Technologie

ChatGPT liest jetzt Bild-Zeitung – OpenAI als Steigbügelhalter von Axel Springer

ChatGPT Bild Axel Springer, OpenAI, Bild-Zeitung, Künstliche Intelligenz
OpenAI
geschrieben von Fabian Peters

Der Axel Springer Verlag hat eine Partnerschaft mit OpenAI angekündigt. Heißt konkret: ChatGPT soll künftig Artikel von Bild, Welt und Co. zusammenfassen. Die Inhalte sollen sogar in die Trainingsdaten einfließen. OpenAI macht sich damit zum Steigbügelhalter des Axel Springer Verlags. Ein Kommentar. 

ChatGPT-Entwickler OpenAI und der Axel Springer Verlag „gehen eine globale Partnerschaft ein“. Das selbsterklärte Ziel: „unabhängigen Journalismus“ im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz stärken. Das geht aus einer offiziellen Mitteilung des Springer Verlags hervor. Doch ist sich OpenAI überhaupt bewusst, wen man sich da als Partner ins Haus holt?

ChatGPT soll Artikel von Bild, Welt und Co. zusammenfassen

„Please stärke die FDP“; schrieb Springer-Chef Matthias Döpfner kurz vor der Bundestagswahl 2021 an den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Unabhängiger Journalismus sieht irgendwie anders aus. Die Bild ist außerdem die Zeitung mit den meisten Rügen beim Presserat.

Die Gründe: die Vorverurteilung von Verdächtigen, die Missachtung von Persönlichkeitsrechten und eine oftmals mangelnde journalistische Sorgfaltspflicht. Den Springer-Medien Bild und Welt wird außerdem regelmäßig Kampagnenjournalismus vorgeworfen – und zwar völlig zurecht! Beispiel gefällig?

Einer Studie zufolge publizierte die Welt im Zeitraum Juni 2012 bis Mai 2013 mit einem Anteil von 43 Prozent die meisten klimaskeptischen Artikel aller deutschen Zeitungen. Klar: Kritik und Skepsis sollten im Journalismus einen hohen Stellenwert genießen. Doch eine weitere Studie offenbarte das Problem an dem Beispiel.

Denn die Springer-Zeitung stellte mitunter auch die Existenz des menschengemachten Klimawandels und dessen Ursachen in Frage. Und zwar anhand von Elementen, die eigentlich ins Reich der Verschwörungstheorien gehören. Der Bild werden ebenso regelmäßig Kampagnen vorgeworfen – vor allem gegen die Grünen. Beispiel: Eine „Anti-Habeck„-Kampagne und eine „Anti-Wärmepumpen„-Kampagne – inklusive mangelnder journalistischer Sorgfaltspflicht.

Axel Springer-Inhalte als Trainingsdaten

ChatGPT soll nun also Artikel von den Axel Springer-Medien Bild, Welt, Business Insider und Politico zusammenfassen. Zugegeben: Zunächst ist dabei nur von „ausgewählten Nachrichteninhalten“ die Rede. Außerdem sollen die Antworten von ChatGPT entsprechende Quellenangaben und Links enthalten, was nicht unbedingt als Standard bei Axel Springer gilt.

Ausgewogenheit sieht trotzdem anders aus. Doch es wird noch wilder. Denn OpenAI will die Nachrichteninhalte von Welt, Bild und Co. sogar als Trainingsdaten für ChatGPT nutzen.

Da bleibt nur zu hoffen, dass die KI die Inhalte überprüft. Oder aber, dass es sich höchstens um drängende Fragen wie die des Bild-KI-Helfers „Hey“ handelt: „Wie erstelle ich einen Haushaltsplan?“ oder „Warum schwitzt man besonders viel unter den Achseln?“

Auch interessant:

Über den Autor

Fabian Peters

Fabian Peters ist seit Januar 2022 Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Redakteur und freier Autor tätig. Er studierte Germanistik & Politikwissenschaft an der Universität Kassel (Bachelor) und Medienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Master).

1 Kommentar

  • Ach so, und die anderen Medien wie Spiegel, Zeit, Taz usw. zeichnen sich gegenüber der hier dargestellten Voreingenommenheit durch besondere Neutralität gegenüber allen Parteien, wie CDU und FDP, aus? Das ist ja eine lächerliche Annahme.
    Private Medien dürfen einen Fokus haben. Deswegen sind sie ja privat man kann sie kaufen und lesen, wie man mag. Nur der ÖRR muss neutral sein, woran man leider auch in den letzten Jahren erhebliche Zweifel äußern kann.
    Jedem anderen Verlag steht es doch auch frei, Kooperationen mit openAI privatwirtschaftlich einzugehen. Wenn sie das nicht machen, braucht sich niemand zu beschweren.