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Crowdfunding-Kampagne: Canonical will 32 Millionen Dollar für Ubuntu-Smartphone-PC

32 Millionen Dollar – das ist doch mal ein hochgestecktes Ziel: Die neue Crowdfunding-Kampagne von Canonical ist auf 31 Tage angesetzt. Also einmal einfache Mathematik: Pro Tag muss mehr als 1 Million Dollar fließen, um die Startfinanzierung für das erste Ubuntu-Smartphone namens Edge zu garantieren. Aber auch das Projekt ist groß angelegt. Ubuntu Edge soll mehr als nur ein weiteres Handy sein – hier sollen Mobiltelefon und Desktop-PC in einem Gerät vereint werden.

Die technischen Daten des Edge vereinen recht normale Smartphone-Ausrüstung mit absoluter High-End-Technik: GPS, Beschleunigungssensor, Gyroskop, Kompass, NFC, eine 8-MP-Kamera auf der Rückseite und eine 2-MP-Frontkamera, dazu ein 4,5 Zoll großer Bildschirm mit einer Auflösung von 1280 x 720 Pixeln. Doppelte LTE- und WiFi-Antennen sorgen für schnelle mobile Datenübertragung. Interessant wird es bei den 4 GB RAM und dem eingebauten Speicher von 128 GB – da wird dann die Doppelfunktion als PC deutlich. Als Prozessor soll die „schnellste Mehrkern-CPU“ eingebaut werden – genauer sagt Canonical es noch nicht. Softwaremäßig vereint das Edge Android und Ubuntu, sodass der Zugriff auf die Lieblingsapps (sofern man nicht von iOS kommt) weiter gegeben ist.

Und auch vom Design her kann sich das Edge sehen lassen: Das Metallgehäuse ist aus einem Stück und damit ohne Fugen, das Display ist nicht aus normalem Glas, sondern aus Saphirkristall – du musst schon Diamanten in der Hosentasche haben, um das Display zu zerkratzen, sagt Mark Shuttleworth, CEO von Canonical.


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Neuer Meilenstein für Ubuntu

Wesentlich für das Edge ist aber die anvisierte Doppelfunktion. Auch wenn das Kombi-Konzept selbst nicht neu ist und etwa in Geräten wie dem Acer Padfone bereits Verwendung findet, soll es den nächsten Meilenstein für Ubuntu als Mobil-Plattform setzen. Das Smartphone-OS Ubuntu for Phones sorgte auf dem Mobile World Congress schon für Aufsehen, und mit der Beratergruppe konnte Canonical einen großen Schritt hin zum internationalen Vertrieb des Betriebssystems machen. Doch Canonical möchte noch weiter gehen und Grenzen überschreiten, sagt Shuttleworth im Kampagnen-Video:

Neue Mobiltechnologie wird im Labor ausprobiert, aber dann in der Produktion ausgebremst. Denn die Hersteller wollen keine neue Technologie für Geräte, die zehn oder fünfzig Millionen mal verkauft werden sollen, bis sie sicher sind, dass die Technologie tatsächlich auch in der Größenordnung produziert werden kann.

Das hängt natürlich auch massiv mit den Kosten zusammen, die dann letztlich entweder den Preis nach oben drücken oder aber den Gewinn des Unternehmens reduzieren. Dem Mobilfunkbereich fehlt ein Testbereich wie die Formel 1 für den Automarkt, so Shuttleworth. Canonical möchte das ändern und als Innovator auftreten. Crowdfunding soll dafür die Initialzündung liefern.

Technikbegeistert? Grenzen austesten?

32 Millionen sind auch ein ziemlicher Haufen Geld. Die bisher größten Crowdfunding-Kampagnen waren die für das neue Multiplayer-Game von Chris Roberts, Star Citizen, (mehr als 14 Millionen Dollar) und die Smartwatch Pebble (mehr als 10 Millionen). Und die beiden waren ja gerade mal die Hälfte bzw. ein Drittel vom Canonical-Projekt. Aber Canonical ist überzeugt: Das ist die Zukunft der Innovation – die Unterstützung bei den Menschen suchen, die die Geräte auch ausprobieren und nutzen möchten.

Das Interesse scheint da zu sein: Bisher sind gut 3 Millionen Dollar eingegangen. Die ersten 5.000 Stück gingen gestern noch für 600 Dollar an die Förderer, jetzt gibt es das Gerät für 830 Dollar Zuschuss. Wer dickere Stapel Geld zu Hause liegen hat, kann auch für 10.000 Dollar eines der ersten 50 nummerierten Edges bekommen, mit den Mailadressen der Entwickler. Oder für 80.000 Dollar gleich hundert Stück kaufen.

Denn hier kommt noch eine Besonderheit an der ganzen Sache: Das Edge soll gar nicht regulär verkauft werden. Es ist ein Gerät, das ausschließlich für diese Kampagne entwickelt wurde und auch nur hier verkauft wird. Sollte die Aktion ein Erfolg werden, macht Canonical vielleicht jährlich eine solche Aktion, orakelt Shuttleworth. Aber bis dahin bleibt das Edge eine einmalige Gelegenheit für Technikbegeisterte, die Innovation unterstützen wollen, oder für absolute Fans. Wie viel Kapital noch zusammen kommt, könnte spannend werden: Die Kampagne läuft noch 30 Tage. Wird das Ziel verfehlt, fließt auch kein Geld.

Bild: Ubuntu Edge / indiegogo

Über den Autor

Thorsten Nötges

Thorsten Noetges ist Nerd, Gamer,und seit 1995 im Internet zu Hause. Er hat von 2013 bis 2014 über 100 Artikel auf BASIC thinking veröffentlicht.

2 Kommentare

  • Die interessantere Rechnung ist doch: 32000000 / 800 = 40.000
    So viele Leute müssen sich zusammenfinden bzw. so viele Endgeräte produziert werden. Und das ist gar nicht so unrealistisch, oder?

  • Schon Interessant was Mark Shuttleworth da in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat, zumal bei Ubuntu eben nicht wie sonnst in der IT Branche mittlerweile üblich, allein der Profit oder Verkaufszahlen im Vordergrund steht sondern die Anwender und Technik begeisterte.
    Irgendwie ist dies den „Anderen“ in den letzten Jahrzehnten durch die unbedingte Eroberung des Massenmarktes weitgehend abhanden gekommen
    Vermutlich sind sie nun mit diesen Crowdfunding Aktion nur etwas der Zeit voraus, denn hat die Massenproduktion oder Einheitsgeräte in Zeiten von 3D Druck noch eine Daseinsberechtigung oder werden wir in Zukunft nicht viel mehr Individuelle Hardware Produkte benutzen?
    Viele Hersteller Versuchen es schon heute daher mit einer breiten Modellpalette um alle Kundenwünsche abdecken zu können, was für sie meist mehr Probleme statt Vorteile bringt, also warum nicht gleich Produkte per Crowdfunding oder zukünftig vielleicht sogar nur als Druckvorlage verkaufen?