Die neu entwickelte App „OneSec“ soll den unbewussten Zugriff auf soziale Medien kontrollieren. Sobald User eine App öffnen, zwingt die Anwendungen sie kurz innezuhalten. Wir erklären die Hintergründe.
Etwa 4,62 Milliarden Menschen weltweit nutzen soziale Netzwerke. Instagram ist die am häufigsten gedownloadete App 2021. Insgesamt 30,7 Millionen Mal wurde sie im vergangene Jahr heruntergeladen. Gleich darauf folgen die Social Media Apps Snapchat, TikTok und Facebook.
Alle Nutzer:innen machen sich nahezu täglich einer Sache schuldig: dem Scrollen. Das Öffnen von Social Media Apps geschieht dabei häufig unbewusst und automatisch. Diesen unbewussten Gewohnheiten möchte der deutsche App-Entwickler Frederik Riedel etwas entgegensetzen.
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OneSec kämpft gegen psychologische App-Fallen
2021 entwickelte der mittlerweile 26-jährige Entwickler die App OneSec. Installieren Nutzer:innen die App auf ihrem Smartphone, werden sie dazu gezwungen kurz innezuhalten, bevor sie eine bestimmte Anwendung auf ihrem Smartphone nutzen können.
Mit OneSec möchte Riedel den Usern dabei die Kontrolle über ihre Smartphone-Nutzung zurückgeben, so die App-Beschreibung. Die Anwendung ermögliche es Nutzer:innen mehr Zeit in der realen Welt zu verbringen, indem sie ihr Gehirn von den perfiden psychologischen Fallen entkoppelt, die Social-Media-Unternehmen ihren Apps hinzufügen, um User süchtig zu machen.
Die Idee hatte Frederik Riedel laut einem Interview mit dem Spiegel während der Corona-Pandemie. Er bemerkte, wieviel Zeit er unbewusst in sozialen Netzwerken wie Instagram oder Facebook verbrachte.
In einem Podcast hörte er den Tipp vor der Nutzung einer App einmal tief durchzuatmen. Mit diesem Hinweis im Hinterkopf programmierte der App-Entwickler schließlich OneSec.
So funktioniert die OneSec-App
Im Apple Store können Nutzer:innen die App runterladen. Sobald der Download abgeschlossen ist, können User für OneSec über die Funktion „Kurzbefehl“ eine Automation für ausgewählte Smartphone-Anwendungen einstellen. Dabei kann die App für das Öffnen oder auch das Schließen einer App eingestellt werden.
Möchten User nach dem Konfigurieren der App nun eine Anwendung wie beispielsweise Instagram öffnen, erscheint zunächst ein türkisfarbiger Ladebalken und die Worte „Einmal tief durchatmen…“.
Sobald die Atempause vorbei ist, leitet die App die User auf einen nächsten Informations-Screen weiter. Dieser zeigt an, wie oft die besagte App in den letzten 24 Stunden geöffnet wurde. Zudem gibt es nun zwei Auswahlmöglichkeiten: Nutzer:innen müssen sich entscheiden, ob sie die gewünschte App wirklich öffnen möchten oder sich doch dagegen entscheiden.
Eine Sekunde Zeit zum reflektieren
Für Nutzer:innen, die es gewohnt sind eine App schnell zu öffnen und viele Anwendungen gleichzeitig zu nutzen, mag sich die Atem-Sekunde eventuell wie eine Ewigkeit anfühlen. Um die eigene Social Media Nutzung einzudämmen, kann OneSec allerdings ein hilfreiches Tool sein. User müssen aktiv reflektieren, ob sie eine App nun aus einer Gewohnheit heraus oder mit einer bestimmten Intention geöffnet haben.
In einer App-Bewertung auf Riedels Website schrieb New Concept Gaming „[Die App] hat das Öffnen von Instagram und Facebook zum nervigsten Teil meines Tages gemacht.“ Gleichzeitig habe die OneSec-App allerdings dabei geholfen vierstündiges täglichen Scrollen auf etwa 36 Minuten herunterzubrennen.
Durchatmen als erster Schritt zur psychischen Gesundheit
In einem Interview mit dem Spiegel äußert sich die Psychologin Julia Brailovskaia zum Suchtpotenzial mancher Social Media Apps und der Wirkungsweise von OneSec.
Sie empfindet das Prinzip der App zwar als hilfreich, wünscht sich allerdings gleichzeitig mehr Informationen für die Anwender:innen. Diese sollten auch auf kognitiver Ebene sensibilisiert werden, so die Forscherin.
Nutzer:innen der freien Version von OneSec wird ausschließlich die Funktion „Atemübung“ angeboten – also einmal tief durchatmen. Entscheiden sich User dazu die Pro-Variante zu abonnieren, stehen weitere Nutzungsmöglichkeiten wie unter anderem ein Zeit-Tracker, Fokus-Sessions sowie eine Verhaltens-Analyse zur Verfügung.
Wer die zusätzlichen Funktionen nutzen möchte, muss allerdings circa fünf Euro pro Monat zahlen. Außerdem ist die OneSec-App bisher nur iPhone-Usern vorbehalten.
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