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Bilderklau zu seinem Vorteil nutzen: Jürgen fragt… Marco Verch von Plaghunter.com

geschrieben von Jürgen Kroder

Für Fotografen und Stock-Agenturen ist er nicht nur ein Ärgernis, sondern eine Existenzbedrohung: der Bilderklau im Internet. Die Website Plaghunter.com stellt ein Online-Tool zur Verfügung, mit dem man verfolgen kann, welche Bilder im Netz unerlaubt verwendet werden. Wie das funktioniert und wie man Bilderklau sogar zu seinem Vorteil nutzen kann, das verrät uns der deutsche Plaghunter-Gründer Marco Verch im Interview.

Euer Tool überprüft, ob meine online gestellten Bilder auch von anderen Websites genutzt werden. Der Laie würde sagen: Das findet man doch auch über Google heraus. Oder nicht? 

Ja, die Rückwärtssuche von Google liefert tatsächlich sehr gute Ergebnisse und ist ein schöner Einstieg in das Thema. Bei einigen wenigen Bildern macht die manuelle Überprüfung noch Spaß. Die meisten Fotografen oder Bildagenturen besitzen aber mehrere Tausend Bilder. Plaghunter automatisiert in erster Linie die Bilder-Rückwärtssuche und macht das Arbeiten mit vielen Treffern komfortabler.

Gibt es neben der erleichterten Suche weitere Features, die Plaghunter bietet?

Ja. Die Funde können in verschiedene Filter (z.B. „Legale Nutzung“) einsortiert werden. Und natürlich wird ein bestehender Treffer beim nächsten Suchvorgang nicht noch einmal angezeigt. Außerdem lassen sich eigene Domains auf eine Whitelist setzen und tauchen dann nicht im Report auf. Zusätzlich bieten wir Schnittstellen an, um die Bilder unserer Nutzer automatisch mit in die Überprüfung durch Plaghunter aufzunehmen. Für WordPress bieten wir ein Plugin an, außerdem können wir automatisch alle Bilder von Flickr in unser Tool importieren. So sieht der Fotograf, wo seine Flickr-Bilder noch verwendet werden.

Nach welchen Kriterien prüft ihr, ob ein Bild geklaut wurde? Sucht ihr zum Beispiel nur nach dem Namen und den Tags des Bildes? Oder habt ihr eine Motiverkennung?

plaghunter-webseiteDie Erkennung von Motiven und Bildern ist nicht trivial. Wir greifen daher auf den Index und den Algorithmus von Google zurück. In erster Linie ist das Bild selbst die Eingabe für die Suche. Aber wir versuchen durch verschiedene weitere Parameter, so viele Ergebnisse wie möglich von Google zu bekommen. Am Ende vergleicht Plaghunter mit einer Grafik-Bibliothek noch einmal selbst das gefundene Motiv mit dem Original und berechnet eine Übereinstimmung, um die seltenen „False Positives“ der Google-Rückwärtssuche zu erkennen.

Dank euch finde ich heraus, dass meine Bilder geklaut wurden – und nun? Gebt ihr auch Tipps, wie man weiter vorzugehen hat? 

Wir versuchen, den Nutzer so gut es geht zu unterstützen. Es werden automatisch Screenshots der gefundenen Seiten angelegt, ein Eintrag in der Waybackmachine angelegt und ermittelt, seit wann das Bild wahrscheinlich online ist. Außerdem bieten wir einen Rechner an, damit der Nutzer einen Überblick über mögliche Lizenzgebühren bekommt. Wie der Nutzer mit den Fundstellen am Ende umgeht, ist ihm überlassen und es hängt sehr von Fall zu Fall ab. Handelt es sich beispielsweise um einen privaten Blogger oder um ein Unternehmen, die das Bild unerlaubt verwendet hat? Sitzt der Websitebetreiber in Deutschland oder im entfernten Ausland? Ich selbst habe Plaghunter lange zum Linkaufbau benutzt, indem ich Websites, die meine Creative-Commons-Bilder verwenden, angeschrieben und um eine Verlinkung gebeten habe. Das hat sehr gut funktioniert.

Das klingt nach einer friedlichen Lösung. Ein Weg, den alle gehen? Oder empfiehlt es sich, auch mal einen Anwalt einzuschalten?

In einer Umfrage von Plaghunter haben wir herausgefunden, dass auch die meisten Fotografen zunächst einmal selbst versuchen, mit dem Website-Betreiber, der das Bild verwendet, in Kontakt zu treten. 70% der Fotografen schreiben beispielsweise eine Rechnung für die nachträgliche Lizenzierung. Knapp die Hälfte der Teilnehmer an der Umfrage hat schon die Hilfe eines Anwalts in Anspruch genommen. Wir vermitteln Anwälte, verlangen aber keine Gebühr oder Beteiligung am Erlös.

Wie groß ist nach deiner Erfahrung nach der Schaden durch Bilderklau?

marco vech

Marco Verch

Das ist eine gute Frage, die vielleicht in einer Diskussion weitergeführt werden könnte. Bei zahlreichen Treffern und einigen Hundert Euro Lizenzgebühren pro Bild kommt da schnell eine größere Summe zusammen. Plaghunter hilft Berufs- und Stock-Fotografen dabei, die ihnen zustehenden Lizenzgebühren zu bekommen. Einige Nutzer berichten von fünfstelligen Beträgen pro Monat, die sie in Rechnung stellen.

Plaghunter ist ja ein noch recht junges Start-up. Wie groß ist das Team? Und wohin geht die Reise?

Momentan wird Plaghunter von mir selbst betreut und entwickelt. Ich komme aus Köln und bin Produktentwickler. Die bestehende Version von Plaghunter ist sehr gut angekommen und es macht viel Spaß, das Feedback der Nutzer umzusetzen. Derzeit arbeite ich an einer neuen grafischen Oberfläche und einer Smartphone-App, um auch von unterwegs Fälle sichten zu können.

Marco, vielen Dank für das Interview.

Über den Autor

Jürgen Kroder

Jürgen bezeichnet sich als Blogger, Gamer, Tech-Nerd, Autor, Hobby-Fotograf, Medien-Junkie, Kreativer und Mensch. Er hat seine unzähligen Hobbies zum Beruf gemacht. Und seinen Beruf zum Hobby. Obwohl er in Mainz wohnt, isst er weiterhin gerne die Maultaschen aus seiner Heimat.

10 Kommentare

  • Soso, die Fotografen schreiben also einfach Rechnungen an die vermeintlich bilderklauenden Seiten?

    Die Stockfoto-Uploader wissen doch nichtmal wer ihre Fotos legal gekauft hat…

  • Wer seine Bilder ungeschützt ins Internet stellt, sollte nichts bekommen. Das ist wie mit der berühmten Geldbörse auf der Strasse mit einer Schnur dran, wer sie Aufhebt wird nun als Dieb beschuldigt.

  • Ich finde das Tool spannend und habe es in der kostenlosen Variante gleich mal getestet.

    Die Ergebnisse die das Tool liefert sind super, das Tool macht was es soll!

  • Paul & Ben, Ihr erwartet aber hier jetzt nicht wirklich Tipps, oder? Und Sebastian, wer die Geldbörse dann aufhebt und behält, der ist faktisch ein Dieb.

  • Nur weil die Bilder im Internet abrufbar sind, heißt das ja nicht das man sich an denen nach Herzenslust bedienen darf.

    Wie soll das zum Beispiel ein Onlineshop machen? Seine Produkte ohne Bilder verkaufen?

  • Wirklich toll ist das die Fotografen mit Ihren Künsten, Menschen und Organisationen und Vereinen horrende Rechnungen ausstellen, obwohl diese wie Herr M.V. wissen das Ihre Bilder kostenlos über Google angeboten werden. Dann werden von diesen Künstlern Screenshot ect. professionell angefertigt und gespeichert. Natürlich wird der Betroffene trotz Impressum nicht umgehend angeschrieben und oder über Telefon informiert, sondern es wird 2-5 Monate und länger gewartet, bis der „KÜNSTLER!“ dann einen Betrag in die Tausende als Schadensersatz einklagt. Eine ganz tolle, künstlerische Leistung unwissende in den Ruin zu treiben. Dafür Daumen hoch!!!!!

  • Bin wirklich enttäuscht über diesen unkritischen Beitrag auf Eurer Site, die ich bislang geschätzt habe.
    Die Methode des Herrn Marco Verch ist höchst fragwürdig. Sie wurde vom OLG Köln bereits negativ für ihn entschieden: https: //tarnkappe.info/marco-verch-kostenlos-bleibt-kostenlos/.
    Das AG Frankfurt hat eine ähnlich Klage auf Schadensersatz auf Grund der Nutzung von einem Foto mit Creative Commons Lizenz 3.0 ohne direkte Angabe des Urhebers am Bild, bereits abgewiesen.
    Diese „Geschäftspraxis“ zielt bewußt auf Websitebetreiber, die „freie“ Bilder verwenden und lediglich die Nennung von Urhebern direkt am Bild, aus möglichen vielzähligen Gründen, unterlassen haben.
    Das Modell läßt die Vermutung zu, dass Herr Verch mit dieser fragwürdigen und für das Netz ausgesprochen schädlichen Methode einfaches Geld verdienen will und nicht, dass es ihm um den Schutz seiner Fotos geht. Seine Website und seine unzähligen frei umherschwirrenden Fotos mit Creative Commons Lizenzen, vor allem in Social Networks, bestätigen genau diesen Geist hinter seinem Modell.
    Angeblich wurde er auf der englischsprachigen Wikipedia bereits gesperrt, da er auch dort zigtausend Fotos mit Creative Commons Lizenzen hochgeladen hatte, um Ahnungslose in die Falle zu locken.

      • Lieber Christian, das mag wohl stimmen, dennoch ist der Beitrag im Zusammenhang mit dem Namen Marco Verch schnell gefunden.
        Deshalb scheint es mir wichtig, die aktuellen Tatsachen rund um den werten Herrn auf dieser Seite mitzuteilen.

        Meinen Respekt für die Veröffentlichung meines Kommentars.
        So ich bleibe ich doch gerne Euer Leser. =)