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Vor Gericht: Facebook-Moderator wirft Meta Menschenhandel vor

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unsplash.com/ Kenny Eliason
geschrieben von Maria Gramsch

Die Arbeitsbedingungen in den Moderationsteams von Facebook und Instagram standen in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik. Nun hat der ehemalige Moderator Daniel Motaung aus Kenia geklagt – er wirft Mutterkonzern Meta Menschenhandel vor.

Die Zahl der Beiträge, die Content-Moderator:innen täglich auf Instagram und Facebook überprüfen, ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. Allein im vierten Quartal 2021 haben die Facebook-Moderator:innen bei 1,2 Milliarden Inhalten Maßnahmen aufgrund eines Spam-Verdachts ergriffen.

Viele der Moderatorenteams hat Facebook an externe Dienstleister outgesourct. So auch in Kenia an die Firma Sama. Der Ex-Moderator Daniel Motaung hat nun Klage wegen verfassungswidriger Arbeitsbedingungen gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber und Facebooks Mutterkonzern Meta erhoben.

Was wirft Daniel Motaung Meta vor?

Laut Daniel Motaung sind die Arbeitsbedingungen für Facebook-Moderator:innen unerträglich. Er wirft seinem ehemaligen Arbeitgeber und Facebook laut dem Time Magazine „Zwangsarbeit, Menschenhandel und Gewerkschaftsfeindlichkeit“ vor.

Sama verstoße gegen kenianisches Recht – es gebe in den Moderatoreenteams unter anderem Lohndiebstahl, Rassendiskriminierung, psychische Folter, ungleiche Bezahlung für gleiche Arbeit sowie zu wenig psychosoziale Unterstützung.

„Es ist nicht in Ordnung, dass wir für den Profit riesiger Konzerne ausgenutzt werden“, sagte Motaung gegenüber dem Time Magazine. Bei seiner Arbeit habe er rund 2,20 US-Dollar pro Stunde verdient. Dabei musste er auch Inhalte sichten, die gewalttätige Enthauptungen und den sexuellen Missbrauch von Kindern enthielten.

Er leide aufgrund dieser Arbeit nun unter Flashbacks und Albträumen. Außerdem sei bei ihm eine posttraumatischen Belastungsstörung diagnostiziert worden.

Zwangsarbeit durch irreführende Stellenbeschreibungen

Die Klageschrift wirft Sama unter anderem Zwangsarbeit durch „irreführende Stellenanzeigen“ vor. Denn in diesen stünde nicht, dass Sama Moderator:innen für Facebook-Inhalten suche. Auch sei in den Ausschreibungen nicht ersichtlich, dass die Arbeit traumatisch sein könnte.

Die Anwälte von Daniel Motaung schreiben dazu in einer Erklärung: „Diese irreführenden Anzeigen zielten absichtlich auf Kenianer und Afrikaner aus benachteiligten Verhältnissen ab.“

Auch habe es Dutzende Fälle gegeben, in denen Mitarbeiter:innen unter falschem Vorwand aus anderen Teilen Afrikas nach Kenia geflogen worden seien. Die Anwälte werfen Sama und Meta deshalb auch Menschenhandel vor.

Was sagt Meta zu den Vorwürfen?

Im Jahr 2019 wollte Daniel Motaung zusammen mit mehr als 100 Kolleg:innen eine Gewerkschaft gründen und somit bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen erwirken. Kurz darauf wurde er von Sama entlassen. In der Kündigung heißt es: Sein Handeln habe die Beziehung zwischen Sama und Facebook „stark gefährdet“.

Laut Sama sei Daniel Motaung aus einem „legitimen Grund“ entlassen worden, nämlich weil er Kolleg:innen schikaniert und genötigt haben soll. Wie das Time Magazine berichtet wollte Meta sich noch am 21. April aus der Klage heraus manövrieren.

Meta begründete den Versuch, seinen Namen aus der Klage entfernen zu lassen, damit, dass Motaung bei Sama und nicht bei Meta angestellt gewesen sei.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters teilte Meta nun mit, der Konzern nehme seine Verantwortung für Content-Moderator:innen ernst. Meta verlange von seinen Partnern „eine im Branchenvergleich führende Bezahlung und Unterstützung“.

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Über den Autor

Maria Gramsch

Maria ist freie Journalistin und technische Mitarbeiterin an der Universität Leipzig. Seit 2021 arbeitet sie als freie Autorin für BASIC thinking. Maria lebt und paddelt in Leipzig und arbeitet hier unter anderem für die Leipziger Produktionsfirma schmidtFilm. Sie hat einen Bachelor in BWL von der DHBW Karlsruhe und einen Master in Journalistik von der Universität Leipzig.