Während eBay seit einigen Jahren mit rückläufigen Besucherzahlen zu kämpfen hat und gute neue Ideen rar gesät sind, entwickelt sich die Tochterfirma PayPal eigentlich prächtig. Dies liegt zum einen natürlich an der Schützenhilfe aus dem Mutterhaus: So muss sich beispielsweise jeder Neu-Verkäufer auf der Online-Auktionsplattform ein PayPal-Konto zulegen, wenn er seinen Krempel versteigern möchte, aber weniger als 50 Käufer-Bewertungen vorzuweisen hat. Zum anderen aber auch an der eigenen Firmenphilosophie und dem Umstand, dass die Konkurrenz im Micropayment-Segment bisher noch recht überschaubar ist.
Die angesprochene Firmenphilosophie beinhaltet unter anderem das Credo „Lass andere machen, was du nicht selbst machen kannst oder willst – aber verdiene daran“. Bestens bekannt ist diese Strategie ja schon aus dem App Store, von Facebook oder vom Developer Garden der Telekom. Auf der jährlichen Goldmann Sachs Technologie-Konferenz in San Francisco hat eBay-CEO John Donahoe daher auch die hauseigene Entwickler-Plattform PayPal X nochmals gepusht – und zwar in Richtung Soziale Netzwerke. Auch wenn PayPal Applikationen nicht selbst herstellt, so „wollen wir die Plattform sein, auf der einige dieser Social Media-Apps entstehen.“ Gut möglich, dass Donahoe tatsächlich schon bald vermehrten Zulauf von externen Entwicklern auf PayPay X erhält, dies liegt dann aber weniger an seiner flammenden Rede als an der Kooperation mit Facebook.
Facebook: Von Wallet zu PayPal
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Nachdem Facebooks Versuch als gescheitert angesehen werden kann, den eigenen Bezahldienst „Wallet“ zu etablieren, darf nun PayPal von den Usern des Sozialen Netzwerks zum Bezahlen genutzt werden. Mittels sogenannter Facebook Credits können dann für virtuelle Güter erworben werden und auch die Werbetreibende können den Dienst nutzen, um ihre Anzeigen zu bezahlen. Hierdurch dürfte PayPal so einige Dollar verdienen und sich noch stärker am Markt etablieren.
Es läuft also alles bestens für PayPal – es könnte aber besser sein. Was mir nicht in den Kopf will, sind nämlich zwei Dinge. Erstens: Es dürfte sich rumgesprochen haben, dass Micro-Payment eine riesige Zukunft bevorsteht. Allein wenn sich die Zeitungen endlich für einen Weg entschieden haben, wie sie ihren Paid-Content an den Mann bringen wollen, werden sie auch Micro-Payment einführen. Und dann rollt der Rubel. Warum gibt es bisher so wenige Anbieter, die sich auf diesen Tag vorbereiten und an solchen Bezahl-Modellen arbeiten? Und das führt mich zur zweiten Frage: Wieso hat sich PayPal so lange Zeit damit gelassen, den Markt mit seinem Dienst komplett einzunehmen und sich quasi ein Monopol aufzubauen?
Später Monopolgedanke
Wenn ich lese, dass Osama Bedier, Vize-Präsident von PayPals Business Unit and Emerging Technologies-Plattform folgendes Statement abgibt: „Ich will, dass Entwickler zuerst an PayPal denken, wann immer sie das Wort ‚Bezahlung‘ hören.“ – dann frage ich mich, welche Schlafmittel die Verantwortlichen eigentlich zu sich genommen haben, dass sie so lange so tief gepennt haben. Dieses Ziel könnte längst erreicht worden sein. Und wenn er hinzufügt: „Wir wollen den Jungs [Programmierern] helfen, erfolgreich zu werden. Es ist nicht damit getan ihnen zu sagen ‚Hier sind unsere Tools, geht und nutzt sie‘. Wir müssen dort sein, wo sie sind, und aktiv in der Entwickler-Community sein“, dann frage ich mich, wo sie bisher waren? Apples Politik, an der man sich doch offenbar orientiert, existiert doch schon seit ein paar Jahren.
Ich bin gespannt, ob PayPal es trotz des völlig verpennten Trends noch schaffen wird, sich als Monopolist im Bereich Micro-Payment zu behaupten oder ob es noch von anderen Anbietern abgefangen wird, die bisher auch noch schön geträumt haben. Was meint ihr?
(Marek Hoffmann)
Monopol? Warum? Damit irgendwann die Wettbewerbshüter kommen und es zerschlagen? Marktführer reicht doch eigentlich, damit kann man dann auch noch ruhiger schlafen. Es reicht dazu eigentlich eine Gewöhnung der Nutzer an einen Anbieter und eine große (und allgegenwärtige) Verfügbarkeit.
Wenn ich an PayPal denke, assoziiere ich nicht Micropayment oder komfortables Bezahlen, sondern Datenpannen, Willkür und Unzuverlässigkeit. Ich habe bislang keine Erfahrungen mit PayPal gesammelt (weder positiv noch negativ), aber in meiner Wahrnehmung überwiegen die deutlich begründeten, negativen Kritiken.
Daher denke ich nicht, dass das primäre Problem von PayPal ein verpasster Trend ist, sondern vielmehr ein katastrophales Image in der Zielgruppe. Man betrachte bloß die Kommentare zu Jens Weinreichs Experiment, sein Blog über freiwillige PayPal-Spenden finanziell unterstützen zu lassen ( http://jensweinreich.de/2010/02/22/online-gebuhren-uber-den-wert-von-qualitatsjournalismus/ ).
Daran sollten die Verantwortlichen mit aller Macht arbeiten, wenn sie wirklich konkurrenzloser Marktführer werden möchten.
PayPal würde ohne ebay am Boden rumdümpeln, wie alle anderen in diesem Bereich. ebays Kauf und tiefe Verzahnung ins Mutterhaus ist wirtschaftlich sicherlich genial, verdient es nun Doppelt bis Dreifach.
Aus Verbraucher Sicht ist es eine Katastrophe, wie jede Monopol Stellung durch die entstehende Abhängigkeit ungesund ist. Ein derartiges Szenario heranzuwünschen, um demütig davor auf die Knie zu fallen, heißt, keine eigene Meinung und kein eigenen Willen mehr zu haben.
Es sollten sich viel mehr Gedanken darum gemacht werden, wie dieses zu verhindern ist. Mehrere gleich starke Marktteilnehmer wäre sicher der richtige Weg. Doch die Kleinen sind entweder zu Klein, oder bekriegen sich noch gegenseitig (Giropay vs. Sofortueberweisung).
Aber wir haben ja alle genug Geld in der Tasche, um es in den unersättlichen Rachen ebays zu stopfen.
Ich habe mit Paypal bisher eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht und ich werde es auch in Zukunft gerne weiter einsetzen. Dennoch finde ich die Vorstellung, dass es hier ein neues Monopol gibt, schon etwas bedenklich. Mir wäre es von daher auch lieber, wenn es noch einen oder zwei Anbieter gäbe, die dort mitspielen können. Wobei natürlich keiner einen so starken Partner wie Ebay im Hintergrund hat.
PayPal ist momentan denke ich das naheliegendste wenn ich – aus Entwicklersicht – an Bezahlvorgänge denke. Es gibt eine API. PayPal ist bekannt und genießt bei den meisten ein gewisses Vertrauen.
Man muss nicht über PayPal direkt zahlen sondern es ist auch Kreditkarte und ELV möglich.
Ich wäre froh wenn es noch gute, einfache Alternativen in Deutschland gäbe. Aber momentan ist PayPal wohl die beste Wahl die ich treffen kann.
Mir ist gerade noch eingefallen, dass ich schon auf einigen Webseiten einen PayPal-Spenden Button gesehen habe. In den Kommentaren war immer das Gleiche zu lesen: Oje, PayPal, geht nicht auch was Anderes?
Ist doch sehr eindeutig, gell?!
Paypal ist die pure Frechheit. Horrende Kosten (!!) für den Händler, dafür ist das Geld dann mehrere Tage später auf dem Bankkonto als bei einer Überweisung (selbst im EU-Ausland).
Leute, Paypal ist nicht kostenlos wie Paypal es bei der Neukundengewinnung immer schreibt!
Paypal kostet richtig viel Geld, allerdings den Händler. Die Kosten sind ein vielfaches höher als für ein Konto bei einer Bank (die ja immer angemault werden, sie wären zu teuer…), nur kann man dann auf dem Paypal Konto nichts damit anfangen. Da liegt es zinslos rum und füttert Paypal.
Und was wird jeder wirtschaftlch denkende Händler tun… Richtig, diese Mehrkosten in seine Kalkulation einplanen. Hat bei uns dazu gefüht, dass wir unser Angebot im Shop hochhalten aber bei Ebay ganz viele Artikel rausgenommen haben. Und da wird dann wieder gemault, Ebay wäre nicht mehr, das was es früher mal war…
Wird halt nur gerne verschwiegen. Und ob das dann „die beste Wahl“ ist, muss sich jeder selber beantworten.
Und wenn das Paypal System so gut wäre, warum muss Ebay dann alle Verkäufer zwingen (!) Paypal anzubieten, ob sie es wollen oder nicht. Sollte das nicht der Markt regeln?
Ein sehr aufschlussreicher Text, der sich mit dem PayPal-Zwang bei eBay Deutschland beschäftigt: http://www.falle-internet.de/de/html/pr_ppobl.php
Und ganz aktuell heute der Hinweis, dass sich das Kartellamt um das Thema
Paypal Zwang bei Ebay kümmert:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,680448,00.html
@Oliver: Yepp. Danke für den Link!
[…] man allerdings in Dreilinden sein. Hier, in der eBay-Zentrale, wurde in der Vergangenheit so mancher Trend verpasst, was den hauseigenen Bezahldienst PayPal angeht. eBay-Nutzer dazu zu verdonnern, Mitglied bei […]
[…] tatsächlich Gas und versucht aufzuholen, was bisher verpennt worden war. Ich hatte mich ja an anderer Stelle schon kritisch mit der Geschäftspolitik der eBay-Tochter auseinandergesetzt und […]
[…] PayPal will Synonym für Online-Bezahlung werden – trotz verpennten Trends | Basic Thinking Bl… […]
[…] eines zeichnet sich immer schärfer ab: eBay mutiert langsam aber sicher vom Auktionshaus zum Bankhaus. Der Warenhandel im Internet boomt, schnelle und vor allem sichere Bezahlungen sind gefragt und […]
Pay Pal ist wirklich nur dank Ebay und dem dahinter stehenden Zwang so erfolgreich. Ich wäre froh, wenn es bessere Alternativen geben würde, kann mir momentan aber keine vorstellen. Die Mitbewerber haben den Trend meiner Meinung nach ebenso verschlafen wie Pay Pal.
Es ist halt keinem Kunden bewusst, dass die Paypalkosten auf die Preise einkalkuliert werden (müssen) von Händlern.
Und dass sich besonders im Niedrigpreissegment insbesondere bei Ebay die Angebote deswegen ausdünnen.
Ohne Zwang und die damit verbundene Masse würde sich auch Paypal vermutlich nicht so toll rechnen.
Zusätzlich nicht vergessen:
– Käuferschutz bei Ebay ist meines Erachtens nach eine völlige Verdummung von Kunden: JEDER gewerbliche Händler MUSS die Waren zurücknehmen, sofern Fristen eingehalten werden
– die SICHERERERERSTE Art der Zahlung ist immer noch die Zahlung nach Erhalt der Ware gegen Rechnung und nicht Paypal
– Eine Banküberweisung online ist online schneller für den Käufer auf seinem Konto verfügbar als Paypal. Paypal ist für Händler nur Geldeinsammelstelle, nützt da aber rein gar nichts
– Eine Banküberweisung kostet nicht x Prozent vom Warenwert