Sonstiges

Steuerlasten

demnächst stehen ja wieder Wahlen an, wie immer:) Zunächst in Bayern, aber vaD die Bundestagswahl 2009 klopft so langsam an. Daher vielleicht ein kleiner Hinweis auf eins der Themen, die wohl dominieren werden: Wie verteilt man das Vermögen so, dass es nicht nur den Mehrverdienern besser geht? Burkhard hat zu diesem Thema ein interessante Steuerstatistk ausgepackt. So verteilt sich das Steuereinkommen des Staates wie folgt:
1. Steuern vom Umsatz: 170 Mrd EUR
2. Lohn- und Einkommensteuer: 132 Mrd EUR
3. Gewerbesteuer: 40 Mrd. EUR
4. Energiesteuer: 38 Mrd. EUR
5. Körperschaftssteuer: 23 Mrd. EUR
6. Tabaksteuer: 14 Mrd. EUR
7. Solidaritätszuschlag: 12 Mrd. EUR
8. Grundsteuer: 10 Mrd. EUR
9. Versicherungssteuer: 10 Mrd. EUR
10. Kfz-Steuer: 9 Mrd. EUR

Die Märchensteuer trägt damit am meisten zum Einkommen bei. Erst an zweiter Stelle steht die Steuer auf das persönliche Einkommen. Und hier wird es besonders spannend:

Demnach entfallen nach Auswertung der Zahlen aus dem Jahr 2004 auf die Steuerpflichtigen mit mehr als 37 500 Euro Jahreseinkünften (In Deutschland liegt der Anteil an Besserverdiener bei 26,8 %) 79,6% der festgesetzten Lohn- und Einkommensteuer. Die Hälfte der gesamten Lohn- und Einkommensteuer wendeten Steuerpflichtige mit jährlichen Einkünften von mehr als 66 200 Euro auf; das waren 8,2% aller Einkommensteuerpflichtigen. Oder anders formuliert: Eine kleine Minderheit schultert den Großteil der Einnahmen aus Lohn- und Einkommensteuer.

Das kann man nun wie folgt betrachten: Ja, Mehrverdiener schultern einen Großteil der Einkommensteuer. Etwaige Forderungen nach Mehrbelastungen erscheinen wie ein blanker Hohn. Nur, das kann man auch von einer anderen Warte aus betrachten. Wie kann es sein, dass 8,2% die Hälfte schultern bzw. 27% für 80% aufkommen? Kann dieses extreme Ungleichgewicht auf Dauer für eine Gesellschaft tragfähig sein?


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So schreibt das Bundesamt für Statistik:

10,1 Millionen oder mehr als ein Viertel (28,8%) aller Steuerpflichtigen hatten im Jahr 2004 Gesamteinkünfte von höchstens 10 000 Euro. Ihre Einkünfte waren zum größten Teil steuerfrei. Die Hälfte der Steuerpflichtigen hatte jährliche Einkünfte von unter 23 000 Euro und zahlte 4,3 % der Einkommensteuer.

Oups… wenn wir eins aus der Geschichte gelernt haben, dann sind Ungleichgewichte einerseits ein fruchtbarer Boden für politische Extremlager und andererseits kippt die Geduld eines Menschen, seine Situation weiterhin hinzunehmen.

Das Problem verschärft sich aufgrund der sinkenden Bevölkerungszahlen und einer gleichzeitig einhergehenden Erhöhung des Altersdurchschnitts.

Ich bleibe dabei: Die Linken wird niemand aufhalten können, weder die CDU noch die SPD. Ob man nun den Linken Populismus vorwirft (was der Aufhänger für Burkhards Artikel war) oder nicht. Es spielt keine Rolle. Ich persönlich habe nix gegen Parteien, die sich um das Wohl des kleinen Mannes sorgen. Fuchsig würde ich nur dann werden, wenn man soziale Schichten gegeneinander ausspielen will, also nicht integrierend sondern konkurrierend wirken will. Mal schauen, wie die Linken da aufspielen. Es wäre für die Linken aus wahltaktischen Gründen ein Leichtes, auf diese Ungleichgewichte bei der Einkommensteuer hinzuweisen (es geht ja nicht um die Steuer, sondern um das, was der Einzelne im Geldbeutel hat). Legt man die Daten der Statistiker zu Grunde, bieten sich den Linken locker 30% der Wähler als potenzielle „Kunden“ an. Und es ist nicht absehbar, dass sich an den Einkommensverteilungen auf Dauer etwas ändern wird, im Gegenteil. Sollten sich nicht im gleichen Zuge die Lebenshaltungskosten für die „Ärmeren“ nach unten bewegen (was ich nicht weiß), werden die potentiellen Wähler zu echten Linkswählern.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

44 Kommentare

  • erstmal abwarten wie die wahlen am we in bayern verlaufen… wenn die csu da vom thron geworfen wird, soll das was heißen.

  • „Ja, Mehrverdiener schultern einen Großteil der Einkommensteuer. Etwaige Forderungen nach Mehrbelastungen erscheinen wie ein blanker Hohn.“

    Find ich nicht, denn ‚Mehrverdiener‘ ist ja nicht nur eine Floskel, nein, die haben sogar mehr Geld auf de Täsch als die Leute mit

  • Kommentar beschnitten, oh-oh.

    …unter 10000EUR Jahreseinkommen.
    Und falls die dann (künftig noch) mehr Abgaben leisten sollten, dann haben sie immer noch (viel) mehr Bares in der Kralle als die Armen. Ok, soll ja auch so sein, Aber als Mehrverdiener soll man auch nicht vergessen, dass man Teil einer Gesellschaft ist, dass sie letztendlich auch daran partizipieren (und ihren Geldwerten Vorteil daraus ziehen), dass Menschen für wenig Geld arbeiten gehen (müssen).
    Man muss hier wohl keine Schichten gegeneinander ausspielen, oder?

  • Na ja, der Erfolg der Linkspartei und die freundliche Aufnahme der PDS in der westdt. Medienwelt ab 1989 beruht ja darauf, daß man als Gutverdiener „links“ sein kann, ohne dafür „persönlich“ bezahlen zu müssen.

    Wenn man selbst der gutverdienenden Mittelschicht erklärt, daß sie kurz vor dem Verarmen steht, wird man diese Mittelschicht auch nach jeder Wahl kräftig versorgen müssen.

    Die Bombe platzt 2020 – dann sind rd. 30% der Bevölkerung älter als 60 Jahre und wir werden dann sehen, ob die o.g. „Mehrverdiener“ bereit sind, zu teilen. Ich will nix Negatives über Ärzte und Psychotherapeuten sagen und will mich auch nicht zu deren Einkommenstruktur äußern aber denen haben wir wohl gerade 10-20.000 Euro pro Nase pro Jahr „Lohnerhöhung“ zugeteilt und ich habe echte Zweifel, daß Firmengründer, Chemiker, Ing´s und andere für ihren „geldwerten Vorteil“ bezahlen möchten. Auch der besserverdienende Funktionär der Linkspartei in Leipzig möchte nicht aus seiner Doppelhaushälfte aus- und wieder in die 55m² große Plattenbauwohnung einziehen.

    … und wenn schon unter der „roten Heidi“ 1998ff die Entwicklungshilfe gekürzt wurde … 😉

  • Verstehe ich dich richtig, dass du die Einkommenssteuerstatistik so interpretierst, dass diese Ungleichverteilung ein nützliches Argument für die Linken wär? Ich seh da das Gegenteil: Die gutverdienenden zahlen schon jetzt den Großteil der Einkommenssteuern, viel mehr ist da nicht zu holen, was die linken aber wollen.

  • Ich glaube nicht an einen Durchmarsch dieser Mumien-der-20er-Jahre-des vergangenen Jahrhunderts Ausbuddler. Die LINKE wird auf 14% verharren und sich dann irgendwann in internen Kriegen zerfleischen, sobald es nicht mehr so nach vorne geht. Das ist eben das Schicksal der meisten für ernsthafte Menschen völlig lachhafte populistische Bewegungen.
    Werden ja auch in Ostdeutschland deutlich mehr gewählt als wie bei uns.
    Gibt ja auf der ganzen Welt sowieso nur sehr wenige Länder, die von Quatschköpfen mit ähnlicher anti-amerikanischer und anti-marktwirtschaftlicher Polemik regiert werden. Ohne Erfolg (Venezuela, Ecuador), nicht mehr lange (Argentinien) und z.T. unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen (Bolivien). In Deutschland gibts aber genug politischen Verstand und im Vergleich wesentlich geringere Problemlagen, dass uns dieser Unfug erspart bleibt.

    Ansonsten find ichs ok, dass Gut- und Even-Better-Verdiener zu einem Großteil des Steueraufkommen beitragen. Ihr hoher Preis sagt imho vielleicht v.a., dass die Spielregeln für sie besonders günstige Bedingungen schaffen. Gerade auch in einer Welt, in der Gruppen höchst unterschiedlich von der Globalisierung profitieren.
    Man sollte versuchen etwas positives aus dem Realitäts-Eskapismus der LINKEN-Wähler ziehen und sich wirklich bemühen, die Quote von im Ausbildungssystem erfolgreichen Kindern aus armen Familien an west- oder nordeuropäische Standards annähern. Da liegt für mich die eigentliche Ungerechtigkeit. Ist natürlich eine komplexe und vielschichtige Aufgabe.

  • Die Ungleichverteilung bei der Steuerlast werden normale Menschen als solidarischen Beitrag sehen (die starken Schultern tragen mehr als die schwachen) man kann aber auch einen „Enteignungsakt“ daraus kunstruieren. Die starken Schultern nehmen den schwachen Schultern im Wirtschaftsprozess das Geld weg (Enteignung) und der Vader Staat muss das noch stärker korrigieren.

    Hinter dem Denkmodel der Linken steht das Ansatz „der arme Mensch ist nicht frei“. Er wird gezwungen in einem Job zu arbeiten der ungerecht bezahlt ist, muss Produkte beim Aldi kaufen die zu teuer sind usw, usw. Und weil dieser unfreie Mensch permanent durch Kapitalisten enteignet wird muss der Staat diese Enteignung rückgängig machen.
    Das Denkmodell stimmt auch für einen Teil der Bevölkerung.

    ALLERDINGS !!! Wird die Politik der Linken denen auch nicht helfen.

    Der andere Teil der Bevölkerung, diejenigen die sich frei fühlen, Leistung erbringen, Risiken eingehen, Vermögen anhäufen, also all diejenigen denen es besser geht (die starken Schultern) glauben (zurecht) das ihr höheres Einkommen und Vermögen ihrer höheren Leistungsfähigkeit und Risikobereitschaft geschuldet ist und nicht einem Enteignungsakt.

    Was passiert denn, wenn sich Lafontain mit seinem Enteignungsansatz druchsetzt. Alle Familienunternehmen die potentiell Enteignet werden sollen werden in Erwartung ihrer Enteignung in die Schweiz auswandern und möglichst viel mitnehmen. Das wird zwei Reaktionen seitens Lafontain haben, a. der Kapitalexport wird verboten b. die Gruppe der Leute die enteignet werden sollen wird nach unten auf den Mittelstand erweitert.

    Enteignung wird aber auch dazu führen, dass alle Leute die gern Reich werden wollen das Land verlassen wollen oder innerlich kündigen und auf Schleichfahrt gehen.

    Das man im Jahr 2008 mit so einem Unfug noch Wähler gewinnen kann ist überraschend. Es geht doch keinem Armen besser wenn alle Arm sind.

  • >10,1 Millionen oder mehr als ein Viertel (28,8%) aller Steuerpflichtigen hatten im Jahr 2004 Gesamteinkünfte von höchstens 10 000 Euro.

    robert betont falsch. 10,1 millionen / 28,8 * 100 macht 35 millionen die überhaupt nur steuerpflichtig sind. fragt sich: was machen die restlichen 65 millionen. sind nicht mal steuerpflichtig.

    robert, robert. solche zahlen sind tausendfach in hunderten von foren durchdiskutiert worden. du warst offensichtlich nie dabei.

    klar, bin ich – als volkswirtin! – für mindestlöhne. deshalb kann man aber doch solche statistikzahlen nicht derartig ahnunglos interpretieren.

    nimm den verheirateten das ehegattensplitting und schon werden jede menge frauen wieder voll arbeiten gehen. bei der heutigen steuerklasse v, die sie zumeist haben, lohnt es sich für sie einfach nicht und wenn sie denn arbeiten, so schauen sie nach steuerfreien mini-jobs ausschau.

    darüber hinaus sind jede menge von studentischen nebenverdienern dabei.

    renten sind seit 2005 übrigens auch steuerpflichtig, allerdings nur zu einem sehr geringen teil. (dieser wird mit den jahren allerdings ansteigen und zwar in dem maße, wie aus zuvor steuerfreien mitteln finanziert wurden.) kurz und ohne schnörkel: dein vermeintliches pro-linken-argument ist abgegriffener, alter käse, den auch verständige linke nicht mehr anfassen. oskar gehört hingegen nicht zu den verständigen. das ist ein höchst gefährlicher, ökonomischer dummbeutel und seine christa, gleichwohl auch volkswirtin, ebenso.

    ich habe ihr buch damals im übrigen gelesen und auch verstanden! und was oskar mit seiner christa da ausgebrütet hat, würde keineswegs dazu führen, daß es den armen besser ginge, sondern lediglich, daß wie in sonstigen planwirtschaften alle arm sind und zwar absolut bitterarm und nicht bloß relativ zu nicht mehr existierenden reichen.

  • Thema Mehrwertsteuer:
    Ein Mitbürger mit hohem Einkommen zahlt deutlich weniger Mehrwertsteuer dadurch das er einen geringeren Teil seines Geldes für den Lebensunterhalt ausgeben muss.
    Das sollte man insgesamt differenzierter betrachten, insbesondere mit Hinblick auf die anteilige Gesamtbesteuerung des Gehaltes das über dem Existenzminimum liegt.
    Solange man Menschen dieses Existenzminimum nicht aberkennt kann man von vielen auch nicht erwarten das sie „ihr Scherflein beitragen“.

    Zum Thema Enteignung:
    Auch wenn es in der Linkspartei sicherlich (noch) einige rückwärtsgewandte DDR-Verherrlicher gibt, letztendlich ist die Frage der Wirtschaftspolitik eine der Regulierung.
    Die Neoliberalen bekommen gerade bei der Kreditkrise in den USA die Backen dick – und schreien jetzt nach staatlicher Intervention.
    Der Slogan „Gewinne mitnehmen, Verluste verstaatlichen“ ist zwar vereinfachend aber insgesamt zutreffend.

    Betriebe die der Grundsicherung und dem Gemeinwohl dienen zu privatisieren ist eine total meschugge Idee. Den möglichst hohen Gewinn den Aktionäre anstreben kann man hier nur auf Lasten der Gesamtgesellschaft erzielen.
    In Grossbritannien sind die Bahn oder die Wasserversorgung Paradebeispiele.

    Auch die Verfechter des freien Marktes können in einigen Quasi-Monopolwirtschaften (Wasserversorgung, Verkehr etc) keinen Wettbewerb erzwingen. Von der Privatisierung profitieren dann diejenigen die das Monopol übernehmen – klar das die dafür trommeln und Lobbyismus betreiben.

    Die Beamtenpost wünscht sich niemand zurück, es geht aber auch in weniger monolithischen Betrieben ohne dabei die Versorgung und das Wohlergehen der Gesamtbevölkerung zu gefährden, viele Stadtwerke zeigen wie das funktionieren kann.

  • >Der Slogan „€œGewinne mitnehmen, Verluste verstaatlichen“€? ist zwar vereinfachend aber insgesamt zutreffend.

    och, man scheint sich doch gerade noch rechtzeitig zu besinnen in sachen investmentbankensterben in den usa. mal abwarten, ob die wirklich so beknackt sind und denen 700 milliarden us-dollar in den rachen zu schmeißen – das wären 3.500 dollar für jeden us-bürger.

    imho können derartige vorschläge ja überhaupt gemacht werden, weil die ökonomische ahnungslosigkeit allerorten, leider auch im journalismus, an den schulen und auch in der politik unglaublich groß ist und ein jeder meint mitreden zu können, gleichwohl er überhaupt nicht blickt, was da los ist und die zugrundeliegenden, tatsächlich vorhandenen kybernetischen spielregeln als nicht existent vermutet. und das gleichwohl die entsprechenden ökonomen, zumeist mathematiker gar, einen nobelpreis nach dem anderen in sachen spieltheorie abräumen.

    nur kapiert keiner, was die zu sagen haben. sind alle am bloggen und halten sich für weltmeister des wissens.

    und ich bin hier schon wieder viel zu lange am herumkaspern: auffi, in die hände spucken, bruttosozialprodukt steigern und vor allem zu allererst, erst man den steuerkram endlich erledigen, damit mich die statistik für 2006 wieder zu den 8,5 % zählen kann.

  • Einmal mehr ein ganz heißes Thema – ist es nicht irgendwo auch so, dass die Besserverdiener für Arbeitsplätze sorgen? Was, wenn die Milliardäre ihre im Überfluss vorhandenen Gelder im Ausland investieren?

    Ich bin wirklich dafür, es allen wirklich gut gehen zu lassen. Unsicher bin ich mir allerdings über die Methodik.

    Vielleicht noch etwas anderes: Gleichverteilung der Einkommen bedeutet eine Steuerkurve wie wir sie jetzt haben – 10.000 € Einkommen – fast keine Steuer – 10.000.000 Mio € Einkommen – theoretisch 4.500.000 € Steuern. Die Folge ist nachweislich die Abwanderung ins preiswerte europäische Ausland. Bei den Spitzenverdienern wäre doch aber auch bei 10% Steuerbelastung ein anständiger Betrag zu verteilen.

    Ich weiß leider nicht genau, wie hoch die durchschnittliche Steuerlast in D ist – für 1.000.000€ braucht es aber vermutlich eine Kleinstadt „Normalverdiener“. Weil es aber so nicht läuft, fließt genau diese Million in die Steuerkassen anderer Länder.

    Vielleicht ist das aber auch zu kurz gedacht?

  • by the way noch: kürzlich an der tanke beim kaffee hörte ich, wie ein investmentbanker einem kumpel klarmachen wollte, daß die kunden die krise in schuld seien.

    der hat vielleicht was von mir zu hören gekriegt. der war am ende ganz klein, mit hut!

  • @kluelz, ich persönlich halte nicht viel von einer Gleichverteilung, solange ein ökonomisch getriebenes System dominiert, da kann man lange herumtheorisieren, was eine gerechte Verteilung ist. Wichtiger ist vielmehr, wie sich die Menschen in ihren gefühlten Zugehörigkeitsgruppen fühlen. Das kann Politik verstärken oder abschwächen. Das war mein Thema des Artikels, wie die Linken damit umgehen werden. Denn es bietet sich ihnen eine Chance, zu polarisieren.

  • @robert: wie wäre es, wenn du deine „aus einer anderen perspektive betrachten“ dann mal erläutern würdest?! ich seh es definitiv so wie thomas, dass die linken dieses ungleichgewicht zu lasten der besserverdiener (und da ist ein großteil unserer mittelschicht drin) nicht als wahltaktik verwenden können, weil es nicht in ihre linke argumentation spielt (es sei denn, sie verdrehen mal wieder die realität). der durchschnittsbürger weiss nicht mal, dass der großteil der einkommenssteuer von den besserverdienern getragen wird. ohne nachzudenken wird immer nur gefordert und nachgeplappert „die reichen haben ja genug, die können noch mehr abgeben und dann sind sie immer noch reich“. reiner sozialneid mit der forderung nach umverteilung hin zur gleichverteilung. eigentlich sollten wir wissen, wie solche systeme dann enden! schlimm ist, dass viele denken, den besserverdienenden fällt das geld so einfach zu. das mag zum teil so sein, aber ein grosser teil muss dafür verdammt hart arbeiten und darf seinen gerechten lohn dafür dann dem legalisierten modernen raubrittertum zur verfügung stellen.

  • Eine Umverteilung von Reich zu Arm, der die Reichen nicht freiwillig zustimmen können, lässt sich systematisch nicht von einem Raub unterscheiden.
    Mehr gibts dazu nicht zu sagen.

    ach doch @slowcar:
    Mag sein, dass die sogenannten „Neoliberalen“ nun nach dem Staat rufen, das dürfen sie aber auch, denn „Neoliberale“ sind ja per Definition Sozialmarktwirtschaftler.
    Echte „klassische Liberale“ rufen eher: „Lasst sie doch pleite gehen“

  • Also ein bedeutender Großteil der 10000 Euro Leute sind Studenten, Lehrlinge, Halbzeitkräfte (Hausfrauen mit 15 Stunden Job) usw.

    Also da sollte man schon mal genauer hinschauen 😉

  • Mit 3.000 Euro ist man doch kein Besserverdiener! Da kommen dann um die 2.000 Euro netto raus. Eine Familie mit zwei Kinder bekommt für nixtun 1.800 Euro Harz IV.

    Die progressive Lohnsteuer ist aber die gerechteste Steuer. Die Mehrwertsteuer hingegen ist sozial ungerecht, da Spitzenverdiener nur mit 19% besteuert werden, genauso wie Rentner und Geringverdiener.

    Hinzu kommt die Krankenversicherung, die auch eine einkommen (Pflicht)Steuer ist. Wenn man schon eine Grenze für Besserverdienende nennen will, dann doch eher die Grenze, ab der ich micht privat Krankenversichern darf.

  • Danke, Robert. Das ist deine Stärke: der Wille, die Dinge verstehen zu wollen. Die Infos und deine Interpretationen finde ich sehr hilfreich. Leider kann man über dieses Thema nur sehr selten ohne ideologische Floskeln reden, und wird deshalb einfach nicht schlauer.
    Die Frage, die mich im Anschluss an deine Überlegungen umtreibt, ist: was wäre denn, wenn nicht mehr 8,2% der Einkommenssteuerpflichtigen die Hälfte der Gesamteinnahmen in diesem Bereich aufbringen, weil das Einkommen gleich verteilt ist? Ergäbe das dieselbe Summe? Bliebe sonst alles gleich?

  • Ich denke, dass es Zeit für globales Teilen ist. Diejenigen, die viel haben, sollen was hergeben und diejenigen, die wenig oder nichts haben, bekommen dann mehr. Die Welt wäre dann viel besser – garantiert!
    Neo

  • hehe, das passiert höchstens bei einer weiterentwickelten Ausbaustufe des Homo Sapiens:))

    @Björn, hebt man das Lohhniveau künstlich an (zB Mindestlohn), behaupten die einen, es würde zu Wettbewerbsnachteilen kommen, damit unterm Strich weniger Einnahmen generiert werden, andere behaupten das Gegenteil, dass es positive Konsumeffekte geben würde, wenn man die Steuern senken würde, was sich gesamtheitlich positiv auswirkt (und die fehlenden Steuereinnahmen kompensiert), andere setzen wiederum auf eine Verbesserung der Investitionsbereitschaft, um Einkommenseffekte indirekt zu generieren. Egal wie man es betrachtet, an die Steuersystematik per se traut sich kein Mensch heran:) Es bleibt wie es ist. Nur, es ging ja um das allg. Thema Einkommenssschere, ob das tatsächlich ein zentrales Thema wird, weiß ich aber nicht wirklich. Ich nehme es an, dass es das zunehmend wird.

  • ja, da hast du Recht. Habe aber vor kurzem bei einem Vortrag gehört, dass die Maya in ihrem Kalender festgeschrieben hatten, dass der kosmische Schöpfungsprozeß für den Homo Sapiens eh bald abgeschlossen sein wird ….
    Es bleibt also noch Hoffnung …

  • na ja, ich würde schon ganz gerne meine Kinder und die Kinder meiner Kinder aufwachsen sehen. Letztlich, es ist unser Schicksal, dass wir mit dem umgehen müssen, was uns im Negativen und Positiven ausmacht, zu gleichen Teilen. Und bisher haben wir wohl von anno dazumal bis heute einen recht hübschen Weg hingelegt, abzgl. der zahlreichen Leidcontainer. Das unsinnige Wirtschaftssystem, das auf den Einzelnen und dessen Ego abgehoben hat, wird eines Tages sowieso ad acta gelegt sein.

  • die haben damals nicht vom Untergang der Erde gesprochen, was super toll ist, sondern nur vom Untergang des Weltsystems aus Gier, Angst und Hass. Die meinten, die Menschen werden sich ihres vollen Potentials bewusst werden und ab dann in die richtige Richtung maschieren, was ja hoch an der Zeit wäre ….

  • @ RH deine Aussage zur Mehrwertsteuer ist falsch. Genau wie die Aussage zur progressiven Steuer.

    Progressive, lineare und sogar degressive Steuertariffunktionen entsprechen dem Leistungsfähigkeitspostulat des Grundgesetzes.

    Bedenkt man, das Miete MwSt. frei ist, Lebensmittel einen reduzierten MwST. Satz. haben ist die relative Steuer pro Konsumeinheit geringer als bei Besserverdienenden.

    Vielleicht sollte man auch mal darauf hinweisen, das Geld was nicht konsumiert wird gespart wird, aus dem Geld wird auch investiert und nicht nur spekuliert.

    Ja Investitionen sind für Volkswirtschaften auch wichtig und nicht nur Essen.

  • Die Diskussion zeigt auf jeden Fall eines. Das Steuersystem ist derart komplex, dass niemand mehr sagen kann, ob selbiges für den einzelnen Steuerzahler linear, pgrogressiv oder degressiv ist.
    die steuerzahler selbst sind so geblendet, dass sich wohl die mehrheit eine rückkehr der pendlerpauschale wünscht, anstatt eine pauschale steuersenkung im gleichen volumen für alle zu befürworten.
    auch kann man aus einer relativen mehrbelastung besserverdienender bei der einkommensteuer (nur die zweitwichtigste steuerart) ablesen, ob diese gruppe tatsächlich über gebühr belastet wird.

  • du machts es Dir aber etwas zu einfach. Das Problem am Steuersystem ist ja nicht dessen Komplexität beim Ausfüllen des Formulars und der tausenden von Bestimmungen, sondern die Tatsache, dass niemand die Einkommenseffekte bei Änderungen des Steuersystem vorhersagen kann.

  • @ Robert
    Das Problem des dt. Steuersystems ist dessen Komplexität. 2/3 der Steuerliteratur der Welt sind in deutsche Sprache verfasst.
    Mein Steuer Prof. meinte er kennt so 8-10% des Steuerwissens Made in Deutschland, die besten Studenten schaffen 4%.

    Die Einkommenseffekte eine Steueränderung vorherzusagen ist kein speziell deutsches Problem, damit beschäftigen sich die Ökonometriker überall.

  • @Robert: Du sprichst aus, was ich eigentlich zum ausdruck bringen wollte und mir eigentlich einbilde auch gesagt zu haben.

    es gibt genug beispiele für (vermeintliche) ungerechtigkeiten. auch solche für übermäßige und ungerechte belastungen der unteren einkommensschichten.
    ein beispiel sind die einnahmen aus glückspiel oder unhöflich formuliert die dummensteuer. diese wird überproportional von unteren einkommensschichten bezahlt, während die einnahmen in die subvention von kultur fließen, die überproportional von eher gutverdienen beansprucht werden.
    fazit: die harz 4 leute subventionieren das theater, wo in der pause immer die lehrer den sekt schlüfen 🙂

    das problem ist zudem das vermeintliche ungerechtigkeiten duch zusätzliche ausnahmetatbestäde die sache weiter komplizieren und sich ergo ein spirale entwickelt, die nicht mehr zu stoppen ist.

  • Lasst die Linken nur „steuern“ – sie steuern die Reichen direkt aus Deutschland in gemässigtere Steuergebiete wie der Schweiz (sog. „Steueroasen“. Oasen, kommen bekanntlich nur in Wüsten vor und sind ein Hort von Wachstum und Leben).

    Das längerfristige Problem (vermutlich gewalttätigere Auseinandersetzungen innerhalb und später auch ausserhalb des Landes) gehen uns alle an. Es gilt also, die Leute von diesem gefährlichen Weg zu warnen, gangbare Alternativen vorzustellen und v.a. diese dann durchzusetzen.

    Gruss aus einer (aus eurer Sicht) „Steueroase“
    Mex

  • at Max

    Wärst du so gütig deine gangbaren Alternativen zu präsentieren? Was soll das sonst für eine Diskussion sein? Du verwendest eine alt bekannte Phrase, die so keinesfalls stimmt, weil die Reichen ihr Bares sowieso schon längst sicher – und außer Landes – gebunkert haben. Ich wundere mich, wie du auf so eine Sicht der Lage kommen kannst. Vielleicht bist du aber auch nur ein Stimmungsmacher für die Reichen und Superreichen, die ihren Hals nie voll bekommen, vor lauter Gier. Falls das nicht so ist, würde es mich freuen, deine Ideen zu hören, was getan werden kann.
    Herzlichst und viel Freiheit
    Neo

  • Alternativen: Wieder mehr Verantwortung an jeden einzelnen Bürger abgeben; Sozialstaat massiv verkleinern; ein Bürgergeld einführen, welches so konzipiert ist, dass auch einfache Arbeiten ein genügendes Einkommen generieren; Steuern senken und den Steuerwettbewerb (eigentlich ein Wettbewerb der Staaten) als Wettbewerb sehen und nicht ständig auf die besseren Konkurrenten mit dem Mahnfinger zeigen; den Gesetzeswald getrost kräftig stutzen; der Staat sollte nur noch in aussergewöhnlichen Lagen einschreiten und den Rest an die Privatwirtschaft abgeben.

    Schau dir die Slovakei an, welche mit einer Flat-Tax mehr für Wirtschaftswachstum und soziale Sicherheit getan hat, als manches Sozialprogramm in westlichen Ländern, welches nur die Probleme versteckt, aber nicht löst.

    Alternativen gibt es viele in der direkten Nachbarschaft, man müsste sie eben nur als Alternativen akzeptieren. Wenn du dich wunderst, wie ich auf diese Sicht kommen kann, siehst du eben diese andere Seite nicht…

    Ich gönne den Reichen und Superreichen ihr grosses Vermögen – sofern sie legal dazu gekommen sind. Es zeugt von Leistung und Geschäftsgeschick. Ausserdem wäre ein Sozialstaat wie Deutschland nie und nimmer finanzierbar, wenn es diese Bevölkerungsschicht nicht mehr geben würde. Was dann passiert, kannst du dir hoffentlich vorstellen…

    Mir scheinen dies grundliberale Ideen zu sein… also nichts „Stimmungsmache“. Leider ist die FDP in Deutschland so schwach…

    Gruss
    Mex

  • Lieben Dank für deine Klarstellung, die ich weitgehend teilen kann. Und beim TEILEN bin ich auch schon beim Gebot der Stunde. Ich denke, du vergißt einen ganz wichtigen Punkt. Unser Zinses-Zins-System bringt uns alle an den Rand des Abgrundes. Wirklicher Reichtum wird heute nicht mit Arbeit und Leistung gemacht, sondern mit Klicks am PC. Wenn es dann daneben geht, dann schreit man nach dem Staat – siehe USA. So kann es wohl nicht sein oder? Dort wo Tauben sind, fliegen Tauben zu. Unsere Systeme in Westeuropa hält die breite Masse unten und dann dürfen sie noch kräftig in die Tasche greifen, wenn die Mächtigen einen Casino-Kapitalismus betreiben. Was wir brauchen, ist ein bedingungsloses Grundeinkommen für Alle – und nicht weniger Staat. Was das TEILEN betrifft, so wird sich die Welt wohl mal entscheiden können, dass die, die mehr haben, auch mehr geben.

    Schau dir übrigens mal diesen Film an (den ersten Teil kannst du weglassen, wenn du willst, da geht es nur um Religion): http://www.mywoodstock.net/2008/09/10/zeitgeist-die-welt-im-wuergegriff-der-maechtigen-dieser-welt/

    Schön wäre, wenn du nicht gleich an eine Verschwörungstheorie glaubst. Da mag nicht alles wahr sein, was da gezeigt wird. Es wäre aber zumindest eine Erklärung oder. Die Welt braucht eine Befreiung und die erreichen wir – so wie du geschrieben hast – nur durch müntigere Bürger/Innen.

    Viel Freiheit und liebe Grüße
    Neo

  • Frei nach Sartre: Die Gierigen, das sind die anderen.

    „Die Reichen“ sind nicht das Problem – sie können de facto auch nicht die Masse ihres Vermögens „außer Landes“ schaffen, da dieses in Firmenanteilen/Aktien und Immobilien festliegt. „Schickedanz“ ist durch den Sinkflug der Arcandor mehr „enteignet“ worden, als es jede Steuerschraube hätte tun können … BMW-Aktionäre werden ihrer Wertvernichtung in den vergangenen 9 Monaten auch nicht freudig ins Auge schauen.

    Das Problem sind das obere Einkommensdrittel (unterhalb der oberen 5%). Denen wird erklärt, daß sie eigentlich kurz vor dem Abrutschen stehen … was deren Bereitschaft „zum Teilen“ nicht unbedingt größer werden läßt. Die müssen „pfleglich behandelt“ werden, sonst packen die ihr Humankapital und ziehen von dannen.

    Die anhaltenden „Gentrifizierungsprozesse“ und der Trend zu Privatschulen für die eigenen Kindern, dem selbst Sozialistinnen und ehem. Stewardessen unterliegen, zeigen, daß die liberalen Besserverdiener bereit sind, buchstäblich alles zu tun, um negativen Auswirkungen „linker Politik“ zu entgehen, auch wenn sie im TV, in Salons und bei Wahlen ihre Sympathie bekunden.

    „Oskar“ hat natürlich deshalb explizit Familienunternehmen angesprochen, weil er genau weiß, daß (von mir geschätzt) rd. 50% der ostdt. Funktionäre der Linkspartei Aktien und andere Wertpapiere besitzen – die würden „Vergesellschaftung der Produktionsmittel“ genausowenig toll finden, wie ein Moratorium beim staatlichen Schuldendienst, bei dem sich ihre Bankguthaben weitestgehend in Rauch auflösen.

    … und „Christa“ hat in Buchformat noch ABM bejubelt, als das in D. kein Experte noch mit der Zange anfassen wollte.

  • „Die müssen „€œpfleglich behandelt“€? werden, sonst packen die ihr Humankapital und ziehen von dannen.“

    Ich bin ganz sicher, dass die mobilität der leistungsträger bei weitem überschützt wird. habe schon oft von ärzten gehört, wie toll man in norwegen verdienen kann, keiner dieser leute ist aber umgezogen. leider kommen andersherum leider viel zu wenige ärzte aus Polen, Indien uns sonst woher hier her, um die preise im gesundheitswesen zu unterbieten.

    grusz
    klm

  • @Neo

    Wieso sind Zinseszinsen schlecht? Das verstehe ich nicht…

    Ach, wenn es doch nur so einfach wäre daheim am PC mit ein paar Klicks die Millionen in seine Tasche fliegen zu lassen… Und woher kommt das Kapital dafür? Arbeit?

    Hätte der Staat anstelle von Schulden ein Vermögen angehäuft (das ja zu 80%+ von den Steuern der Reichen kommt), könnte man sich solche Interventionen eher leisten…

    Die Damen und Herren „unten“, die eh keine Steuern (OK, Kfz- und MWSt) bezahlen, werden eh kaum an die Kasse gebeten…

    Wir brauchen ein Grundeinkommen UND einen starken (Rechtssicherheit), aber kleineren Staatsapparat.

    Wer mehr hat, gibt auch mehr… oder stapeln alle Reichen ihr Geld in Tresoren wie Onkel Dagobert? Nein, sie geben kräftig aus und mit dem Geld bei der Bank können Kredite für die KMU und Investitionen in Entwicklungsländer gesprochen werden… Oder soll das Geld von den Armen kommen? Wohl kaum…

    Befreiung vom Staat, ja…

  • @Neo:
    Hab den Film gesehen – gefällt mir. Gibt ein gutes, grosses Bild, welches als Hypthese nicht unbedingt entkräftet wird…

    Um 1:20 gibt es frappante Parallelen zu heute…

  • Fakt ist, die Steuerbelastung in Deutschland ist zu hoch, über 67 Steuerarten und knapp 70% Steuerlast sind die Realität in Deutschland.

    Parteien wie die Partei der Vernunft gehen da richtige Wege, aber wer nicht warten kann, kann zum Glück eine Firma im Ausland gründen.