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Zenonische Paradoxien

Zenon von Elea beschäftigte sich vor allem mit dem Problem des Kontinuums, insbesondere dem Verhältnis von Raum, Zeit und Bewegung. Dies schlug sich nieder in mindestens zehn (Proklos berichtet von 40) Trugschlüssen, von denen zehn indirekt überliefert sind. Die bekanntesten sind der Trugschluss von Achilles und der Schildkröte, demzufolge ein schneller Läufer einen langsamen Läufer nicht überholen könne, soferne er jenem einen Vorsprung gewähre, sowie die damit verwandten Trugschlüsse des Nicht-ans-Ziel-kommen-Könnens (Teilungsparadoxon) und des Nicht-Weglaufen-Könnens sowie das Pfeil-Paradoxon“ so die Wikipedia.

Ok, so what? Na ja, Deutsche Startups berichtet, dass die Netzathleten einen Strategiewechsel vornehmen. Aus einem sportlichen Social Network wird ein Newsportal für Sport mit einem Social Network als Anhang. In den Kommentaren wird imho teilweise richtig gemutmaßt, dass Sportnachrichten für weniger populäre Sportarten durchaus eine interessante Nische sind. Denn, in der Tat berichten die Medien idR lediglich über Formel1, Fußball, Handball, und… *nachdenk* ja, das wars auch schon fast.

Kurz ein Stück zurückgedacht: Sportlernetzwerke sind nicht wirklich einfach auszurichten. Es reicht halt nicht, wenn man á la StudiVZ und Konsorten Userprofile, Foren, Bilder und Vernetzungsfunktionen einbaut, sodann die User mit hormonellen Überlegungen auf die Seite lockt. Dazu fehlt imho die große Klammer. Was habe ich schon mit einem Handballer aus der B-Klasse (gibts sowas) in Buxtehude zu tun? Was juckt mich, dass sein Verein ein neues Mitglied hat? Was kümmert mich deren Tabellenplatz? Ebensowenig juckt es den, was ich sportlich so treibe. Sport alleine reicht nicht. Natürlich gibt es Bereiche, die übergreifend wirken, so zB Trainingsmethodiken. Aber das reicht auch nicht. Der Gedanke liegt also nahe, das System auf Vereinsbedürfnisse zuzuschneiden, mehr in der Art eine einfachen Minihomepage oder auch als Vewaltungstool gedacht. Wenn man so will, wär ein System wie Ning fast genau das Richtige. Es wären auch weitere Fokussierungen möglich und denkbar, doch soll das jetzt nicht so wichtig sein. Im Kern bleibt die Frage: Wo ist das Bindemittel? Was macht es sexy? Also überregionale Sportnews für kleine Sportarten? Mikroregionale News für die Vereine pro Sportart? Lehrt uns nicht der Gedanke des Long Tails, dass das Segmentieren in kleinste Einheiten durchaus Erfolg verspricht?

Zurück zu Achilles und der Schildkröte:

Bevor Achilles die Schildkröte überholen kann, muss er zuerst ihren Vorsprung einholen. In der Zeit, die er dafür benötigt, hat die Schildkröte aber einen neuen, wenn auch kleineren Vorsprung gewonnen, den Achilles ebenfalls erst einholen muss. Ist ihm auch das gelungen, hat die Schildkröte wiederum einen – noch kleineren – Weg-Vorsprung gewonnen, und so weiter. Der Vorsprung, den die Schildkröte zu jedem Zeitpunkt hat, werde zwar immer kleiner, bleibe aber dennoch immer ein Vorsprung, sodass sich der schnellere Läufer der Schildkröte zwar immer weiter nähern, sie aber niemals einholen und somit auch nicht überholen könne.

Das Segmentieren von Sportnews sei also die Chance, um gegen wen zu bestehen? Die großen Sportnewsportale. Das Dumme hierbei: Wie viele Sportuser braucht man, um einen kritischen Punkt zu erreichen, so dass pro Sportart genügend Material zusammenkommt, das als wertig betrachtet wird? Das ist die eine Seite. Die andere Seite: Wer soll das lesen? Wenn ich pro Sportart zwar 5 Schreiber hätte, gäbe es nach der groben 1:100-Regel rund 500 Leser. Bei 100 Sportarten (gibt sicher mehr), wären das an die 50.000 regelmäßigen Leser (btw, die kommen auch nicht von selbst, dazu muss das Newsprodukt und das Marketing stimmig sein, aber das nur am Rande). Und das soll nun der Knaller sein? Bei wie vielen Menschen, die mal mehr mal weniger Sport bertreiben und/oder in einem Sportverein angemeldet sind? 20 Mio? 40 Mio? Irgendwas passt da nicht. Na ja, man kann nun argumentieren, dass die Akiven-Passiven Quote duchaus größer sein kann. Dennoch. Angesichts der Größe der Sportlerzahlen schlussfolgere ich rein deduktiv, dass die Sportlernetzwerke noch nicht den magischen Kern gefunden haben, der für genügend Gravitation sorgt. Großer, gedanklicher Bogen: Bei Flickr war es auch nicht das eine Feature oder der eine Gedanke, der die Platform so spannend gemacht hat, es waren eine Reihe von Eigenschaften. Obwohl es im Kern um Bilder finden und sichten geht, also recht einfach im Grunde genommen ausgerichtet. Sport ist nun einmal kein Bild als gedankliches Objekt. Es ist vieles und nix, das macht es so schwer. Und es zeigt sich, dass die „Universalformel SN“, so wie wir die herkömmlichen SNs kennen, einfach nicht ausreicht. Weder hierzulande noch überm Teich, falls jemand denkt, dass die Amis mal wieder eine Lösung bieten. Mal ganz abgesehen davon, dass man Digg.com like Newsseiten nicht einfach so mit einem Social Networking-Gefüge durchmischen kann. Man halst sich zwei gigantische Probleme auf: Einerseitseits muss man ein sehr gutes Newssystem auf die Beine stellen (hinzukommend: Der user generated Newscontent muss auch noch gegen Newsseiten anstinken, die redaktionellen Content stemmen), andererseits muss das SN auch was hergeben und letztendlich muss der User auch noch mitspielen, zwischen beiden Welten wandern zu wollen, auf einer Platform!! Na, Netzathleten hat sich keinen Gefallen imho damit getan, auf … ja, auf wen haben sie gehört? So oder so, viel Spaß beim Knacken der zenonischen Paradoxienuss.

ein *laut gedacht*-Artikel, mehr nicht.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

9 Kommentare

  • Mein Gefühl sagt mir, dass das nicht viel bringen wird. Ich frage mich schon lange, warum die Sportvereine auf lokaler Ebene nicht anfangen zu bloggen. Dann brauchen sie der Lokalpresse nicht mehr hinterher rennen und können stattdessen bringen was sie haben: eigene Berichte, Videos aufgenommmen von den Fans (Handycam), dazu eine Terminvorschau und die aktuelle Tabelle. Nicht zu vergessen die Links zu den Blogs der anderen Vereine in derselben Liga.

    Die Community organisiert sich drum herum über die Kommentarfunktion, ansonsten sieht man sich eh Samstags (oder Sonntags) bei den Wettkämpfen. Alles ganz easy, aber keiner machts. Warum?

  • Ich hänge in betreffenden SN auch ab und zu rum. Einerseits kann man sicherlich sagen, dass Netzathleten versucht die Community durch ständig neue Aktion zu pushen.
    Andererseits bringen die neuen Funktionen nicht einen wirklichen Mehrwert. Als ich diese Newsding vor 2 Tagen zum ersten Mal gesehen habe musste ich nicht an Yigg oder Webnews denken, sondern an Shortnews. Die Nachrichten die dort stehen sind zu großen Teilen wie bei Shortnews schlecht recherchiert und einfach langweilig zu lesen, und es gibt noch nicht einmal den hilfreichen Quellenlink.
    Und bisher stehen da auch hauptsächlich die Bundesligaergebnisse vom letzten Wochenende oben…
    Ostereier auf Profilen verstecken ist sicherlich auch sehr nett und hält die Aktivität der User so hoch, dass der Server schon wieder lahmt. 🙂

  • Hi Robert,
    auf wen haben wir denn gehört? Habe gedacht, ich hätte heute schon die Kommentare auf deutsche-startups.de überstanden (die sind ja die Hölle) – nun kommst du 😉 Abgesehen davon, dass ich das mit der Schildkröte nich nicht ganz verstanden habe… wette ich dagen – die Wette läuft diesen Sommer bis September, dann wissen wir mehr. Es ist doch Aufgabe von Startups Neues zu wagen… (entgegen dem Samwer-Modell) Neu heißt für mich: authentische Sportnachrichten für alle Sportarten – das ist ein need definitiv! Wir haben gerade erst glauncht… warten wir ab – alles ist ja noch nicht verraten 😉
    Ausserdem machst du zu wenig Sport 😉
    Muss jetzt Vista SP 1 installieren…
    Gruß, Stefan

  • Hallo Robert,
    Wir haben auf meinSport.de die UGC-Sportnews ja schon seit über einem halben Jahr und ich glaube Du hast die Herausforderungen ganz treffend beschrieben 🙂
    Mal gucken was unser nächstes Update bringt, um dem „magischen Kern“ näher zu kommen … demnächst 🙂

  • „Was habe ich schon mit einem Handballer aus der B-Klasse (gibts sowas) in Buxtehude zu tun?“ Dem stimm ich zu. Allerdings sieht das wieder anders aus wenn man sich nur auf Handball fokussiert. Bzw. nur auf Fußball. Wenn ich in der Kreisliga C spiele dann intressiere ich mich schon auch für andere Kreisliga C Spieler – auch in anderen Kreisen.

    spielerkabine.net geht da in die richtige Richtung finde ich. Mit eintragbaren Spielergebnissen etc.

    Ich versteh nicht, wieso nicht fussball.de (dort gibt es einen Ergebnisdienst für alle Ligen im Fußball, von Bauernliga C bis zu den höchsten Ligen) schon längst mehr in Richtung Netzwerk versucht.

    Die Ergebnisse und Mannschaftsdaten haben sie. Jetzt müssten sich noch Spieler anmelden können und einem Verein zuordnenbar sein. Dann etwas in Richtung Transfermarkt.de gehen: Kreisliga Spieler können sich präsentieren wie die Profis. Mit Vereinsgeschichte, Position und einem „virtuellen“ Marktwert oder so.
    Der Marktwert könnte sich aus geschossenen Toren, gespielten Minuten und Bewertungen durch andere Spieler ergeben…

    Es sollte Bewertungsfunktionen geben – nach jedem Spiel kann meine Leistung von Gegnern, Fans und Mitspielern in verschiedenen kategorien bewertet werden, Härte, Fairness, Technik, Ausdauer…was weiß ich 🙂
    So, dass ich nach dem Spiel darauf brenne nachzuschauen wie mein direkter Gegenspieler meine Leistung fand…

    Ach es gäbe so viele Möglichkeiten. Und mit einer Seite wie fussball.de im Rücken könnte man das auch so umsetzen, dass sofort die nötige Anzahl an Intressierten da ist um es zum „abheben“ zu kriegen. Spielerkabine.net hat es da schon schwerer.

    Solche Portale wie meinsport.de oder netzatlethen finde ich zu „allgemein“ – die bieten mir keinen richtigen Mehrwert. Gut ob es jetzt die Lösung ist für jede Sportart ein eigenes Netzwerk zu machen ist auch ’ne Frage…. aber da hätte man eben mehr Möglichkeiten die Funktionalitäten genau auf die Sportart zuzuschneiden.

  • @Stefan, die Wette würde ich gerne verlieren, aber schauen wir mal, was wird. Push, Baby, Push:))

    @Karsten, meld Dich mal, wenn es steht.

    @Andreas, fusball.de, tstst, was ne dankbare URL!! Irgendwie hast Recht.

  • @kommentar1

    jeder fussball verein hat mittlerweile eine eigene homepage. je nach aufwand oder verfügbaren freiwilligen stellen sie dort nachrichten, spielberichte, fotos, informationen online. wieso sollen sie jetzt noch anfangen zu bloggen bzw. was wäre da der unterschied oder der mehrwert? und zum thema videos und fotos online stellen wäre ich vorsichtig. in baden-würtemberg gabs so ein fussball-video-kreisklasse-portal! die mussten schließen, weil der dfb stress gemacht hat (hält die rechte an bild und ton – auch in der untersten liga!)!!!

    @kommentar 5

    eine deinen ideen nahekommende fussballcommunity gibt es schon. nennt sich http://www.die-fans.de. ist regional aufgeteilt. ursprung ist der nordosten deutschlands, so dass die userzahlen in dieser region am höchsten sind. dort sind fans/spieler/funktionäre von fast jedem verein (bis in die kreisklasse angemeldet)! bis vor einem halben jahr war das ganze eine news-seite mit datenbankfunktionalitäten (stadien, mannschaftskader, fotos etc.) und einem umfangreichen forum. danach hat der betreiber einen deutlichen schwenk in richtung web2.0 gemacht. meiner meinung nach hat das der seite nicht gut getan (aber ist ansichtssache). die von dir genannten funktionalitäten wie bewertungen und marktwerte bis in die unteren ligen halte ich übrigens für defintiv nicht machbar!!! dazu sind zu wenige der aktiven internet-affin!!!