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Nokia City Lens im Kurztest: Erkunde die Nachbarschaft mit Augmented Reality

Jürgen Vielmeier
Aktualisiert: 13. September 2012
von Jürgen Vielmeier
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Heute Vormittag sah ich Robin Wauters von „The Next Web“ ziemlich hilflos über den Kölner Friesenplatz wandeln. Derzeit ist Kölner Internetwoche mit vielen Veranstaltungen für Technikbegeisterte aus aller Welt. Es stellte sich später heraus, dass er 35 Minuten lang nach einem Taxi gesucht und fast seinen Zug verpasst hatte. Die Szene fiel mir wieder ein, als ich gerade an gleicher Stelle stand und Nokias neues Augmented-Reality-Projekt City Lens auf einem Lumia 800 ausprobierte. Damit hätte ihm geholfen werden können.

City Lens steht seit gestern auch in Deutschland unter dem Namen „Nokia City-Kompass“ für aktuelle Lumia-Smartphones (610, 710, 800, 900) mit Windows Phone offiziell zur Verfügung. Die Beta gibt es bereits seit Mai, zum ersten Mal gezeigt hatte Nokia das Projekt im Januar auf der CES in Las Vegas. Öffnet man die App, startet die Kamera und blendet Informationen über nahe Cafés, Restaurants, Sehenswürdigkeiten oder Verkehrsknotenpunkte im Kamerafenster ein. Dazu verwendet City Lens Bewegungssensoren und Standortdaten der Umgebung. In unserem Kurztest funktionierte das recht gut.

Routenplanung nur eingeschränkt

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Direkt am Friesenplatz in Köln lieferte die App zahlreiche Vorschläge der Umgebung und vor allem Dinge, die man noch nicht kannte. Allerdings verlief die Ortung recht ungenau. Dass die Mauritiustherme etwa gleich um die Ecke sein soll, wie die App anzeigte, halte ich für ein Gerücht (sie ist immerhin noch 1,1 Kilometer entfernt). Das Café Starbucks, das sich bei uns im Erdgeschoss befindet, wollte die App nicht anzeigen, selbst wenn man direkt daneben steht (gut, das kann man verkraften, das Café ist kaum zu übersehen).

Interessant wurde es eine Straßenecke weiter. In der Nebenstraße Im Klapperhof fand die App zwar die „Lotte Haifischbar“ und die „KGB Abhörbar“, nicht aber die Wirtschaft „Apostel“, obwohl ich mich auf 100 und 50 Meter näherte und letztendlich direkt davor stand. Das Salatrestaurant um die Ecke verortete City Lens deutlich weiter westlich, ebenso wie ein Schnellrestaurant auf der Friesenstraße. Ziemlich gute Vorschläge erhalte ich für Bars, die sich eine Straßenecke weiter weg befinden. Manchmal allerdings mischen sich darunter auch Restaurants am Rheinufer, die knapp zwei Kilometer entfernt sind. Eine Routenplanung, die ich nach Auswahl eines Vorschlags öffnete, funktionierte nicht für den Nahverkehr. Die Route zu Fuß oder Auto allerdings bestimmte die App sehr akkurat.

Ideal, um neue Dinge kennenzulernen

Für welchen Anwendungsfall ist City Lens überhaupt prädestiniert? Ist man in einem unbekannten Stadtteil und möchte etwas essen oder trinken, spielt die Himmelsrichtung doch nur eine untergeordnete Rolle. Mit AroundMe, Qype und Yelp kann man deutlich leichter nach dem jeweils besten Restaurant in der Nähe forschen. Ein weiterer Anwendungsfall könnte im Prinzip sein, wenn man vor einer Kneipe steht und vorher anhand von Bewertungen lesen möchte, ob es sich lohnt, über die Türschwelle zu treten. Genau für diesen Fall allerdings präsentierte sich mir City Lens zu ungenau. Ähnlich stellt sich der Fall dar, wenn es darum geht, die nächste Haltestelle zu finden. Zwar findet City Lens die nächsten Haltestellen, sie werden aber nicht genau der richtigen Himmelsrichtung zugeordnet. Leider verbindet sich City Lens auch nicht mit Nokia Bus & Bahn, was ein riesiger Pluspunkt wäre. Also spart man in meinen Augen mehr Zeit, wenn man sich von Apps wie DB Navigator (oder Nokia Bus & Bahn per Direktaufruf) orten lässt. Zumindest aber den nächsten Taxistand, wie von Robin Wauters heute Vormittag gesucht, hätte man mit City Lens finden können.


Für welchen Anwendungsfall die App ideal ist: um neue Dinge kennenzulernen. Betritt man einen unbekannten Stadtteil und will einfach mal etwas Neues sehen, erhält man einen ganzen Haufen Vorschläge. Einfach mal dem Namen nach, und vielleicht findet man ja eine Lokalität, von der man schon einmal gehört hat und wo man immer schonmal ein Bier trinken wollte. Ebenfalls ein dicker Pluspunkt: City Lens ist schnell. Gerade wenn es um Anwendungen für Augmented Reality geht, kapitulieren moderne Smartphones meist vor zu hohen Datenmengen. Bei City Lens hatte ich da zu keinem Zeitpunkt den Eindruck. Eine gute Augmented-Reality-App also, die sich für viele lokale Zwecke eignet, wenn auch nicht für alle.

(Jürgen Vielmeier, Bild: Nokia)

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Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.
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