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Irrelevanz – der Hauptgrund, warum auf Facebook 'entfreundet' wird

„Sei relevant!“ – Was nach einer PR- oder Marketing-Maxime klingt und es wohl auch mittlerweile ist, stammte ursprünglich von dem Briten Herbert Paul Grice und bezieht sich auf die zwischenmenschliche Kommunikation beziehungsweise Konversation. Damit wollte der Sprach-Philosoph im Kern ausdrücken, dass wir uns nur mit solchen Gesprächsbeiträgen einbringen sollten, die für Zweck und Richtung eines Gesprächs von Bedeutung sind. Allerdings setzt das voraus, dass bereits ein gemeinsames Thema existiert, das von allen Konversationsteilnehmern als relevant, sprich diskussionswürdig eingestuft wird. Dass dem natürlich nicht immer so ist, wissen wir alle. Dass es aber der Hauptgrund ist, warum Freunde bei Facebook „entfreundet“ werden, dürften wohl einige nur geahnt haben. Ein Doktorand von der University of Colorado Denver hat dies nun wissenschaftlich nachgewiesen.

Hierzu hat er über 1.500 Facebook-User nach den Gründen befragt, warum sie eine „Freundschaft“ auf dem Social Network wieder beendet haben. Immerhin 57 Prozent von ihnen gaben an, dass dies aufgrund von „Online-Aktivitäten“ (im Gegensatz zu irgendwelchen Handlungen im Real Life) geschehen sei. Platz Eins unter den Beziehungskillern nahmen dabei sinnlose, irrelevante Postings ein – vor allem dann, wenn sie von einer Person in hoher Zahl verschickt wurden. Es sagt einem ja eigentlich der gesunde Menschenverstand, dass Angaben zur morgendlichen Körperhygiene oder der x-te Post zur Lieblingsserie entweder nie eine Bedeutung für andere hatte, oder diese durch die vielen Wiederholungen verliert. Das scheinen aber einige nicht zu verstehen. Zumindest so lange nicht, bis sie eben geblockt werden.

Diese Ergebnisse, die im Januar auf der Hawaii International Conference on System Sciences offiziell vorgestellt werden, sollen laut Sibona auch Erkenntnisse für Werbetreibende zu Tage fördern. „Wissenschaftler haben viel Zeit in die Untersuchungen investiert, wie Menschen online Freundschaften schließen. Aber es ist nur wenig darüber bekannt, wie diese wieder beendet werden“, so der Doktorand. Aber auch diese Einsicht könnte dabei helfen, Marketing-Strategien zu entwickeln. „In Anbetracht der Tatsache, dass Unternehmen Facebook als Marketing- und Customer-Relationship-Tool nutzen, werden diese Ergebnisse hoffentlich weitere Forschungen anstoßen, die untersuchen, wie Social Networks Entscheidungsprozesse in Unternehmen und deren Resultate verbessern können“, so der Professor Steven Walczak.

Was genau man jetzt gedenkt herauszufinden, weiß ich nicht. Aber eines dürfte sich von selbst verstehen: Wenn ein Unternehmen pausenlos Postings darüber raushaut, wie toll ein Produkt ist und ständig nur um das gleiche Thema kreist, dann reißt bei mir der Geduldsfaden sehr schnell. Dies gilt übrigens nicht nur für Facebook, sondern auch für Twitter – und auf beiden Plattformen nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für Privatpersonen. Sind die Beiträge relevant, bieten sie mir einen Nutzen oder Mehrwert, bleiben sie drin. Wie sieht es da bei euch aus?

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

21 Kommentare

  • „Es sagt einem ja eigentlich der gesunde Menschenverstand, dass Angaben zur morgendlichen Körperhygiene oder der x-te Post zur Lieblingsserie entweder nie eine Bedeutung für andere hatte, oder diese durch die vielen Wiederholungen verliert. Das scheinen aber einige nicht zu verstehen. Zumindest so lange nicht, bis sie eben geblockt werden.“

    Seid ihr denn auch auf facebook? Der Hauptgrund liegt wohl eher an linkspam zu irgendwelchem games/hugs/quizzes. Solche statusmeldungen gibts nur in der fiktion.

  • @freakpants
    Also wenn du auf Facebook vertreten bist und dich das stört mit den Games dann bist du unfähig es zu bedienen. Das gelumpe kann man ganz easy ausblenden was aber bei Müllpostings von normalen Usern nicht der Fall ist.

  • Ich bin zwar auch wieder bei Facebook aber wirklich aktiv bin ich da selten. Die Game-Spammerei hab ich ausgeschaltet aber sonst kommt da auch nicht wirklich viel informatives oder interessantes bei rum…

  • @sonyon
    Auch die Postings von Freunden kann man (auch temporär) von seiner Pinnwand verbannen (ausblenden). (Den Gamekram idealerweise sogar blocken!) Es mag aber auch ein Problem sein, dass viele von der Technik Facebooks überfordert sind und gar nicht wissen, was alles geht (und wenn ja, wie!).

    Im übrigen gibt es – gerade bei Twitter – zahlreiche Beispiele, die mit solchen „Müllposting“ sehr erfolgreich sind, gemessen an der Zahl der Follower.

  • Die sind bei mir auch alle ausgeblendet und ab und zu kommt da ne neue App dazu. Aber wie bereits erwähnt, nur weil wir das wissen heisst das nicht das es der breiten Menge klar ist. Auch Features wie Freundeslisten für gezielten Access ist den meisten unbekannt.

  • Ich glaube viele Lesen auch standardmäßig den „Neueste Meldungen“ Feed, statt „Hauptmeldungen“ und wundern, sich dann wieso bei 100+ Freunden so viel unrelevantes auf sie einprasselt.

    Mir entgeht zwar einiges dadurch, aber Facebook macht einen guten Job halbwegs interessantes in den Hauptmeldungen anzuzeigen und so stören auch die mit ihrem 10-20 Tweets zu Facebook und Foursquare oben drauf Leute nicht 😀

  • Ich habe genau einen Freund „ausgeblendet“. Ein ehemaliger Klassenkamerad, der ausschließlich in türkisch postet. Nichts gegen die Sprache, aber wenn ich einfach nix verstehe, brauch ich das auch nicht auf meiner Timeline. Aber entfreunden würde ich ihn deshalb nicht.

    Auf dieses Feature sollte aber besser hingewiesen werden, auch dass man einzelne Apps ausblenden kann. Es kann so schön sein, wenn man weiß wie’s geht.

  • Die Kommentare hier sind ja ein kleines Beispiel dafür, dass die thematische Relevanz offenbar nicht so wichtig ist und sich Themen und damit Relevanzen in solchen dynamischen Kommunikationsmedien ganz schnell auf Unterpunkte verlagern können. 🙂 Von der Frage der Relevanz ging es hier ganz schnell zur Frage des Interfaces und seiner Benutzung.
    Für mich spielen der thematische Zusammenhang von Beiträgen und ihre Bedeutung in Bezug auf meine Interessen eine wesentliche Rolle, und ob ich einem Nutzerkanal folge oder nicht, ändert sich schnell, wenn ich mich mit zu vielen letztlich doch irrelevanten Nachrichten bombardiert sehe. Im einzelnen mögen die Beiträge sogar witzig sein, politisch interessant usw. Die Gesamtheit machts dann aus, und in dieser Gesamtheit brauch ich Unterschiede, zu anderen Nutzerkanälen, ansonsten empfindet man nur ein Rauschen aus Einerlei.

  • Ich gehe einen anderen Weg. Bei mir sind in Facebook „Freunde“ nur wirkliche Freunde. Einfach jeden, den ich mal irgendwo gesehen habe oder per Zufall Fan von derselben Seite ist, wird bei mir nicht als Freund eingetragen. Dadurch habe ich auch nicht 100+ „Freunde“ und auch nicht 100+ Statusmeldungen, Nachrichten etc.

  • DAS IST DAS ENDE

    Nein wirklich.
    Seite Monaten (oder sinds Jahre?) erzähl ich immer das gleiche:
    Die Leute wandern von einem Netzwerk zum anderen:
    Warum: Weil man seine Freunde nicht mehr haben will.
    Und dann geht man zum nächsten und pssst… kommt alle mit. Aber nur meine guten Freunde….

    usw usw usw

    Und so wirds auch bei FB gehn

  • Dicken Haken drank.
    Das ist die Kommunikationsgrundregel. Bin ich neugierig, was der andere erzählt, bleibe ich dran; wird es langweilig, wende ich mich einem anderen Gesprächspartner zu. So wie man es auf jeder Party o. Veranstaltung macht. Das ist im Netz nicht anders.
    Eine andere Frage ist die der Nutzung von Facebook. Da dreht es sich ja nicht nur um Freunde, sondern ich abonniere den News-Stream von Personen, Unternehmen etc.
    Aber auch dafür gilt: Nerven News wg. Irrelevanz und zu hoher Häufigkeit => Dislike und Entfreundet.

  • i like: afri-cola
    so blöd ist der gedanke nicht. nach der ersten euphorie ist man ja dann doch schnell mit leuten befreundet, die man nicht haben will und nicht wieder los wird.
    ich selbst nutze social networks nur beruflich, privat ist mir das echt zu nervig.

  • Ich bin schon sehr lange bei Facebook und muss sagen das sich in den Letzten Jahren viel geändert hat und dazu zählt nun auch mal das verhalten der Benutzer. Aber so tragisch ist das ganze nun auch nicht. 🙂

  • Naja muss ganz ehrlich sagen die ein oder andere Freundschaft ist genau aus dem Grund Ireelevanz wieder von mir beendet worden. Wenn einer Facebook nutzt um der ganzen Welt von seinem Leben mitzuteilen ist das für mich einfach zuviel.

    Mittlerweile filtere ich aber auch schon ziemlich viel und lass mich nur noch über wichtige Ereignisse informieren.

  • Gilt das nicht für alles und alle?
    Wenn ich jahrelang immer den selben Witz erzähle und den ganzen Tag über das gleiche und nonstop über etwas jammere, dann hab ich auch bald keine Freunde mehr.
    🙂 Im online und offline Leben.

    Aber interessante Idee für eine Studie.

  • Musste noch nie jemanden bei Facebook entfreunden… Weiß aber leider nicht, wie häufig es mir schon angetan wurde 🙂 Würde mir ein Tool von Facebook wünschen, welches anzeigt von wem man entfreundet wurde. Habe keine Lust irgendwelche Extensions in meinem Browsr zu installieren.

  • […] Wenn einige User nur noch solche schwachsinnigen Inhalte veröffentlichen, verwundert es nicht wirklich, dass sich die anderen Nutzer irgendwann nicht mehr trauen auf Facebook, Twitter & Co. ihre Neuigkeiten mitzuteilen. Wer will sich schließlich auf die gleiche Stufe mit Profilneurotikern stellen? Dass soziale Netzwerke an Reiz verlieren, haben jetzt auch die Marktforscher von Forrester Research herausgefunden. Sie stellten fest, dass die Nutzer verhältnismäßig weniger Inhalte online stellen als noch im vergangenen Jahr. Ihre Aktivität schrumpft, obwohl die Social Networks nach wie vor steigende Userzahlen verzeichnen. Übrigens sind sinnlose Posting der Hauptgrund, warum man sich bei Facebook “entfreundet”. […]

  • […] Basicthinking: Irrelevanz – der Hauptgrund, warum auf Facebook ‘entfreundet’ wird “Sei relevant!” – Was nach einer PR- oder Marketing-Maxime klingt und es wohl auch mittlerweile ist, stammte ursprünglich von dem Briten Herbert Paul Grice und bezieht sich auf die zwischenmenschliche Kommunikation beziehungsweise Konversation. Damit wollte der Sprach-Philosoph im Kern ausdrücken, dass wir uns nur mit solchen Gesprächsbeiträgen einbringen sollten, die für Zweck und Richtung eines Gesprächs von Bedeutung sind. Allerdings setzt das voraus, dass bereits ein gemeinsames Thema existiert, das von allen Konversationsteilnehmern als relevant, sprich diskussionswürdig eingestuft wird. Dass dem natürlich nicht immer so ist, wissen wir alle. Dass es aber der Hauptgrund ist, warum Freunde bei Facebook “entfreundet” werden, dürften wohl einige nur geahnt haben. Ein Doktorand von der University of Colorado Denver hat dies nun … (Weiterlesen auf Basicthinking.de) Facebook Ad Algorythmus (Quele: Allfacebook.com) […]