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Grüner Luxus pur? 2014 Mercedes-Benz S 500 Plug-in Hybrid (V222)

Wir Deutschen haben ja wirklich tolle und teilweise auch sehr innovative Autobauer. Da kann Skandinavien im Ganzen nicht mithalten. Tjaha. Wir und unsere deutschen Ingenieure sind schon ’ne Wucht. Zumindest, wenn es nicht gerade um Bauwerke geht. Ob nun der neue Berliner Flughafen, der Neu-Umbau des Bahnhofs in Stuttgart oder die Hamburger Elbphilharmonie. Mit Bauvorhaben haben wir es in Deutschland nicht so, ich würde fast sagen, da bewegen wir uns mittlerweile auf dem Niveau eines Entwicklungslandes. In Skandinavien hingegen. Da haben die das etwas besser drauf. Da schliesst man mal eben die Infastrukturlücke zwischen der dänischen Hauptstadt Kopenhagen und der schwedischen Stadt Malmö mit einer 7.8 Kilometer langen Brücke.

Am 1. Juli 2000 wurde die Öresundbrücke offiziell eröffnet. Nach nur 40 Monaten. Und im Kostenrahmen. Über eben diese Brücke gleite ich nun mit einem Objekt, für das „wir Deutschen“ uns nun gar nicht schämen müssen. Meine geschätzte Kollegin Sarah Sauer und ich sind einer Einladung von Daimler nach Kopenhagen gefolgt und testen die wohl umweltfreundlichste Version ihres Flaggschiffs, den 2014 Mercedes-Benz S 500 Plug-in Hybrid (V222)

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Im Mai 2013 hat Daimler die neueste Generation seines Prestigemodells der Weltöffentlichkeit präsentiert. Zwar hatte man eigens und medial wirkungsvoll die Weltpremiere in eine der Airbus-Werkshallen in Hamburg gelegt (Ausfahrt.tv-Video), doch die Presse war nicht nur begeistert. Ich jedoch bin seit diesem Tag ein großer W222-Fan, W222 ist das Kürzel der S-Klasse mit langem Radstand. Für mich ist die S-Klasse nicht nur ein hochkomfortables Fahrzeug, sondern auch eine wundervolle, entschleunigende Reiselimousine. Im Juli 2013 hatten Jens Stratmann und ich dann das erste Mal das Vergnügen, die neue Mercedes S-Klasse selbst zu fahren als Mercedes-Benz S 500 (Ausfahrt.tv Video). Der verbaute 4.7-Liter-V8 mit seinen 455 PS lief so butterweich durch die Weiten rund um die kanadische Stadt Toronto, dass wir das gute Stück kaum mehr hergeben wollten. Zwischenzeitlich bin ich auch die beiden AMG-Versionen gefahren, den Mercdes-Benz S 63 AMG (Ausfahrt.tv-Video) und das 12-Zylinder-Moster, den Mercedes-Benz S 65 AMG (Ausfahrt.tv-Video). Aber wenn ich mich – eine kleine Aufstockung meines Taschengeldes vorausgesetzt – für eine S-Klasse entscheiden müsste, dann würde ich mir den Mercedes-Benz S 500 Plug-in Hybrid aussuchen.

Dass Daimler bei der Namensgebung nicht immer die logischsten Entscheidungen tritt, kann man heuer bei der kompletten Umbenennung ihrer SUV-Platte sehen. Historisch gewachsen passte dann 2014 nichts mehr wirklich zusammen. Das behebt man nun 2015, bei der Namensgebung vom Mercedes-Benz S 500 Plug-in Hybrid hat man aber meines Erachtens wieder mal nicht so richtig nachgedacht. Erwartet der unbedarfte Leser also unter der Haube des S 500 Plug-in Hybrids den V8 Motor des S 500, so wird er schnell enttäuscht. Die 500 sollen wir als Art Leistungsangabe verstehen. Die Systemleistung – also die Leistung vom verbauten Verbrenner und Elektromotor zusammen – entspricht in etwa den 455 PS des regulären S 500. Konkret in Zahlen ausgedrückt: Bei dem Benzin-Motor handelt es sich um einen 3-Liter-V6-Motor mit 333 PS, der Elektromotor hat eine Leistung von 85 kW bzw 116 PS.

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Dem sportlichen Jan reicht die Leistung des Hybrid-Motoren-Gespanns alle Male. In nur 5,2 Sekunden kann das 2-Tonnen-Geschoss aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigt werden. Bleibt der Gasfuß auf dem Pedal stehen, endet die Beschleunigungsfahrt bei 250 km/h. Sehr lässig. Passt. Insbesondere beim „Ampelstart“ zeigt der Elektroantrieb, dass elektrisches Fahren alles andere als langweilig sein muss.

Der Jan mit dem grünen Herzen freut sich ebenso, und zwar über den NEFZ-Verbrauch von 2.8 Litern auf 100 Kilometern. Das setzt allerdings voraus, dass der Akku bei Fahrantritt voll geladen ist und man ihn auf den 100 Kilometern eben leert. Dies heißt aber auch, dass so ein Durchschnittsverbrauch auf den zweiten 100 Kilometern nicht mehr zu halten sein wird. Weit aussagekräftiger wird das Ganze Thema Effizienz wohl, wenn man den Daimler-Ingenieuren lauscht, die da sagen, dass sich der V8 im Idealfall mit 6.4 Litern Super auf 100 Kilometern begnügt. Und dass die Ladung der 8.7 kWh Batterie die S-Klasse für maximal 33 Kilometer voll elektrisch antreiben kann. Im Laufe einer längeren Strecke kann man die Batterie selbstredend wieder aufladen – rekuperieren nennt man den Vorgang, wenn die Energie, die beim Bremsen entsteht, zurückgewonnen wird.

Und die hybride S-Klasse ist sogar noch schlau. Wählt man unter den drei verfügbaren Fahrmodi statt Sport oder Effizienz den Modus „E+“, so fangen die Systeme an, zusammen für das Höchstmaß an Effizienz zu sorgen. Dafür ist es unabdingbar, dass man sein Fahrziel in das Navigationssystem eingibt. Das System weiß fortan, welche topografischen Begebenheiten auf der Route auftreten und kann somit den Energie-Haushalt entsprechend anpassen. Führt die Wegstrecke beispielsweise über einen Berg, so besteht diese Bergüberquerung ja aus einer Auf- und einer Abfahrt. Das System kann also den kompletten Stromhaushalt auf der Auffahrt verwenden, da es annehmen kann, dass man bei der Abfahrt wieder genügend Energie gewinnt, um mit vollgeladenem Akku die weitere Strecke anzugehen.

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Im so genannten „E+“-Modus kommt auch eine weitere Innovation zum Tragen – das “haptische Gaspedal” gibt dem Fahrer einen Druckpunkt vor, bis zu dem er effizient fährt. Drückt man das Pedal nicht über diesen deutlich spürbaren Druckpunkt hinweg, so ist eine optimal effiziente Fahrart garantiert. Neben dem Pedal- und dem Navigationssystem kommt auch das Radar der S-Klasse zum Einsatz. Anhand der erhobenen Radar-Daten erfolgt eine andere Art der Analyse für das effiziente Fahren. Fährt man auf der Autobahn beispielsweise mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h auf einen LKW zu, der sich mit 90 km/h über die Bahn quält, so signalisiert das Gaspedal mit einem dezenten Doppelimpuls, dass man doch bitte den Fuß vom Gas nehmen soll, denn dann könnte man ein Stück weit segeln oder auch rekuperieren.

Wer mag, kann aber auch eine Betriebsart vorwählen. Vier unterschiedliche Betriebsarten bietet der Mercedes S 500 Plugin Hybrid an: in den “e-Mode” versetzt, fährt die S-Klasse so lange elektrisch, bis der Akku leer ist. Wählt man hingegen “e-safe”, so achtet das Fahrzeug darauf, dass die aktuelle Ladung des Akkus nicht beeinträchtigt wird. Es wird also nur Strom verbraucht, wenn vorher Energie beim Fahren gewonnen werden konnte. Entscheidet man sich für den “Charge”-Modus, so nutzt das Fahrzeug den Verbrenner, um den Akku zu laden. Der vierte Modus “Hybrid” ist dann quasi das Automatik-Programm: Liebe S-Klasse, nutze Deine Energie doch bitte so optimal, wie es meine Fahrweise gerade zulässt.

Des Antriebs ungeachtet sitze ich – auf meiner Fahrt über die Öresundbrücke – auf jeden Fall in einer S-Klasse. Mir stehen eine Menge wirklich sinnvoller Assistenzsysteme zur Verfügung. Natürlich gibt es einen Totwinkel-Warner. Für mich nicht wegzudenken in der S-Klasse ist der adaptive Tempomat. Er hält nicht nur die eingegebene Geschwindigkeit, sondern vermindert diese automatisch, um den Sicherheitsabstand zum langsamer fahrenden Verkehrsteilnehmer vor einem zu halten. Jüngst hat man dem System auch noch eine Stau-Funktion spendiert, die den Fahrer entspannt autonom lenkend und bremsend im Stau entlastet. Auch die Verkehrszeichen-Erkennung funktioniert sehr zuverlässig. Ebenso der Spurhalte-Assistent, der in Zusammenarbeit mit dem adapativen Tempomaten quasi autonomes Fahren zulässt, weil er das Verlassen der Spur durch Gegenlenken verhindert.

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Ich liebe die S-Klasse – ja, nix objektiv, stattdessen Liebe meine werten Leser – aber eigentlich aus einem ganz anderen Grund. Sie ist so herrlich komfortabel. Die edlen Materialien im Innenraum – einzig und allein ausgenommen ist die Verkleidung der Lenksäule – bieten ein wundervoll entspannendes Ambiente. Die Sitzmöbel – anders mag man sie kaum bezeichnen – sind vielfältig elektrisch verstellbar, so dass es ein Kinderspiel ist, eine passende Sitzposition zu finden. Die Sitzklimatisierung lässt zudem zur gleichen Zeit Belüftung und Beheizung zu, so dass man sich an kalten Tagen ein wärmendes Lüftchen um die Nieren streichen lassen kann. Aktiviert man zudem auch noch die Massage-Funktion, die u.a. ein Hot-Stone-Massage-Programm mitbringt, so möchte man gar nicht mehr aussteigen.

Es sei denn… -es sei denn, um auf den rechten Platz im Fond zu klettern. Dieser lässt sich nämlich in der Langversion – und nur als solche gibt es den S 500 PH – optional in eine kleine Liegewiese umwandeln. So kann man, getragen vom perfekt schluckenden Luftfahrwerk und gehalten von einem Sicherheitsgurt in dem ein Airbag integriert ist, mehr als bequem ein Schlummerchen halten.

Ob nun 2014 Mercedes-Benz S 500 mit V8 oder Plug-in Hybrid-Antrieb, der Einstiegspreis liegt bei beiden Modellen bei 109.000 Euro. Wer erst einmal anfängt, mit dem Konfigurator zu spielen, kann aber auch locker über 150.000 Euro an die Schwaben senden. Allein das meiner Meinung aktuell beste Auto-Soundsystem der Welt (Burmester® High-End 3D-Surround-Soundsystem) kostet mal eben 7.616 Euro. Oder auch die praktischen Klapptische für den Fond wollen mal eben mit 2.142 Euro beglichen werden. Wenn Geld keine Rolle spielt, wird man sich aber nicht mit diesen Kleinigkeiten aufhalten und einfach mal „’ne volle Hütte“ bestellen.

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.

1 Kommentar

  • Schön einfach nur schön.
    In allen Belangen. Das Design ist der Hammer. Nicht mehr zu vergleichen mit dem der alten S-Klasse.
    Technisch ebenso so schön wie fortschrittlich.
    Wie gerne würde ich selbst irgendwann mal solch ein Auto bewegen.