Wirtschaft

Mindset: Warum die Zusammenarbeit mit Start-ups kompliziert ist

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Adobe Stock/ Sensvector
geschrieben von Carsten Lexa

Aufgrund meiner Tätigkeit als Wirtschaftsanwalt für Start-ups und mittelständischen Unternehmen weiß ich, dass die Zusammenarbeit zwischen diesen nicht immer einfach ist. Das liegt auch an den unterschiedlichen „Mindsets“. Was das mit Blick auf Start-ups bedeutet, möchte ich in diesem Artikel kurz herausarbeiten.

Da ich sowohl Start-ups als auch mittelständische Unternehmen berate, werde ich oft von diesen angesprochen, wenn die Zusammenarbeit außerhalb von rechtlichen Beziehungen nicht rund läuft. Grob gesagt lautet einer der häufigsten Vorwürfe auf Seiten der Start-ups, dass der Mittelständler zu kompliziert, prozessorientiert und langsam handelt.

Die mittelständischen Unternehmen dagegen haben Schwierigkeiten mit der aus ihrer Sicht „hemdsärmeligen“ Herangehensweise der Start-ups und dessen Aktivitäten, die nicht immer vollständig durchdacht erscheinen aus Sicht des Mittelständlers.


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Zusammenarbeit mit Start-ups: Über Unterschiedliche Denkweisen

Einer der Gründe für diese Herausforderungen sind unterschiedliche Denkweisen, Überzeugungen und Verhaltensmuster beziehungsweise innere Haltungen bei den Beteiligten, somit unterschiedliche „Mindsets“. Diese sind im Vorfeld für beide Seiten teilweise schwer vorstellbar.

Im Rahmen der Zusammenarbeit lassen sie sich diese Unterschiede dann aber nicht mehr übergehen, teilweise bis zu dem Punkt, an dem die weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist.

Innovatives Mindset bei Start-ups

Meiner Ansicht nach herrscht bei Start-ups ein sogenanntes „Innovation Mindset“. Das ist eine Denkhaltung, die radikal neue Ideen zulässt und sogar fordert, oft verbunden mit großem Optimismus für die Zukunft und der festen Einstellung, dass alle Ziele trotz aller Widerstände erreicht werden können.

Aus dieser Denkhaltung resultiert eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit mit möglichst wenig bürokratischen Prozessen, denn die kosten ja nur Zeit. Außerdem: Viel Aktivität, die verbunden mit viel Ausprobieren ist und einer geringen Angst vor dem Scheitern.

Für die Umsetzung ist nämlich weniger Nachdenken als vielmehr Tun erforderlich und wer viel tut scheitert zwangsläufig häufiger. Zudem geht es um einen entspannten Umgang mit dem Status quo, der ja keine große Hürde darstellen kann, denn sonst könnte man ihn ja nicht so einfach ändern.

Herausforderungen für mittelständische Unternehmen

Diese Denkhaltung ist natürlich für etablierte mittelständische Unternehmen eine Herausforderung. Sie haben, vielfach natürlich zu Recht und oftmals durch Zahlen eines hohen Preises, gelernt, dass es beispielsweise manchmal eben doch besser ist, erst nachzudenken und dann zu handeln, anstatt anders herum.

Nichtsdestotrotz macht es für mittelständische Unternehmen Sinn, sich mit dem Mindset von Start-ups zu beschäftigen, um deren Innovation Mindset für sich zu entdecken und zu nutzen.

Mittelständische Unternehmen, das hat Gunther Wobser in seinem Buch „Neu erfinden“ so schön beschrieben, dürfen sich nicht länger ausruhen auf den Erfolgen der Vergangenheit, sondern müssen wieder innovationsfähig werden.

Die Denkhaltung von Start-ups kann hier wertvolle Impulse geben, insbesondere um zu verstehen, dass die Schaffung von Innovationen keine Sache ist, die man im Rahmen eines Tagesworkshops schnell lernen kann, sondern unter Umständen die Neuaufstellung und Neuausrichtung des Unternehmens erfordert – etwas, das Start-ups schon von Anfang an getan haben.

Sechs Elemente für ein innovatives Mindset

Aus welchen Elementen nun dieses Innovation Mindset besteht, das möchte ich nachfolgend zeigen:

  1. Offenheit für neue Ideen: Das bedeutet, bereit zu sein, um anderen zuhören und andere Perspektiven berücksichtigen zu können, auch wenn sie von den eigenen abweichen.
  2. Umgang mit Scheitern und Fehlern: Scheitern ist ein unvermeidlicher Teil des Innovationsprozesses. Anstatt Angst vor dem Scheitern bzw. vor Fehlern zu haben, sollte Scheitern als Lernprozess betrachtet werden und als Chance, etwas zu verbessern.
  3. Förderung von Neugier: Hier geht es darum, neue Fragen zu stellen und so neue Informationen zu erlangen. Denn eine neugierige Denkweise ist unerlässlich, um neue Ideen und Ansätze zu finden.
  4. Entwicklung von Risikobereitschaft: Innovation erfordert oft das Eingehen von Risiken, sei es weil ein neuer Ansatz ausprobiert oder der Status quo angegangen werden soll bzw. muss.
  5. Unterstützung von Kollaborationen: Innovation ist oft das Ergebnis von Zusammenarbeit und Teamwork. Unerlässlich ist deshalb die Zusammenarbeit mit anderen, um so mehr und andere neue Ideen und Ansätze zu entwickeln.
  6. Erhalt von Flexibilität: Schließlich ist noch die Bereitschaft erforderlich, den eingeschlagenen Kurs zu ändern oder bisherige Pläne anzupassen, wenn sich neue Gelegenheiten ergeben oder wenn etwas nicht wie erwartet funktioniert.

Aus diesen Elementen ergibt sich, dass Innovation beziehungsweise Innovationsfähigkeit nicht einfach „verordnet“ werden kann. Und daraus folgt, dass die Denkhaltung eines Start-ups, welches vom Grundsatz auf Innovation ausgerichtet ist, sich zwangsläufig mit der Denkhaltung eines mittelständischen Unternehmens „beißt“, wenn dessen Denkhaltung auf etwas anderes ausgerichtet ist.

Zusammenarbeit mit Start-ups: Tipps für mittelständische Unternehmen

Meine Empfehlung an mittelständische Unternehmen lautet deshalb, sich nicht einfach nur anzuschauen, „wie Start-ups das machen“. Ich empfehle vielmehr zu verstehen lernen, mit welchen Mitteln das Innovation Mindset ein Start-up, mit dem ein mittelständischen Unternehmen zusammenarbeiten will, durchdrungen hat.

Zum einen versteht der Mittelständler dann besser, warum das Start-ups so handelt, wie es das eben tut, und zum anderen erkennt der Mittelständler vielleicht, anhand welcher Faktoren sich die Denkhaltung des Start-ups von der Denkhaltung des eigenen Unternehmens unterscheidet.

Diese Erkenntnis ist der erste Schritt zu einer Annäherung in der inneren Einstellung, die am Ende oftmals den Unterschied zwischen einer erfolgreichen und einer erfolglosen Zusammenarbeit ausmacht.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit über 10 Jahren deutsche und internationale Unternehmen in allen Angelegenheiten wirtschaftsrechtlicher Art, z.B. bei Gründungen, Strukturierungen oder Vertragsgestaltungen aber auch zu rechtlich-strategischen Fragen. Darüber hinaus war er Weltpräsident der G20 Young Entrepreneurs Alliance (G20 YEA), Mitglied der B20 Taskforces und Rechtsbeistand der Wirtschaftsjunioren Deutschland. Bei BASIC thinking schreibt er über unternehmensrechtliche Fragen.