Wenn über Künstliche Intelligenz gesprochen wird, fallen häufig Namen wie OpenAI, Anthropic oder Elon Musk. Ein bisschen unter dem Radar fliegt Microsoft. Dabei verfolgt das Unternehmen seit Jahren eine dezidierte KI-Strategie, die sich offenbar bezahlt macht.
Hintergrund
- Microsoft hat sehr früh das Potential von Künstlicher Intelligenz erkannt und in den Marktführer OpenAI investiert. Von 2019 bis zum heutigen Tag hat Microsoft insgesamt 13 Milliarden US-Dollar in OpenAI investiert. Damit hat Microsoft einen entscheidenden Einfluss auf die Geschäftsentscheidungen von OpenAI.
- Wie groß dieser Einfluss ist, zeigt die geplante Unternehmensumwandlung von OpenAI von einer Non-Profit-Organisation in eine Public Benefit Corporation, bei der Microsoft mehr als nur ein Wort mitredet. Vereinfacht gesagt ist eine PBC eine gemeinnützige Kapitalgesellschaft mit öffentlichem Auftrag. Diese Umwandlung würde einen Börsengang von OpenAI ermöglichen, der die Milliarden-Investments von Microsoft vergolden könnte.
- Zugleich ist sich Microsoft der Abhängigkeit von OpenAI bewusst – und stellt sich deshalb nach und nach breiter auf. Wie das Magazin The Information exklusiv erfahren hat, kauft Microsoft einige KI-Technologien beim OpenAI-Konkurrenten Anthropic ein, um die Office365-Apps zu verbessern und die eigene Software-Struktur zu diversifizieren.
Einordnung: Diversifikation als KI-Strategie von Microsoft
Der Wettlauf und die steigenden Bewertungen von KI-Unternehmen wie OpenAI, Perplexity und Co. ist nichts anderes als eine Wette auf ein Pferderennen. Auch wenn es derzeit so aussieht als ob sich OpenAI als schnellstes Pferd erweist, ist unklar, welche Marktteilnehmer am Ende wirklich übrig bleiben, wenn eine Konsolidierung einsetzt.
Durch die Diversifikation der Partnerschaften bereitet sich Microsoft in seiner KI-Strategie auf mehrere Ausgänge des Pferderennens vor. Oder um den Vergleich weiter auszuführen: Durch die Zusammenarbeit mit Anthropic setzt Microsoft auf ein weiteres Pferd, falls OpenAI im Zielsprint die Luft ausgehen sollte.
Nicht zuletzt positioniert sich Microsoft auch selbst an der Startlinie: Erst Ende August 2025 hat Microsoft mit MAI-Voice-1 und MAI-1-preview zwei eigene, leistungsstarke KI-Module vorgestellt, die selbst entwickelt worden sind und jetzt nach und nach in Microsoft-Produkte wie den Copilot integriert werden. Drei Pferde sind besser als eines.
Stimmen
- In einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte ein Sprecher von Microsoft, dass die Partnerschaft mit OpenAI nicht in Frage gestellt wird – auch, wenn Microsoft andere KI-Partnerschaften wie mit Anthropic eingeht und eigene Produkte entwickelt: „Wie wir bereits gesagt haben, wird OpenAI weiterhin unser Partner bei Spitzen‑ und Grenzmodellen sein, und wir bleiben unserer langfristigen Partnerschaft verpflichtet.“
- In einem Statement zur möglichen Umstrukturierung von OpenAI heißt es mit Blick auf den Einfluss von Microsoft nur lapidar: „OpenAI und Microsoft haben eine unverbindliche Absichtserklärung für die nächste Phase ihrer Partnerschaft unterzeichnet. Wir arbeiten aktiv daran, die vertraglichen Bedingungen in einer endgültigen Vereinbarung festzulegen. Gemeinsam bleiben wir darauf fokussiert, die besten KI‑Werkzeuge für alle bereitzustellen – basierend auf unserem gemeinsamen Bekenntnis zur Sicherheit.“
- Mustafa Suleyman, Leiter der KI-Abteilung bei Microsoft, sagt in einem Interview mit Semafor nach der Vorstellung der ersten, eigenen großen KI-Modelle: „Wir haben einen enormen Fünfjahres‑Fahrplan, in den wir Quartal für Quartal investieren. Deshalb denke ich, dass das so weitergehen wird.“ Diese Aussage zeigt, mit welcher Zugkraft Microsoft mit Hilfe der Open-Source-Community die eigene KI-Strategie voranbringt.
Ausblick: Fortschritt mit Weitblick
Der Hype um Künstliche Intelligenz ist jeden Tag zu spüren. Das liegt auch daran, dass polarisierende Manager wie Sam Altman und Elon Musk ihre große mediale Bühne dazu nutzen, um lautstark über die Chancen, Risiken und die Zukunft von Künstlicher Intelligenz zu schwadronieren.
Unruhe und übertriebene Emotionen sind für institutionelle Investoren und Privatanleger Gift. Sie schätzen das Understatement von großen Playern wie Apple, das den KI-Zug allerdings aktuell verpasst hat. Den perfekten Mittelweg scheint dabei Microsoft unter CEO Satya Nadella gefunden zu haben. Einerseits haben sich frühzeitig begonnen, in KI zu investieren, und andererseits haben sie rechtzeitig damit angefangen, die Abhängigkeit zu verringern.
Mit wie viel Weitblick Microsoft agiert, zeigt übrigens ein LinkedIn-Post von Microsoft-Cloud-Managerin Noelle Walsh aus dem April 2025. Entgegen des allgemeinen Hypes hat Microsoft einige Infrastrukturprojekte für Rechenzentren pausiert, um sich die nötige finanzielle Flexibilität zu erhalten, um auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. Microsoft pumpt nicht blind Milliarden in KI, sondern verfolgt eine stringente Strategie.
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