Es ist völlig egal, ob das Apple Tablet am kommenden Mittwoch vorgestellt wird, oder nicht – alleine die Nachricht über seine angebliche Existenz hat schon so viel bewirkt. Steve Jobs hatte in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass es Keynotes geben kann, die neue Maßstäbe setzen, die sich über sehr lange Zeit halten können. Als er 2007 das erste iPhone vorstellte, tat er dies mit den Worten: „Das iPhone ist ein revolutionäres und magisches Produkt, das sprichwörtlich fünf Jahre weiter als alle anderen Handys ist.“ Natürlich war das PR-Geplänkel vom Feinsten, doch man muss schon zugeben, dass die Wettbewerber ihre Mühe hatten und Jahre brauchten, um halbwegs nachzuziehen.
Deshalb herrscht jetzt diese Hektik – und die Furcht vor dem 27. Januar. Amazon schoss am 6. Januar vor und kündigte den weltweiten Verkauf des Kindle DX und später auch passende deutschsprachige Literatur dafür an. Google wollte nicht heillos im Apple-Hype untergehen und stellte das Nexus One kurz vor der CES vor. Microsoft (gemeinsam mit HP) wollte unbedingt noch vor Steve Jobs Rede auf ein eigenes Tablet hinweisen. Und nun feuert Amazon den zweiten Schuss in diesem Jahr ab.
Wie der Buchhändler gerade angekündigt hat, wird es künftig auch eine Art App Store für den Kindle geben: Neben Lektüre würde es auf dem Reader schon bald auch „Active Content“ geben. Entwickler können sich dafür ab kommenden Monat das Kindle Development Kit herunterladen – noch befindet sich das ganze Projekt aber in einer Beta-Phase, so dass eine Warteliste existiert.
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„Programmierer haben uns in den vergangenen zwei Jahren immer wieder begeistert erzählt, dass sie etwas für den Kindle machen wollen“, sagt Ian Freed, Vice President der Kindle-Abteilung. Nun hätten sie die Möglichkeit, die UMTS-Übertragung, das hochaufgelöste E-Ink-Papier und die lange Akkuzeit als Spielwiese zu benutzen. Apps für Buchrezensionen, Restaurant-Guide, Spiele und Display-Puzzles – das alles sei nun möglich. Tatsächlich konnte sich Amazon gleich zum Start der Programm-Offensive einen dicken Vertreter der Branche angeln. „Als führender Entwickler mobiler Games hatte EA Mobile bereits das Privilieg, mit vielen dynamischen und innovativen Unternehmen zusammenzuarbeiten“, heißt es von Adam Sussman, ebenfalls Vice President, allerdings bei EA Mobile. „Indem wir nun mit Amazon zusammenarbeiten, können wir uns jetzt schon darauf freuen, die populärsten und spaßigsten Spiele auf den Kindle zu bringen.
Danke, Gerüchteküche! Wir bräuchten alle vier, fünf Monate einen solchen Hype um „revolutionäre und magische Produkte“. Dann wäre die Innovationsrakete nicht mehr zu stoppen.
(André Vatter)