Nachdem es auf dem Markt der Musikflatrates im vergangenen Winter noch sehr turbulent zuging, ist es in den letzten Monaten um das Thema merklich ruhiger geworden. In der Zeit von September bis März sind mit Juke, Rara, Deezer, Rdio, WiMP und Spotify eigentlich alle Dienste gestartet, die neben Sony, Napster und Simfy den Markt unter sich aufteilen wollen. Musikstreaming ist angekommen. Die Angebote sind da, jetzt müssen sie sich beweisen.
In den vergangenen Tagen hörte man wieder deutlich mehr. Just heute bestätigte Deezer auf einer online gestreamten Pressekonferenz das Gerücht, dass man eine Kapitalspritze in Höhe von 100 Millionen Euro erhalten habe. Deezer ist mittlerweile in 160 Ländern der Welt präsent. Mit dem neuen Investitionskapital will man die globale Expansion fortsetzen und die Umsatzmilliarde anpeilen. Bis 2016 will Deezer-Chef Axel Dauchez 5 Prozent des globalen Musikmarktes für sein Unternehmen vereinnahmen. Einiges von dem Kapital solle auch für aggressiveres Marketing in den stärksten Märkten investiert werden. In Deutschland und Österreich soll der neu eingesetzte Managing Director Milan Goltz für Wachstum sorgen.
Auch bei den anderen Diensten gab es in den vergangenen Tagen viel Neues zu berichten:
Neue Stellenangebote
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Journalist (m/w/d) als Leiter PR und Social-Media NOMOS Glashütte/SA Roland Schwertner KG in Berlin |
- Rdio bezahlt Musiker dafür, wenn diese ihre Fans auf die Plattform locken.
- Rdio ist außerdem ein Übernahmekandidat von Microsoft, wenn man Informationen von „The Next Web“ Glauben schenken mag.
- Das passt allerdings nicht wirklich gut zu weiteren Gerüchten, dass Microsoft laut The Verge einen eigenen Streamingdienst Xbox Music zeitgleich zum Start von Windows 8 am 26. Oktober anbieten könnte. Es sei denn, der Dienst würde auf Rdio basieren.
- Pandora-Gründer Tim Westergren veröffentlichte kürzlich Zahlen, wie viel Geld Pandora an Künstler auszahlt. Einige erhalten Millionen. Laut dem „Business Insider“ überweist das Internetradio 55 Prozent seines Umsatzes an die Künstler oder eher die Plattenfirmen, die die Künstler vertreten.
- Rhapsody versucht sein Glück auf Smart TVs, Spotify auch.
- Vorzeigedienst Spotify erschließt immer mehr neue Märkte, macht immer mehr Umsatz – und immer höhere Verluste. Analysten raten dem Unternehmen, dringend etwas an seinem Geschäftsmodell zu verändern.
Aber was?
Erin Griffith von PandoDaily nennt Spotifys Geschäftsmodell einen „Selbstmordpakt„. Weil Spotify für jeden Nutzer draufzahlt, bedeutet jeder neuer Kunde ein höheres Defizit. Der einzige Ausweg im Moment nach Vorschlag von Griffith: Noch mehr Einnahmen durch Werbung. Vor allem der US-Markt scheint sich als schwierig darzustellen. Große Hoffnung auf das große Geld aus Streaming erhoffen sich vor allem die Labels. Das sieht auch Deezer-Chef Dauchez skeptisch. „Werden wir endlich in den USA starten?“, fragte er die zuschauenden Journalisten rhetorisch. „Ich habe gute Nachrichten für unsere Kunden in den 160 Ländern der Welt: Wir werden nicht in den USA starten. Die USA sind noch nicht so weit.“
Hoffnung auf die Übernahme durch einen Großkonzern
Liegt das wirklich an den Bewohnern eines Landes oder eher daran, dass Deezer die harte Konkurrenz gepaart mit den hohen Erwartungen der Nutzer dort fürchtet? Das eigentliche Problem dürfte nämlich viel banaler sein: Eine Monatsgebühr von 10 Euro oder US-Dollar ist zu wenig, als dass ein Dienst werbefrei arbeiten, Geld an die Plattenfirmen überweisen und auch noch selbst gut davon leben könnte. Interessant ist deswegen, dass Anbieter wie Juke und Sony Qriocity sehr leise treten, was ihre eigene Existenz angeht. Die einen versuchen also, den Selbstmordpakt zu umgehen, indem sie möglichst wenig neue Kunden gewinnen, die anderen (Rdio und Deezer) treten die Flucht nach vorne an, um für das Modell Streaming zu werben und damit vom Geschäft mit Downloads und physischen Datenträgern ein paar Mark abzuzweigen. Der dritte Weg wäre tatsächlich eine Übernahme, wie im Falle von Rdio und Microsoft orakelt: Mit einem potenten Konzern im Rücken muss man sich um die Einnahmen erst einmal keine Gedanken machen.
Ich erwarte, dass auf dem noch recht jungen Markt einige Player wieder verschwinden werden, während andere aufgekauft werden. Wer unabhängig bleibt, wird mehr Werbung schalten oder höhere Monatspreise verlangen müssen. Und langfristig könnte die Lösung sein, was ein gewisser Kim Dotcom da angeblich in Kürze in Form seiner Megabox ins Leben rufen will: ein Dienst, der die Künstler direkt entlohnt und die Plattenindustrie dabei umgeht. Das würde genug Geld für alle bedeuten: Künstler und Plattformbetreiber. Im Falle von Megabox könnte ein Erfolg alleine an der Person Kim Dotcom scheitern. Ein Unternehmen mit weißer Weste hätte da vielleicht bessere Aussichten. Die große Frage ist, ob an einem solchen Modell überhaupt noch ein Weg vorbei führt.