur wünschen, sei es bei Bahnverbindungen (74 Prozent) oder auch beim Ausbau von Fußgängerzonen (61 Prozent).
Natürlich kann jeder, dem das Thema am Herzen liegt, selbst Anstrengungen unternehmen, um die Verkehrswende mit voranzutreiben. Doch für die meisten gilt: Man nutzt die bereitgestellten Transportmöglichkeiten, die am bequemsten und am günstigsten sind.
Und klimafreundlichere Angebote sind momentan (außerhalb der Ballungszentren) häufig weder das eine noch das andere.
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Wie war das mit dem CO2-Fussabdruck? 😂
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Marinela Potor
Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt. Seit 2016 ist sie Chefredakteurin von Mobility Mag.
Und halte dabei meinen CO2-Abdruck so gering, wie ich kann. Jeder kann ja nur bei sich ansetzen, das stimmt.