Amazon verfolgt eine recht eigenwillige Lobbystrategie, um sein Image aufzupolieren. Das Unternehmen setzt unter anderem auf Geschenke und Spendenaktionen, um Kritiker zu besänftigen und positive Berichte einzuheimsen.
Wie die Rheinische Post berichtet, hat Amazon in Rheinberg am Niederrhein einen Kirschbaum und ein Sitzbank für eine dortige Freizeitanlage gespendet. Der Bürgermeister der Stadt war von dieser „vorbildlichen Aktion“ begeistert und lobte das Unternehmen in den höchsten Tönen.
Für Amazon kommen solche oder ähnliche Berichte gelegen. Denn der US-Konzern steht regelmäßig wegen schlechter Arbeitsbedingungen, Steuervermeidung oder seiner Monopolstellung im Onlinehandel in der Kritik. Um sein Image aufzupolieren und Kritiker zu besänftigen, verweist das Unternehmen gern aus sein „soziales Engagement“.
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Deep Lobbying: Amazon will von Kritik ablenken
Wie die Initiative Lobbycontrol herausgefunden hat, sind jedoch auch Artikel wie aus der Rheinischen Post kein Zufall. Vielmehr würde dahinter eine ausgeklügelte Lobbystrategie stecken, die von negativen Kritiken ablenken soll. In seinem Logistikzentraum DUS2 in Rheinberg am Niederrhein hat Amazon im Laufe des Jahres etwa zahlreiche Stellen abgebaut.
Zuvor stand das Unternehmen bereits aufgrund von schlechten Arbeitsbedingungen in der Kritik. Die Gewerkschaft Verdi hatte deshalb wiederholt zu Streiks aufgerufen und forderte einen einheitlichen Tarifvertrag. Doch die kritischen Stimmen wurden immer leiser.
Der Grund: Mit Spendenaktionen konnte Amazon positive Berichte in der Lokalpresse einheimsen. In der Rheinischen Post erschienen 2024 allein vier Artikel, die das Unternehmen in einem positiven Licht dastehen ließen. Der Hintergrund: Spenden für Schulmaterial, Unterstützung der Tafel, besagte Baumspende sowie ein Stützpunkt für Katastrophenhilfe.
Zuvor förderte das Unternehmen bereits einen Ferienzirkus und einen Leseclub in Rheinberg mit mehreren Tausend Euro. Lobbycontrol heißt die Spenden und Geschenke für die Empfänger zwar gut. Allerdings kritisiert die Initiative, dass Amazon diese Aktivitäten gezielt vornehme, um sein Image aufzupolieren – vor allem dort, wo es bereits negative Kritik hagelte.
Amazon schafft Abhängigkeiten
Ein weiteres Problem: Die Katastrophenhilfe in Deutschland ist staatliche Aufgabe. Amazon investiert jedoch in Form von Spenden in die Katastrophenhilfe, was Abhängigkeiten entstehen lässt und den Umgang mit dem US-Konzern beeinflussen könnte. Imagegewinn könnte im schlimmsten Fall sogar vor tatsächlichen Nothilfen gehen – beziehungsweise vor Hilfen an Orten, wo sie am dringendsten gebraucht werden.
Auch die Unterstützung von Tafel-Einrichtungen in der Nähe der Logistikzentren von Amazon ist nicht unumstritten. Einerseits hilft das Unternehmen Menschen, die in Not sind. Andererseits schafft Amazon auch dadurch Abhängigkeiten. Wie Lobbycontrol unter Berufung auf die Tafeln berichtet, sei die Arbeit der Einrichtungen ohne die Hilfe Amazon kaum mehr möglich.
Heißt konkret: Ohne Amazon können viele Tafeln den Menschen, die von Armut betroffen sind, nicht mehr adäquat helfen. Das Unternehmen hat sich auch in diesem Bereich unentbehrlich gemacht. Das könnte vor allem den Umgang von Kommunalpolitiker mit dem US-Konzern beeinflussen.
Auch wenn das „soziale Engagement“ des Unternehmens tatsächlich Menschen hilft, steckt dahinter offenbar Kalkül. Letztlich Gerät Amazon regelmäßig wegen schlechter Arbeitsbedingungen, Überwachung am Arbeitsplatz und der Ausbeutung kleinerer Unternehmen in die Kritik.
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