Wirtschaft

Auf heiliger Erde: Amazon muss den Bau seiner Afrika-Zentrale pausieren

Amazon, Afrika, Kapstadt
pixabay.com/ PaulNicolsonZA
geschrieben von Beatrice Bode

Online-Versandhändler Amazon will eine neue Zentrale auf einer heiligen Stätte in Südafrika bauen. Das indigene Volk der Khoi-San hat sich vor Gericht gegen den Bau gewehrt und nun vorläufig Recht bekommen. Wir erklären die Hintergründe. 

Bereits Mitte Januar 2022 zogen Vertreter:innen der Khoi-San vor das Western Cape High Court, um den Bau des 70.000 Quadratmeter großen Afrika-Hauptquartiers von Amazon in Kapstadt zu verhindern. Das berichtete damals die Nachrichtenagentur Reuters.

In der vergangenen Woche entschied ein Gericht nun, dass die bereits begonnenen Bauarbeiten vorerst gestoppt werden müssen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, müsse die verantwortliche Immobiliengesellschaft Liesbeek Leisure Properties Trust den indigenen Protestierenden einen echten Austausch und Konsultationen anbieten. Die von Amazon gewählte Fläche sei für die Khoi-San ein historisch wichtiger Ort, so Richterin Patricia Goliath.


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Bau der Amazon Zentrale entfacht Streit innerhalb indigener Völker

Insgesamt 275 Millionen Euro kostet das sogenannte „River Club“- Projekt. Neben dem Amazon-Campus sollen auf der Grünfläche in Kapstadt außerdem ein Geschäftskomplex, ein Hotel und Wohneinheiten entstehen.

Noch bevor die Proteste vor Gericht gingen, berichteten verschiedene Nachrichtenagenturen im Juni 2021 über den Protest der indigenen Organisationen gegen das geplante Bauprojekt. Mittlerweile sammelten mehr als 20 Organisationen über 74.000 Einwände von Umweltschützer:innen und Bürgerinitiativen.

Doch während der Bau des afrikanischen Amazon Headquarters auf immense Gegenwehr stößt, gibt es ebenso Befürworter aus den Reihen der indigenen Khoi-San.

Diese verweisen auf die wirtschaftlichen Vorteile eines solchen Amazon-Standortes. Neue Arbeitsplätze und die Chance Kapstadts darauf ein Technologie-Zentrum in Afrika zu entwickeln stehen den Protesten der Baugegner gegenüber. Zudem ist der Cloud-Computing-Provider „Amazon Web Services“ in Afrika bereits ansässig.

Diese Bedeutung hat der heilige Ort

Die Khoi und San gehören zu den ersten Bewohnern Südafrikas. Die betroffene Grünfläche liegt am Knotenpunkt zweier Flüsse names „Black River“ und „Liesbeek“, die zur ersten Heimat der beiden indigenen Gemeinden wurden.

Nach einer Auseinandersetzung gegen portugiesische Siedler im Jahr 1510, verloren die Khoi und San ihr Land an Niederländer. Berichten zufolge habe diese Landenteignung den Grundstein für die später folgende Apartheit gelegt.

Das geplante Bauprojekt würde nicht nur dieses historisch wichtige Land zerstören. Die neue Amazon-Zentrale würde auch die Sicht auf den ebenso heiligen Berg „Lion´s Head“ versperren, so Tauriq Jenkins vom Goringhaicona Khoena Council. Es sei eine zutiefst beunruhigende Sache, sagte er weiter. Für indigene Gemeinschaften auf der Welt gäbe es nichts Heiliges mehr, so Jenkins.

Kommunikation mit Ur-Völkern unangemessen

Laut New York Times begannen die Bauarbeiten im vergangenen Jahr, nachdem Beamte der Stadt und der Provinz Westkap das Projekt genehmigt hätten.

Die Bedenken einiger Regierungsbehörden, dass die Entwickler die Ansichten der Ureinwohner oder die Art und Weise, in der die Entwicklungen den Wert des Kulturerbes mindern würden, nicht angemessen geprüft hätten, wurde ignoriert.

Amazon gab bisher kein Statement zu den kritischen Entwicklungsarbeiten ab.

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Über den Autor

Beatrice Bode

Beatrice ist Multi-Media-Profi. Ihr Studium der Kommunikations - und Medienwissenschaften führte sie über Umwege zum Regionalsender Leipzig Fernsehen, wo sie als CvD, Moderatorin und VJ ihre TV-Karriere begann. Mittlerweile hat sie allerdings ihre Sachen gepackt und reist von Land zu Land. Von unterwegs schreibt sie als Autorin für BASIC thinking.