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Arrogante Arbeitnehmer bei New Work Jobs: Wie eingebildet ist der Nachwuchs?

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geschrieben von Christian Erxleben

Eine Wasser-Flatrate? Die muss es geben! Mindestens eine Workation im Jahr? Eine Selbstverständlichkeit! Wellness-Angebote? Ohne die komme ich gar nicht mehr. Es ist unfassbar, wie arrogant (junge) Arbeitnehmer:innen sind, die New Work Jobs jenseits von Gut und Böse suchen. Ein Kommentar.

Schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und dann noch ein langer Fahrtweg zur Arbeit? Diese Faktoren mussten Arbeitnehmer:innen über Jahre oder teilweise sogar Jahrzehnte hinweg akzeptieren.

Der Grund dafür war, dass über einen sehr langen Zeitraum die Arbeitgeber die Regeln für den Arbeitsmarkt vorgegeben haben. Das Motto lautet dabei: Ich gebe dir einen Arbeitsplatz und deshalb darf ich auch die Spielregeln bestimmen – so weit so einleuchtend.

Die Arbeitnehmer machen die Regeln am Arbeitsmarkt

Doch das Blatt hat sich sprichwörtlich gewandelt. Wieso das so ist? Das offenbart schon ein kurzer Blick in die Nachrichten. Es gibt immer mehr Berufsgruppen, in denen es kaum noch verfügbares Fachpersonal gibt.

Das beginnt bei Pflegepersonal und Erzieher:innen, geht über Mitarbeiter:innen in der Gastronomie und reicht bis hin zu Bodenpersonal bei Airlines. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Tatsächlich gibt es deutlich mehr Bereiche mit einem ähnlichen Verhältnis.

9-to-5? Wir wollen nur noch New Work Jobs!

Was bedeutet das in der Konsequenz? Das Machtgefälle am Arbeitsmarkt hat sich umgekehrt. Die vorhandenen Fachkräfte mit einer guten Ausbildung können sich ihren Arbeitsplatz de facto aussuchen.

Das heißt: Eine Medizinische Fachangestellte (MFA) mit den entsprechenden Weiterbildungen im Bereich der Notfallmedizin kann ihren Job bedenkenlos kündigen und findet trotzdem mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb weniger Tage eine neue Anstellung – und das nach den eigenen Vorstellungen.

Zwischen Work-Life-Balance und Wellness-Workation

Genau dieses Bild zeichnet sich in zahlreichen Sektoren ab. Deshalb steigen die Anforderungen der Arbeitnehmer:innen immer mehr. New Work Jobs – also Arbeitsstellen in einem modernen Umfeld, wo der Angestellte der neue Chef ist – werden de facto vorausgesetzt.

Und an immer mehr Stellen und bei immer mehr Personen entsteht daraus eine unfassbare Arroganz und Eitelkeit. Derartige Gefühle und Grundeinstellungen sind jedoch in höchstem Maß unangebracht.

Als Beispiel sind dafür Social-Media-Konversationen zu nennen, in denen sich (vorwiegend junge) Menschen über die Angebote von Arbeitgebern lustig machen. Zu einer Kaffee- und Wasserflatrate im Office bleibt dann nur der Kommentar „Haltet doch einfach die Fresse ehrlich.“

Zwölf Wochen Workation und höhenverstellbare Tisch werden dann ironisch als „Gailer Shize“ bezeichnet.

Verlasst eure arrogante Bubble – oder meldet euch beim Arbeitsamt

Diese herabwürdigende Einstellung von immer mehr Arbeitnehmer:innen nimmt Dimensionen an, die gar nicht mehr vorstellbar sind. Dabei vergessen viele der Meckerenden, das derartige Benefits für die allermeisten Menschen außerhalb der Tech- und Marketing-Welt alles andere als Normalität sind.

Wer beispielsweise in einer sozialen Einrichtung, in der Medienbranche, im Handwerk oder bei Behörden und behördenähnlichen Institutionen arbeitet, kann über das Gejammer rund um die New Work Jobs nur lachen.

Eine Kaffee- oder gar eine Wasser-Flatrate sind dort eine absolute Seltenheit. Der Weg zum Kunden ist Arbeitszeit? Darüber dürften die meisten Handwerker nur lachen. In den Kommentarspalten werden derartige Kommentare jedoch nur mit Beleidigungen versehen.

Höhenverstellbare Tische gibt es – wenn überhaupt – nur mit einem ärztlichen Attest. Die Antwort der New-Work-Ignoranten: „Man will uns nur für blöd verkaufen.“

New Work Jobs: Ja, auch kostenloses Mineralwasser ist ein Premium-Faktor!

Die Geschichte lässt sich unendlich weiter erzählen. Letztendlich ist es eine Geschichte von Undankbarkeit und Eingebildetheit. Wer beispielsweise nach einem Jahrzehnt im Arbeitsleben das erste Mal eine Überstundenregelung und eine Kaffee-Flatrate hat, weiß, dass Derartiges nicht normal ist.

Deshalb freue ich mich über jeden Arbeitgeber, der auch nur kleine Schritte macht – und selbst wenn es nur Mineralwasser oder eine Schale mit Obst ist. An alle Jammernden bleibt mir nur ein Wunsch: Bitte verlasst eure Blase, unterhaltet euch mit anderen Berufsgruppen und steigt hinab von eurem Thron.

Hinweis: Dies ist ein Kommentar. Ein Kommentar ist ein journalistisches Meinungsstück, das die Meinung des Autoren wiedergibt und keine sachliche Berichterstattung.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.

4 Kommentare

  • Herr Erxleben merkt gar nicht, wie er sich selbst widerspricht. Gleich im ersten Absatz sei es einleuchtend gewesen, dass Arbeitgeber zu Zeiten des Arbeitskräfteüberflusses die Regeln bestimmten und nun spricht er der Generation X und Z, das gleiche Recht ab, weil sich die Kräfteverhältnisse am Arbeitsmarkt gedreht haben. Die Generation X und Z (oder war es Y und Z?) nutzt eben die Lage aus, weil sie es kann. Und das scheint gewissen Kreisen, vornehmlich Arbeitgebern und meiner Generation (ich bin Baby Boomer) nicht zu schmecken.

    Arbeitgeber haben über Jahrzehnte meine Generation behandelt, als ob wir nur geduldet, nicht gewünscht seien. Die Folge, meine Generation sieht zu, dass sie diesen unmenschlichen Arbeitsmarkt möglichst schnell den Rücken kehrt. Wir haben ja vorgesorgt, weil man uns auch da mittels Drohung, die Rente wird nicht reichen, genötigt hat, vorzusorgen. Und jetzt mangelt es überall an Arbeitskräften und die, die merken, dass sie gebraucht werden, nutzen diese Situation aus. Das nennt man Kapitalismus und der geht endlich mal nicht zu Lasten der Arbeitnehmer, sondern zu Lasten der Arbeitgeber. Ich feiere die Generation Y und Z und helfe Ihr sogar noch dabei, indem ich plane, früher aus dem Arbeitsleben auszuscheiden. Weil ich es kann. Suck it up.

  • Was ist denn das für eine dumme Logik? Anstatt die Arbeitsbedingungen im Handwerk und den anderen angesprochenen Bereichen mal zu betrachten und zu verbessern, sollen lieber in den Bereichen, in denen es bereits bessere Bedingungen gibt, die Fortschritte zurückgefahren werden, weil es sonst ungerecht ist??

    Und ja eine gewisse Arroganz muss heutzutage da sein, wenn man schon die Möglichkeiten dazu hat. Ansonsten ändert sich bei den schlechten Arbeitsbedingungen in den Unternehmen überhaupt nichts. Mit diesem Druck kann man endlich mal den Fortschritt selbst befördern und die Unternehmen zur Handlung zwingen.

    Übrigens ist man auch für kleine Wohltaten dankbar, aber einem Millionenunternehmen die Füße zu Küssen, weil sie einem eine Kaffeemaschine und Obst von Aldi hinstellen ist doch absurd.

    Mit diesem Artikel machen Sie es den Unternehmen nur einfacher den New-Work-Minirock, welchen Frithjof Bergmann allzu gerne erwähnt hat, anzulegen, um zu verhindern, dass es wirklich positive Veränderungen in Richtung New Work gibt!

  • Hm, also meine Handwerker berechnen Anfahrtskosten.
    Ich auch (pauschaliert eingebaut) 😉