Ein sicherlich für viele Kritiker sehr überraschendes Studien-Ergebnis wird der Marktforscher Nielsen im Laufe dieser Woche verkünden, und damit indirekt Google (TV) im „Kampf“ gegen die widerspenstigen US-Medienkonzerne zur Seite springen. Wie der Hollywood Reporter nämlich vorab berichtet, dürften sich ABC, NBC, CBS und zuletzt auch Fox wohl bald von ihrer Annahme verabschieden müssen, durch das Internet-Fernsehangebot des Suchgiganten würden ihnen Abonnenten davonlaufen und sie kannibalisierten sich selbst durch die Zurverfügungstellung des eigenen Contents.
In der von Cable & Telecommunications Association for Marketing (CTAM) in Auftrag gegeben „Life is a Stream“-Untersuchung wurden in den Monaten Juli und August dieses Jahres 769 Personen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren daraufhin befragt, ob sich ihr Konsum von Online-TV-Content negativ auf bestehende Verträge für Fernsehangebote auswirkt. Soll heißen: Kündigen Kunden ihr Kabelfernsehen oder andere bezahlpflichtige TV-Angebote, um dafür auf ihren Mattscheiben vermehrt Filme und Serien aus dem Web zu schauen? Und die Antwort lautet im Kern: nein.
Wer zumindest „gelegentlich“ TV-Content aus dem Netz auf den Fernseher streamt (oder vorher runterlädt) – und das trifft der Studie zufolge immerhin auf 11 Prozent der US-Bevölkerung zu – bleibt dem „klassischen“ Fernsehen treu. Über 80 Prozent der zu dieser Gruppe gehörenden Personen gab sogar an, genauso viel oder sogar mehr Content über diesen Kanal zu konsumieren, seit sie zusätzlich auch das Angebot aus dem Internet für sich nutzten. Dabei besitzen 92 Prozent von ihnen ein Pay-TV-Abo und nur drei Prozent davon denken darüber nach, es zu kündigen.
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Woran könnte das liegen? Eine mögliche Erklärung sieht Nielsen darin, dass die Fernsehgucker neue Shows erst im Internet entdecken und in Folge dessen dann auch im „normalen“ Fernsehen konsumieren. Das trifft eigenen Angaben zufolge auf 53 Prozent der oben genannten Personen zu. Diese „Erkenntnis“ wird von Befürwortern anderer Angebote wie etwa YouTube schon seit Jahren gepredigt, scheint im vorliegenden Fall nun aber mit eindeutigen Zahlen untermauerbar zu sein. „Wir haben herausgefunden, dass neue Technologien den Zuschauern zusätzliche Möglichkeiten bieten, auf bequeme Art und Weise ihre TV-Sendungen und Filme konsumieren zu können“, so der CTAM-Chef Char Beales. Und er fügt hinzu, dass dieser Service nur ergänzend zum normalen Fernsehangebot genutzt wird und Letzteres nicht ersetzt.
Für die Studie qualifizierte sich übrigens, wer im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche TV glotzte. Darüber hinaus musste im Vormonat der Untersuchung mindestens einmal eine ganze TV-Show oder einen Film gesehen worden sein, die via Breitband-Internetzugang und entsprechendes Gerät (beispielsweise Computer oder Spiele-Konsole) auf den Fernseher gezogen wurde.
(Marek Hoffmann / Foto: Flickr – Fotograf: Robert Couse-Baker)
Auch eine Art von Pressearbeit. Man kaufe sich eine überraschend positive Studie und sei erfolgreich. Ist wahrscheinlich im Platinum-Nielsen-Jahres-Paket dabei.
So läuft’s halt 😉
Joah, denkbar. Allerdings hatte Nielsen erst vor kurzem schlechte Presse wegen Fehler bei der Messung von Online-Traffic erhalten. Und ob die sich nun mit so einer Studie komplett den guten Namen ruinieren wollen, wage ich zu bezweifeln. Aber wie gesagt, denkbar ist es.
ABC, NBC, CBS und Fox sind frei empfangbare Fernsehsender und fürchten sich deshalb auch nicht davor, dass „durch das Internet-Fernsehangebot des Suchgiganten … Abonnenten davonlaufen“ könnten. Netflix, Amazon, iTunes, Hulu+ u.a. Pay-TV-Angebote sind ja über Google TV ohne Probleme empfangbar, für diese ist Google einfach ein weiterer Lieferweg für ein Produkt, das bereits durch den Abonnenten bezahlt worden ist.
Bei den oben aufgeführten rein werbefinanzierten Sendern sieht es jedoch anders aus. Diese sind darauf angewiesen, dass die Internet-Nutzer direkt auf ihre Homepage gehen, um dort die Videos anzuschauen. Oder zu Partner-Seiten wie Hulu.com oder TV.com, mit denen Revenue-Share-Modelle vertraglich vereinbart sind. Google TV hat wohl versäumt, solche Verträge abzuschließen und hat es einfach mal ausprobiert.
Leider wird in den disbezüglichen Artikeln von den Autoren nicht auf das etwas „Andere Fernsehsystem“ in den USA eingegangen , was vieles Erklären würde!
Dort bekommen die Sender das Geld von den Kabel – oder Satelliten Gesellschaften für die Einspeisung. In Gegenzug schalten diese die Werbung auf.
Was bedeutet die Fernsehsender haben meist keine eigenen Werbeerträge sondern finanzieren sich über die Einspeise Gebühren.
Das IPTV bzw. Google-TV gefährdet nun dieses System, Verlierer wären nicht unbedingt die Fernsehsender , die nun selbsständig Werbung schalten könnten , sondern die mächtigen Kabelgesellschaften.
Sie würden dabei ihr weitgehendes Monopol verlieren und setzen die Sender daher massiv unter Druck „Google-TV“ zu Boykottieren.
In Europa sieht die Sache aber völlig anders aus , da sich hier die Sender durch eigene Werbeerlöse Finanzieren und für die Einspeisung in Kabel – oder Satelliten Gesellschaften Zahlen.
Durch IPTV bzw. konzepte wie Google-TV würden sie mittelfristig sogar teilweise diese Kosten sparen können.
Bangen nüssen aber auch die Kabel – oder Satelliten Gesellschaften um ihre Einnahmen von den Sendern, nur sind diese hier in der schlechteren Ausgangslage es zu Verhindern.
Es sollte aber auch mal eine Studie darüber geben, wie viele Menschen überhaupt einen Fernseher besitzen. Wenn es den Onlinestream nicht gäbe, hätte ich nämlich einen. Ich denke schon, dass durch das Internet vielen – auch deutschen – Sendern Geld entgeht. Ich werde mir in der nächsten Zeit nämlich mit Sicherheit keinen Fernseher kaufen. Selbst, wenn ich das ewige Gelade nervig finde…
Das Ergebnis trifft jedenfalls nicht auf mich zu: Ich schaue Fernsehen eigentlich nur online, einen Fernseher besitze ich nichtmals. Lediglich ein nahezu unbenutzter DVB-T USB Stick schlummert hier irgendwo rum.
also 769 Personen sind nicht gerade viele…
vor alle auf die gesamte USA bezogen…
769 Personen? Was ist das für ein statistischer Wirrsinn!