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Unbezahltes Bloggen?

mal ne ganz doofe Frage: Was würde Euch veranlassen, für einen Verlag kostenlos mitzubloggen, der ein Blog bzw. ein ganzes Blognetzwerk aufzieht? So wird dort freiwillig gebloggt, dort bei den Blogs auf Freundin.de, die zu Burda gehören, also kein ganz unbekanntes Verlagshaus, dessen Inhaber auch nicht gerade als von Almosen abhängiger Geschäftsmann bekannt ist.

Nein, will jetzt nicht wieder lostrompeten, habe das bereits getan. Es geht mir tatsächlich um die Frage, was einen Blogger dazu veranlassen würde.

Woher ich das weiss? Ganz einfach, beim Don kann man das in den Kommentaren direkt aus dem Munde einer Burda-Mitarbeiterin erfahren: So wird fürs Bloggen nicht etwa nur die Hälfte der Blogger bezahlt, sondern KEINER (die freundin-Redakteure werden für ihren Printjob bezahlt, nicht fürs Bloggen)! Nicht, weil kein Budget dafür möglich gewesen wäre, sondern weil wir uns unter Blogs etwas vorstellen, das man privat aus Lust und Laune macht. (Und es wäre nicht das erste Mal, daß eine Firma vom Privatvergnügen anderer profitiert.)

Betrachten wir es mal von zwei Seiten: Als Anbieter und Träger eines Blognetzwerks würde ich mir ohne Übertreibung wie ein Gierhals vorkommen, wenn ich Bloggern nix gebe, ich aber andererseits auf 2.000.000.000 USD Vermögen taxiert werde. 2.0 Milliarden Dollar, nicht etwa 2 Mrd Sandkörner. Auch wenn das Blogprojekt später Erfolg hat und ich mir vorgenommen habe, schöne Prämien auszuzahlen. Ein solches Signal zu senden, fremde Menschen für mich kostenlos arbeiten zu lassen… würde mir wirklich wie ein Baron mit Leibeigenen vorkommen. Ne, danke. Aber das ist die eine meine Sicht. Keine Ahnung, wie Burda tickt und was man im Projekt für Pläne hat.

Die andere Seite: Wäre ich Blogger und ein bekanntes Unternehmen würde mich fragen, ob ich für die kostenlos bloggen möchte, wäre es davon abhängig, was ich davon habe. Wenn ich mal drei Wochen mitbloggen kann und dafür auf der Startseite von Google.com stehe, würde ich es machen. Insofern der Autoren-Link auf meine Homepage verweist. Oder ich könnte auf der Startseite von Porsche.de erscheinen. Also vom Prinzip her statt einem monetären Nutzen einen mehr indirekten Nutzen ziehen, den man nicht einfach so in monetären Einheiten umrechnen kann. Aber weder einen finanziellen noch marketingtechnischen Nutzen zu haben? Einfach so? Ich glaube, ich würde dankend auflegen und mich noch mit „Ja, schon klar, Scherzradio XYZ, netter Versuch :-“ verabschieden. Wäre es eher ein ehrenamtliches Angebot mit einem guten und seriösen Anliegen des Trägers – und damit meine ich nix Kommerzielles – würde ich wohl überlegen, dort mitzumachen.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

28 Kommentare

  • Nun, ich denke, Mitarbeiter, die dergleichen AUSGERECHNET an der Blogbar kund tun, würden auch für Saddam Hussein aus dem Vorhof der Hölle bloggen. Kostenlos natürlich. Wenn man sie nur freundlich, langsam und mit leicht verstäään-Liii-chäään Wooor-Teeeen darum bittet.

    Nur müsste man sie irgendwie noch dazu bekommen, keine Interna auszuplaudern. Noch dazu, wenn der Blogberater Hebig gerade nicht aufpasst. Hm. Nicht einfach.

  • Saddam sucht einen Blogger? HIER! HIER! HIER! 😉

    Aber ohne Witz:
    Für ein großes Verlagshaus mit dickem finanziellen Hintergrund würde ich ganz ohne Gegenleistung auch nicht bloggen. Dazu hätte ich noch die Befürchtung einen Maulkorb verpasst zu bekommen, wenn ich etwas schreiben würde, was mit der Politik des Verlags nicht konform ginge.
    Nöö, da blogge ich lieber klein, bescheiden und nahezu unsichtbar in meinem kleinen Stübchen 🙂

  • Warum bloggen Leute? Um der Internet-Öffentlichkeit was mitzuteilen. Das sind ja Themenblogs. Da bloggen Leute, denen das Thema am Herzen liegt. Die meinen Ahnung zu haben und dies mit anderen teilen. Sie könnten ein blog aufmachen, das von 50 usern gelesen wird. Dagegen besteht bei Burda die Chance sofort eine erheblich grössere Leserschaft zu erreichen. Das ist der Mehrwert, den Burda bietet. Ich denke, viele der bloggerinnen kommt es auf diese Öffentlichkeit ein. Ich habe mir mal das „Mami-Blog“ angesehen: Eine ehemalige Ironman-Teilnehmerin, die nun mit 2 Kindern zuhause sitzt und ihren Mann zum Marathon treibt. Das sind Ranpensäuse, denen Burda die Rampe hinstellt.

  • Dazu ging mir erstmal eine andere, ähnliche Frage durch den Kopf: Warum bloggen soviele überhaupt und bezahlen dafür noch Geld? Um sich anderen mitzuteilen.

    So, jetzt kommt ein großer Verlag, bittet darum sich auf seinem Blog ein möglicherweisen größeren Menge an Leser mitzuteilen…

    Wieviele Blogger, die ansonsten 100 bis 112 Visits am Tag haben, fühlen sich da geschmeichelt und herausgefordert?

    Würde ich es machen, ohne Geld, mit dem Hintergrund, dass da eine Firma mit Geld verdienen könnte? Klar! Eindeutig ja! Warum nicht? Möglicherweise ergeben sich daraus andere Chancen (Und wenn es nur ein Abo irgendeiner Burda-Zeitschrift als Dank ist). Und wenn nicht, was solls. Bisher blogge ich zum Spass. In Zukunft blogge ich zum Spass. Und wenn es keinen Spass mehr macht, dann lasse ich es sein und such mir was anderes das Spass macht.

  • Meines Erachtens ist das ein Fall für den DJV – Leute ohne Bezahlung und ohne Verträge schreiben lassen. Aus Bloggersicht mag sich das mancher vorstellen können, als Journalist kriege ich bei sowas das kalte Kotzen. Man müsste mal mit einem Arbeitsrechtler sprechen. Wenn die einerseits nichts zahlen und dann

    „Schuh glaubt zu wissen, wie mit Blogs Geld verdient wird: „Unsere Blogs sind sehr gut refinanzierbar, weil viele Leser sie mit hoher Aufmerksamkeit verfolgen“, sagt Schuh.“

    in die Welt posaunen, stimmen die Relationen nicht mehr.

  • Ich würde die Strahlkraft der Medienmarke freundin nicht unterschätzen. Man (frau) liest freundin, weil die Freudin sie auch liest. Die Freudin bloggt bei der freundin, also tut es die Freundin ihr nach. Und dann auch noch gemeinsam mit der „Freundin“ aus der Redaktion der freundin.
    Der Einfluss von Marken könnte in der Tat in Zukunft schwinden, aber noch ist es noch lange nicht so weit. Genauso wenig, wie die Tageszeitung morgen ausstirbt.
    Ach und außerdem: Die feundin erscheint in einem Verlag? Burda soll der heißen? Interessant. Und wer ist dieser Hubert Burda? Nie gehört! Reich soll der sein? Klasse! Kann ich den mal kennenlernen.

  • Ich denke viele der nicht wegen ihrer unfreiwilligen Komik lesenswerten Blogger machen dies aus Marketing-Gründen. Zumindest gilt dies praktisch für alle guten IT-Blogger.
    Nur: Leute wie Ted Neward, Hani Suleiman, Drunk and Retired entwickeln ihre eigene individuelle Marke und nicht die eines Medienkonzerns. Auch z.B. beim JBoss-Blog steht deutlich das jeweilige Individuum im Vordergrund.

    Nun versuchen wohl die Bürovorstände Energien aus ihren jugendlichen Marketing & Kommunikationstalenten zu ziehen.
    Glaub nicht, dass dies nachhaltig zu irgendwie guten Ergebnissen führt. Finden da eigentlich Gespräche über strategische Zielsetzung, Motivation und so statt? Oder sollen die „einfach mal loslegen“ und bekommen dann ab und an eins mit dem Rohrstock, falls sie irgendwas sagen was sie nicht sagen sollen?
    Ich gebe zu, eine Menge Mutmassungen aber andere finden es ja auch suspekt.

  • Mal abgesehen davon, daß die freundin-Blogger bei Google tatsächlich recht weit oben erscheinen und wenn sie wollen auch, wie beispielsweise Sarah oder Doc Sven Werchan, auf ihre eigenen Webseiten verlinken können… Vielleicht habe ich einfach so nett gefragt, daß sie nicht wiederstehen konnten und jetzt haben sie einfach Spaß daran, eine eigens für sie aufgebaute Plattform zu nutzen und für die „freundin“ zu bloggen.

  • Ich sehe auch keinerlei Problem darin. Wenn einer bloggen will, soll er/sie das machen, wo er/sie das will. Ob das nun Blogspot, Twoday oder was auch immer für Dienstleister hosten, oder eine Verlagsplattform. Wichtig ist, dass sich der/die Blogger(in) da wohl fühlt, wo er/sie bloggt.

  • @Dieter, ich spreche oben davon, ob eine Firma per se zulassen kann, dass wie auch immer geartete Freiwillige für sie kostenlos arbeiten. Auch wenn die Arbeit mit Spaß verbunden ist, stellt es sich als Arbeit dar. Sagen wir es andersherum, Stellenanzeige: „Suchen Mitarbeiter als Teilzeitkraft mit… Gehalt 0 Euro im Monat… Bewerbung bitte an…“

    Ich denke, es würden einige Personalchefs dumm aus der Wäsche schauen, wenn sie erfahren, dass einige Firmen dazu übergehen, Personen einzusetzen, die weder einen Arbeitsvertrag haben noch Vergütungen erhalten. Ich bewerte das nicht, ich denke das einfach durch. Ich könnte mir vorstellen, dass schon alleine aus Imagegründen die meisten Firmen das weit von sich weisen würden („was sollen die Leute sagen…“). Ob sich nun Kunden / Personen einfinden, die tausend Mal anklopfen und um kostenlose Arbeit betteln, ist völlig nebensächlich. Ich frage mich auch, ob das rechtlich überhaupt zulässig ist. In den USA zB kann ich mich an ingame Supporter erinnern, für die es eine große Ehre war, Onlinespielern zu helfen (weil sie halt gepimpert waren durch diese Stellung …). Nur, das Gericht beschloss, dass man nicht unentgeltlich für eine US-Firma arbeiten darf, nachdem es warum auch immer Knatsch gab. Nochmals zum Mitschreiben: Kritik gibts bei Don, hier wird halb-akademisch analysiert 🙂

    Dorin, Du wiederholst Deine Argumente 😉 Bring doch mal das vor, was sich Burda dabei denkt? Haben die keine Angst zB in der BILD zu landen, weil man quasi „eine neue Masche gefunden hat, Webplattformen für mau aufzubauen“ (immerhin sind Personalkosten die größten Kostenblöcke)? Ich hätte als Firma viel zu viel Bammel und Bedenken, so einen Weg einzuschlagen.

  • Ja ja. Ich habe ja schon mitbekommen und auch gesagt, dass es bei Robert´s ausgewogener zugeht, als beim Verbalvandalen. Insofern begrüße ich die analysierende Herangehensweise ausdrücklich.

    Dennoch. Am Ende sehe ich keinen Unterschied zu zum Beispiel http://www.jubiiblog.de/ oder nimm andere Dienstleister. Auch Lycos (Jubii) verdient durch das unentgeltliche Bloggen vieler Blogger (viel mehr als in einem Verlagsblog überhaupt unterkämen) Geld, nämlich über die fette Werbung, die den ganzen Header zerhaut.

  • […] Da läuft gerade großes Kino in T.Knüwers Blogkommentaren. Eine Kritik am FreundInnen-Blog wird immer mehr zur Schlammschlacht in den Kommentaren. Denn es ist VERBOTEN die FreundInnen zu kritisieren, so lese ich zumindest die Kommentare der FreundInnen. Es scheint mir, die FreundInnen übertreiben es ein wenig mit der “Jetzt machen wir mal das reale Leben nach”-Mentalität:”Du Schatz, findest Du ich bin zu Dick?” Was sollte man als Mann darauf schon Antworten? Da hilft nur noch die Flucht ins Unbekannte (”Ich geh mal kurz Kippen holen) oder irgendwas anderes. The Daily FreundInnen-Soap. [Update]: Das rollt gerade alles an: hier, hier und hier. @Burdas: Kritik ist, wenn man trotzdem lacht… […]

  • Ausbeutung hin oder her – vielleicht macht Burda da ja so was wie „Big Brother“. Man lässt eine Horde Mitteilungswillige eine Weile für umsonst bloggen und dann kriegen die mit ansprechender Leserzahl einen Vertrag bei der freundin. Die anderen, tja ..

  • dorin ich denke tatsächlich, da sollte nun von euch mehr kommen.

    allerdings- es ist ein freies land. jeder kann lesen was er will und auch schreiben was er will – hat er eine große plattform zur verfügung – um so besser. schreibt er umsonst und könnte geld bekommen – noch besser. wird er ob aller freiwilligkeit auch noch gelesen- optimum.

    vielleicht traute sich die freundin nicht, ein investment in etwas zu stecken, was totally unsicher ist, kommt doch außer öffentlichkeit erst einmal nichts in die kasse – sunk costs wie der bwler sagt…

  • Es gibt derzeit zu viele Journalisten mit zu geringen Qualitäten – ob beim Stil oder bei der Recherche. Die allseitig resultierende Tutti-Frutti-Schreiberei folgt aus dem, was unsere Journalisten-Schulen und -Studiengänge lehren: Die „Absolventen“ wissen irgendwann alles über den Leser – und nichts über sich, die Schreiber. Und noch weniger über das Schreiben. Natürlich spielen hauseigene Marketing-Diktatoren ebenfalls eine Rolle, die da meinen, die Auflage sei das einzig legitime Ziel des Schreibens.

    Dazu gibt es einen rapide schrumpfenden Arbeitsmarkt in Print, Funk und TV. Jederzeit droht den Jungs und Deerns an den Phrasenknödelmaschinen der Absturz vom Boulevard in die Gosse.

    Sagt zu einem Mitglied dieses Prekariats der Ressortchef: „Meyer, nuhörnsemirdochmazu, Sie schreiben jetzt bitte einmal in der Woche ’nen möglichst frischen Text für unser neues jungdynamisches Blog-Angebot, das jetzt alle irgendwie haben; auch wir müssen neue Marktsegmente erreichen“ – dann sind die hier beschriebenen Folgen unausweichlich.

    Grundfalscher Ansatz also: Ein Blog kann – streng genommen – gar keine Entscheidung eines Verlagschefs sein, es sei denn, er schriebe es selbst. Denn ein Blog wird von schreibenden Individuen beschlossen, gegründet und entwickelt. Das einzig Individuelle an der „Freundin“ aber ist der Name. Ich kann schließlich auch nicht „der Telekom“ ihr Tagebuch schreiben.

    MfG

    P.S.: Andererseits sollte Klein-Bloggersdorf seine eigenen artistischen Buchstabennummern nicht zu wichtig nehmen. Einen neuen Döblin habe ich hier noch nicht entdeckt. Die Zahl der „Raubdrucke“ zeigt mir letztlich doch auch, dass ich gut schreibe.

    Sage ich mal so als Flaneur des Geschehens.

  • Sorry Robert, habe Deine Frage überlesen. Zum einen kann ich nicht für Burda sprechen, sondern nur für mich und die Blogger, mit denen ich zusammenarbeite. Bin ja frei und unabhängig! Zum anderen weiß ich es auch gar nicht, was man bei Burda über uns denkt. Ich betreue den Blog so, wie ich es mir vorstelle, und tausche mich nur mit der Chefredaktion aus, die ja auch schon sehr gut für sich gesprochen hat.

  • freundin bloggt – und viele antworten

    Das Problem kannte ich bisher nur von Liebesbriefen: Ich schreibe sie gern und leider auch gerne gut, denn ich kann dabei nie vermeiden, daß neben sehr viel Herz auch ein gutes Stück Handwerk mit drin steckt. Dazu bin ich zu sehr Journalist. Wie sol…

  • Wie versprochen sind jetzt im freundin-Blog die Kommentatorennamen aktiv (auch rückwirkend bei allen Kommentaren auf die Homepages – soweit angegeben – verlinkt) und Trackbacks zugelassen.

  • Bloggen für Lau

    Einst schrieb eine Mitarbeiterin einen Kommentar auf Don Alphonsos “Profiblogs“€? – gnihihi – und ihre billigen Bildertricks” über die Bezahlung der “Freundin“-Bloggerinnen:
    “So wird fürs Bloggen nicht etwa nur die Hälf…