Wenn ein Freund von mir – langjähriger Polizist – aus seinem Berufsalltag erzählt, komme ich oft nicht aus dem Staunen heraus, mit welchen Nichtigkeiten die Leute an unseren „Freund und Helfer“ herantreten. Ähnlich muss sich die Polizei von Boston gefühlt haben, als sie spät in der Nacht den Anruf einer frustrierten Mutter entgegen genommen hat.
Sie beschwerte sich, dass ihr vierzehnjähriger Sohn nicht aufhören wollte, Grand Theft Auto zu spielen und somit außer sich selbst auch seiner Mutter den Schlaf raubte. Ich hätte vermutlich als Polizist eine solche Nachricht auf die leichte Schulter genommen, nicht so die engagierten Cops in Boston. Die schickten nämlich zwei Kollegen vorbei, die dem Jungen den guten Rat gaben, doch seiner Mutter zu gehorchen. Leider erfährt man in den News nicht, ob der Junge den Rechner daraufhin ausgeschaltet hat, oder ob die Mutter immer noch rast- und schlaflos durchs Haus irrt, aber es wirft zumindest für mich die Frage auf, wie man in einer solchen Situation mit seinen Kindern umgehen sollte.
Schon vor einigen Wochen habe ich das Thema „Sucht“ im Bezug auf Computer-Games und Internet thematisiert und viele tolle Reaktionen darauf bekommen. Es ist aber immer noch ein himmelweiter Unterschied, wie wir als Erwachsene mit der Problematik umgehen, und was wir unseren Kindern erlauben und zugestehen.
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Ich bin selbst kein Vater und kann daher nicht einschätzen, wie ich mich verhalten würde, wenn ich bei meinem Kind Suchtverhalten ausmachen würde – oder ob ich es überhaupt feststellen würde, dass mein Kind computer- oder spielsüchtig ist.
Drei Prozent der Jungs sind suchtgefährdet
Der diplomierte Erziehungswissenschaftler und Buchautor Wolfgang Bergmann macht drei Punkte aus, an denen man feststellen kann, dass das Interesse des Kindes über das gesunde Maß hinausgeht:
Die ersten Anzeichen sind eigentlich nicht zu übersehen. Freunde kommen nicht mehr und werden nicht vermisst. Ein Kind, das früher ausführlich mit den Eltern diskutiert hat, zappelt am Abendbrottisch herum und will möglichst schnell wieder an sein Spiel. Der dritte Punkt ist die Vernachlässigung des Äußeren: Bisher mussten es die Markenklamotten sein, jetzt ist alles schnurzegal.
Im Sommer fand die Jahrestagung der Drogenbeauftragten in Berlin statt und widmete sich der Frage: Internet und Computerspiele – wann beginnt die Sucht? Unter dem Link, der zum Bundesministerium für Gesundheit führt, könnt ihr euch bei Interesse sämtliche Vorträge als PDF-Dateien runterladen.
Laut den dort präsentierten Zahlen geben mittlerweile zwei von drei Jungen als Grund für ihr Schuleschwänzen an, dass sie es tun, um in der Zeit am Computer sitzen zu können. Generell handelt es sich hier um ein Problem, welches offenbar auf Jungen mehr zutrifft als auf Mädchen, so belegt eine weitere Zahl, dass drei Prozent der männlichen Schüler „suchtgefährdet“ sind, aber nur 0,3 Prozent der weiblichen Schüler. Meine persönliche Meinung ist allerdings, dass sich diese Verhältnisse ein wenig verlagern werden, je mehr Social Networks Einzug in den Alltag der Kinder halten. Dort glaube ich, sind Mädchen sowohl beim Chatten als auch beim Hochladen von Bildern etc. engagierter als die Jungen und somit vielleicht auch anfälliger.
Der Kamerad aus dem Boston-Beispiel eingangs dieses Artikels findet sich übrigens in guter Gesellschaft, denn Grand Theft Auto befindet sich in den Top Ten der Spiele, die am ehesten abhängig machen können.
Ich persönlich tue mich bei Suchtverhalten anderer oftmals schwer, da ich glücklicherweise ein Bier trinken kann, ohne Alkoholiker zu sein und ein Spiel zocken kann, ohne es jeden Tag drei Stunden spielen zu müssen. Daher kann ich häufig nicht nachvollziehen, welche Kräfte da wirken, die jemanden dazu bringen, seinen Freundeskreis zugunsten eines Spieles zu opfern und selbst grundsätzlichste Mechanismen wie Ernährung und Körperhygiene zu vernachlässigen.
Überwachung per Kindersicherung
Wer seine Kinder auch in eigener Abwesenheit davon abhalten möchte, zu viel Zeit am Computer zu verbringen (oder die „falschen“ Seiten anzusurfen), findet im Netz einige Software-Lösungen wie beispielsweise das viel gelobte Kindersicherung 2010 von Salfeld. Dort kann ich unabhängig voneinander Laufzeiten für den PC-Gebrauch als auch den Interneteinsatz vorgeben, kann bestimmte Zeiten komplett sperren, Filter für bestimmte Seiten und Keywords anlegen, das Tool aus dem Netz überwachen und sogar in Form eines E-Mail-Protokolles nachlesen, welche Programme in meiner Abwesenheit auf dem Rechner gestartet bzw. welche Webseiten aufgerufen wurden.
Einziger Haken, so es denn für engagierte und besorgte Eltern einer ist: Das Programm kostet runde 30 Euro für einen PC und entsprechend mehr, wenn mehrere Rechner damit überwacht werden sollen. Bei meinen Recherchen zu diesem Artikel fehlten mir die vernünftigen und aktuellen Freeware-Alternativen. Wenn sich unter den Lesern jemand befindet, der einen tollen Tipp zu einer solchen Freeware hat, würde ich mich freuen, wenn ihr mir einen Link zukommen lasst, damit ich ihn hier in einem Update ergänzen kann. Noch etwas: Da ich keinen blassen Schimmer habe, wie viele Väter und Mütter hier mitlesen, kann ich nicht wirklich einschätzen, wie viele unserer Leser sich mit den geschilderten Probleme auseinandersetzen müssen oder bereits auseinandergesetzt haben. Daher sagt mir doch bitte in den Kommentaren, wie ihr damit umgeht. Wie lange dürfen eure Kids an den Rechner? Wie kontrolliert ihr, was sie dort treiben und ab welchem Alter sollte man seinem Kind den Zugang zum Rechner/Internet erlauben?
Mein Fazit: Ich persönlich denke, dass es Sinn macht, einen Mittelweg zu finden, welcher dem Kind weder den Zugang komplett verbietet, noch zu viel zugesteht. Eltern sollten dem Nachwuchs den Umgang mit den neuen Technologien erlauben und erleichtern, ohne dass man die Kinder hilflos ausliefert. Es muss möglich sein, dass man eine gesunde Mitte finden kann, die sowohl vor einer starken Abhängigkeit schützt und dennoch nicht die Chancen nimmt, die Computer-/Internet-Kenntnisse einem Kind bzw. Jugendlichem bieten können.
(Carsten Drees)