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Schaulaufen der Kandidaten: Jemand Interesse am 10-Milliarden-Netzwerk Twitter?

Jürgen Vielmeier
Aktualisiert: 10. Februar 2011
von Jürgen Vielmeier
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Google, Facebook und noch ein drittes, nicht benanntes, Unternehmen sind an einer Übernahme von Twitter interessiert. Das meldet das „Wall Street Journal“ heute. Ein Verhandlungspartner soll Twitters Wert auf 8 bis 10 Milliarden US-Dollar beziffert haben. Erst im Dezember hatte eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von 200 Millionen Dollar Twitter auf einen Wert von 3,7 Milliarden Dollar gehoben. Das Unternehmen selbst sieht seinen potenziellen Wert bei 100 Milliarden Dollar. Twitters Umsatz im vergangenen Jahr betrug laut „Wall Street Journal“ 45 Millionen Dollar; in diesem Jahr erwartet man 100 bis 110 Millionen Dollar. Willkommen in der neuen Webblase.

Die neue Bewertung soll unabhängig einer gestern erfolgten neuen Finanzierungsrunde von Andreessen Horowitz gewesen sein. Die Finanziers um Netscape-Gründer Marc Andreessen investierten 80 Millionen Dollar in Twitter. Eine Sprecherin des Kapitalgebers wollte aber nicht kommentieren, für wie viele Anteile das Geld geflossen ist. Geld macht Twitter bislang mit drei Werbeformaten: Promoted Trends, Promoted Tweets und Promoted Accounts. Mehr als die Umsätze hergeben, dürften Technik und Personal allerdings gleich wieder auffressen. Die Mitarbeiterzahl stieg im Laufe des vergangenen Jahres von etwa 100 auf 350. Was also würden Google, Facebook oder der ominöse Dritte mit Twitter anstellen? Wer wäre der geeignetste Kandidat?

Twitter würde zu Facebook passen

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Bei Google sieht man wenig Synergien zu bestehenden Angeboten. Es könnte dem Suchriesen lediglich darum gehen, Twitter zu kaufen, um Web-3.0-Präsenz zu zeigen, bevor es jemand anders tun kann. Dass Google das seit langem geplante, eigene Social Network um Twitter herumbauen würde, scheint unwahrscheinlich. Dienste wie Buzz, Google Places, Google Profile oder Google Talk lassen sich nicht ohne erhebliche Umbaumaßnahmen mit Twitter kombinieren. Wahrscheinlicher wäre, dass Google Twitter im Falle eines Kaufs ähnlich neben anderen Diensten her schwimmen ließe wie YouTube.

Mehr Gemeinsamkeiten sehe ich zwischen Twitter und Facebook. Facebook hat das Kapital und das Know-how, um Twitter um Services wie Facebook Deals zu erweitern. Eine Eincheck-Funktion per Tweet, eine Integration von Tweets in der eigenen Timeline, eine Möglichkeit, Facebook-Statusmeldungen über einen Dienst wie Deck.ly über Twitter zu verschicken. Hier fallen einem gleich eine Menge Möglichkeiten ein, und Facebook traut man sogar zu, Twitter zu monetarisieren.

Wer könnte kein Interesse an Twitter haben!

Wer käme noch in Frage? Als erstes fallen einem natürlich die finanzstarken und kaufkräftigen Konzerne Apple und Microsoft ein. Apples bislang wenig attraktives Social-Music-Network Ping lässt Statusmeldungen bereits auf Twitter crossposten. Sonstige Gemeinsamkeiten finden sich eigentlich nicht. Wäre Apple wirklich an Eigenaktivitäten zum Thema Social Network interessiert, dann würde man Ping interessanter machen und/oder als Webversion veröffentlichen. Microsoft hingegen ist bislang im Bereich Social Networks wenig aktiv. Mit Twitter könnte man sich endlich erfolgreich ins Geschehen einkaufen. Als kaufkräftig im Bereich Social Media hat sich in der Vergangenheit auch die russische Mail.ru Group erwiesen. Die Nachfolgegesellschaft der Digital Sky Technologies hält Anteile an Facebook, Groupon und Zynga und ist im Besitz des Instant-Messengers ICQ.

Rupert Murdoch, der MySpace lostreten will, könnte sich mit Twitter diesmal Relevanz in seine News Corp einkaufen. Yahoo, von denen man auch lange nichts mehr gehört hat, könnten sich mit einem Twitter-Kauf wieder ins Gespräch bringen. Eigentlich scheidet nur AOL als Kandidat aus, der nach dem Kauf der Huffington Post nun nicht mehr genug Kapital an Bord hat. Bei all den Spekulationen sollte nicht verschwiegen werden, dass Twitter eigentlich gar nicht übernommen werden will. Man gefällt sich offenbar in der Rolle, wenig Geld umzusetzen, umso mehr von Kapitalgebern zu kassieren und sich möglichst hoch bewerten zu lassen. Aber nicht, dass man den Milliarden hinterher trauert, wenn die Blase erstmal geplatzt ist, und das scheint nicht mehr lange zu dauern.

(Jürgen Vielmeier)

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Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.
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