Als umsatzstarker Tech-Konzern sollte Google das Kapital haben, um sein Übersetzungstool Google Translate zu perfektionieren. Doch erstaunlicherweise ist der Deepl-Übersetzer aus Köln besser. Wie kann das sein?
„Der genauste Übersetzer der Welt!“ Mit dieser Behauptung brüstet sich der Deepl-Übersetzer und tatsächlich stimmen viele Internet-User dieser Aussage auch zu.
Das Übersetzungstool des Kölner Unternehmens basiert auf Deep-Learning-Algorithmen und liefert häufig überraschend genaue und feinfühlige Übersetzungen. Insbesondere im Vergleich zum großen Konkurrenten Google Translate ist das erstaunlich.
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Denn eigentlich hätte Google sehr viel mehr Geld, um das beste Übersetzungsprogramm der Welt zu schaffen. Warum ist Deepl doch besser?
Zugegeben, wenn es um eine einfache Übersetzung geht, um schnell einen Zusammenhang zu verstehen, leistet Google Translate gute Arbeit. Doch spätestens, wenn es um komplexere Ausdrücke oder Redewendungen geht, zeigt sich die Schwäche des Programms.
Deepl-Übersetzer hochwertiger
Ein Beispiel: Wer bei Google Translate den Ausdruck „über die Stränge schlagen“ eingibt, erhält als englische Übersetzung „going over the limit.“ Das mögen Muttersprachler:innen im Kontext möglicherweise verstehen, ist aber weder eine gängige Redewendung noch erfasst es genau den Sinn der deutschen Redewendung.
Auf Deepl wiederum erhält man gleich mehrere Übersetzungsmöglichkeiten. Der erste Vorschlag ist „over the top“, gefolgt von dem Vorschlag „going overboard“.
Beide Übersetzungen sind qualitativ hochwertiger, weil sie nicht nur den Ausdruck genauer übersetzen, sondern auch echte Redewendungen bieten, die im Englischen gebräuchlich sind. Gleichzeitig ist es auch sehr lobenswert, dass das Tool gleich mehrere Vorschläge bietet.
Experten stellen Deepl ein hervorragendes Zeugnis aus
In Deepls eigenen Erhebungen zeigt sich, dass das eigene Programm andere Übersetzungsprogramme locker übertrifft. Doch auch Sprachexpert:innen aus unterschiedlichen Ländern stellen dem Programm immer wieder ein hervorragendes Zeugnis aus.
Das mag überraschen. Denn Googles Mutterkonzern Alphabet gehört mit einem Marktwert von 1,85 Billion US-Dollar zu den reichsten Tech-Konzernen der Welt. Die Deepl GmbH ist zwar ebenfalls ein ernstzunehmendes Unternehmen, aber im Vergleich zu Google hat die Kölner Firma natürlich nicht die gleichen finanziellen Grundlagen.
Wie kann der Deepl-Übersetzer da besser sein als Google Translate?
Google will kein besseres Übersetzungsprogramm
Beide Übersetzungsprogramme basieren auf selbstlernenden Algorithmen. Nur scheint die Technologie bei Google Translate nicht so ausgefeilt zu sein, obwohl Google natürlich ausgezeichnete Entwickler:innen im Team hat. Am Talent liegt es also nicht.
Die Ursache ist eine andere. Google Translate ist vor allem darum nur mittelmäßig, weil Google schlicht keine Ressourcen in die Weiterentwicklung des Programms stecken möchte.
Das hat vor allem strategische Gründe. Anders als bei Deepl, das sich ausschließlich auf Übersetzungen konzentriert, ist Google Translate nur eines von vielen Google-Tools auf dem Markt. Für die durchschnittliche Übersetzung sind die Ergebnisse durchaus solide. So solide, dass genug Menschen das Tool in ihrer Suche nutzen und es dafür reicht.
Um Google Translate aber deutlich besser als Deepl zu machen, müsste Google sehr viele Ressourcen in die Entwicklung stecken. Und das scheint sich im Augenblick für Google nicht zu rentieren, vermutlich weil der Konzern hier nicht genug Marktpotenzial sieht oder sich momentan auf andere lukrativere Sparten konzentriert.
Deepl startete mit besserer Grundlage
Dagegen ist Deepls einziger Geschäftszweig das hauseigene Übersetzungsdienst-Tool. Dementsprechend mehr Zeit, Geld und Ressourcen hat das Unternehmen in seinen Dienst investiert.
So hat Deepl etwa sein neuronales Netz mit den hochwertigen Wörterbuch-Materialien von Linguee gefüttert. Das heißt, die selbstlernenden Algorithmen von Deepl haben mit einer qualitativ besseren Grundlage angefangen zu lernen als Google Translate. Und die Fortschritte, die sich daraus ergeben, sind exponentiell höher.
Sprich: Deepl wird viel schneller immer intelligenter und besser als Google Translate.
Hinzu kommt, dass Deepl mit seinem Fokus auch einige der besten Expert:innen in diesem Feld für sich gewinnen konnte. Schließlich ist es für Fachleute spannender, mit einem Unternehmen zu arbeiten, das sich auf das persönliche Fachgebiet konzentriert als mit einem Unternehmen, wo das eigene Wissen keinen so richtig interessiert.
Wirklich interessant würde es werden, wenn Google sich eines Tages doch noch dazu entschließt, sein Übersetzungsprogramm auszubauen. Dann wird es spannend zu sehen, wer am Ende das bessere Tool hat.
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Leider habe ich wenig Ahnung, wie diese Übersetzer arbeiten. Aber ich vermute, dass meist ein Umweg über die Englische Sprache gemacht wird. z.B. Deutsch->Spanisch wird dann Deutsch->Englisch->Spanisch übersetzt. Nur so kann ich mir erklären, dass Google Translante immer noch nicht richtig mit „du“ und „Sie“ als informelle bzw. formelle Anrede umgehen kann. z.B. wird „Kannst du mir sagen, wo ich deine Unterlagen finde?“ von DeepL in „¿Puede decirme dónde puedo encontrar sus registros?“ übersetzt. Richtig wäre „tus registros“. Google Translate meint „¿Puede decirme dónde puedo encontrar sus documentos?“, was dem deutschen Satz entspricht, aber komplett in der formellen Form mit „Sie“. Einem Menschen fällt dieser Fehler schnell auf, ich frage mich, warum hier Übersetzungssoftware solche riesige Probleme hat!
Hallo Javier,
das ist tatsächlich sehr seltsam. In einigen Ländern, wie Kolumbien, wird die Usted/Sie-Form zwar fast schon wie im „Du-Verhältnis“ genutzt, das ist aber eher die Ausnahme. Ich glaube allerdings nicht, dass zumindest bei Deepl der Umweg übers Englische erfolgt, da man sich ja hier an Datensätzen aus der Originalsprache orientiert. Da ist aber definitiv noch Verbesserungsbedarf! Danke für deine Eindrücke 🙂