In den vergangenen drei Monaten bin ich fünfzehn Mal geflogen. Gut, das fliegen andere in einer Woche zusammen, dennoch gibt es ein Gadget, das ich auf meinen Reisen nicht mehr missen möchte: Der Jabra Vega mit Noise Cancelling, also aktiver Geräuschunterdrückung. Für derzeit 150€ verspricht der Jabra Vega viel Leistung für einen vergleichsweise fairen Preis, doch schauen wir uns erst alle Disziplinen unseres Mobilgeeks Test-Parcours einzeln an.
Design & Verarbeitung
Der Jabra Vega kommt in einer großen, schicken Schachtel, die neben dem Kopfhörer und Kabel auch noch eine AAA Batterie und einen Flugzeug-Adapter enthält. Dazu gibt es noch eine sehr weiche Schutztasche aus einem neoprenähnlichen Material, wo der Kopfhörer samt Kabel perfekt Platz findet. Auch an eine kleine eingenähte Innentasche für Ersatzbatterien und Adapter wurde gedacht.
Das Design des Jabra Vega ist passend zum Rest der Produktpalette dezent und dunkel gehalten. Die großen Over-Ear Muscheln bestehen zumindest außen aus dunkelgrauem Metall genauso wie die massiven, ausfahrbaren Teile des Bügels. Des Gewichts wegen besteht der Rest aus hochwertigen Kunststoffen, die der Stabilität des Kopfhörers keinen Abbruch tun (hrhr). Alle Teile sind passgenau gefertigt und zusammengefügt, sodass der Jabra Vega zu jedem Zeitpunkt hochwertig in der Hand liegt, ohne auf dem Kopf zu schwer zu sein.
Insgesamt zwei 3,5mm Anschlüsse besitzt der Vega, sodass man nicht nur beliebig wählen kann, welchen man zum Anschließen benutzen möchte, sondern man kann einen weiteren Kopfhörer an den anderen freien Anschluss andocken. Analoges Musik Sharing sozusagen. Schöne Farbakzente setzen die orangenen Schriftzüge, das Lining in den Hörern selbst (mit großer R/L Beschriftung!) und natürlich das geflochtene 1,2m lange Kabel. Beide Anschlussenden sind mit Metall verstärkt und machen einen sehr stabilen und bruchsicheren Eindruck. Auch ein kleines Mikrofon samt winzigem Play/Pause-Knopf sind entlang des orangenen Kabels vorzufinden. Die Sprachqualität ist gut, die einzige Taste jedoch definitiv zu klein. Schöner Nebeneffekt des geflochtenen Kabels? Es verheddert sich kaum.
Sehr hoher Tragekomfort
Vor allem auf langen Reisen ist ein hoher Tragekomfort eines der wichtigsten Merkmale eines guten Kopfhörers. Mit einem Gewicht von 278g sitzt der Vega bequem auf dem Kopf. Die Ohren werden von einem sehr weichen Kunstleder umschlossen, das durch den Memory-Schaum sich an den Kopf sehr gut anpasst. Der Bügel lässt sich um mehr als 3cm in der Höhe verstellen, was für die meisten ausreichen sollte. Auch wenn die Oberseite des Bügels nur mit einem dünnen Gummi bespannt ist und keinerlei Schaum oder andere Dämpfungsmaterialien für den Kopf bietet, so ist der Komfort trotzdem gegeben. Selbst nach über neun Stunden konstanter Nutzung hatte ich weder Schmerzen noch ein Druckgefühl – für mich als Brillenträger ist das extrem selten.
Sound
Überzeugen kann aber auch der Klang, der sich allerdings nur voll entfaltet, wenn das Noise Cancelling aktiviert ist. Der Bass und die Mitten werden dann nämlich deutlich satter und der Sound bekommt deutlich mehr Kraft und Volumen als im passiven Modus. Das ist übrigens auch beim Bose QC 25 auch nicht anders, der hört sich ohne Noise Cancelling allerdings noch flacher an.
Kraftvoll, das beschreibt den Klang des Jabra Vega gut. Der Bass hat bei Bedarf ordentlich Druck und kommt angenehm tief, ohne aber übertrieben zu sein. Wer gerne sehr basslastig hört, wird vermutlich sogar enttäuscht sein, weil der Vega etwas neutraler abgestimmt ist. Euer Kopf wird bei Lil Waynes Beats also nicht explodieren, dafür werdet ihr bei Live-Aufnahmen die Bassdrum heraushören. Gefällt mir also gut. Mitten und Höhen? Nun, eine Badewannenabstimmung kann man dem Vega nicht abstreiten, doch sie hält sich in Grenzen. Instrumente sind gut hörbar und werden klar wiedergegeben, Stimmen klingen angenehm. Höhen und perkussive Elemente sind ebenfalls klar und verzerren selbst bei hohen Lautstärken nicht.
Der Vega ist aber kein Klangwunder, das sind Geräte mit Noise Cancelling aber in der Regel nicht. Wer primär guten, hochauflösenden Klang sucht und dem das Ausschalten jeglicher Nebengeräusche nicht wichtig ist, sollte in Hi-Fi Kopfhörer investieren. Diese bieten mehr Klang und sparen auch noch Geld.
Die Balance aus Klang und Geräuschunterdrückung ist das, was mir beim Vega insgesamt sehr gut gefällt – beispielsweise besser als das, was der Bose Quiet Comfort 25 liefert. Der Vega erscheint noch etwas klarer, hochauflösender und ausgewogener. Wie immer gilt jedoch: Klangempfinden ist äußerst subjektiv, sodass die oberen Absätze auch so gedeutet werden sollten. Hört euch einen Kopfhörer immer vor dem Kauf an, eure Ohren und euer Musikgeschmack weichen garantiert von meinen ab.
Für wen der Sound noch nicht genug technische Raffinesse bietet, für den legt Jabra noch einen Code für die eigene Sound-App in den Karton. Damit erhaltet ihr neben einem eingebauten Player auch Zugriff auf Dolby Processing, das den Sound genau an die Kopfhörer anpassen soll. Ich habe ehrlich gesagt keinen Unterschied gemerkt. Dazu kommt, dass jeder Wechsel von Spotify in die App die Musik anhält und man die Wiedergabe manuell fortsetzen muss.
Noise Cancelling
Die aktive Geräuschunterdrückung des Jabra Vega funktioniert über zwei eingebaute Mikrofone auf jeder Seite. Um sie einzuschalten muss ein kleiner Schalter umgelegt werden, der so klein ist, dass man ihn mit Handschuhen eher nicht bedienen kann. Eine kleine LED, die in den Schalter integriert ist, zeigt an, ob das Active Noise Cancelling (ANC) eingeschaltet ist.
Sehr überrascht war ich wie gut das Noise Cancelling funktioniert. Tiefes Brummen wie beispielsweise im Flugzeug wird gut unterdrückt, sodass man damit sogar recht gut schlafen kann (Das Kabel kann dafür abgemacht werden). Auch in der Bahn oder auf der Straße funktioniert die Geräuschunterdrückung gut. Etwas problematisch ist allerdings wie bei jedem Kopfhörer dieser Art die Unterdrückung von Stimmen und hohen Geräuschen. Diese sind weiterhin hörbar, wenn auch deutlich gedämpft. Wer sich etwas anstrengt, kann dem Telefongespräch seines Gegenübers folgen. Der Bose QC 25 ist in dieser Disziplin besser, aber eben auch deutlich teurer.
Was sich im Flugzeug als äußerst praktisch herausgestellt hat, war die Taste auf der rechten Ohrmuschel, die die Mikrofone „scharfstellt“ und alle Außengeräusche ungefiltert durchlässt. Somit kann man bei dem Bordpersonal einen Tomatensaft bestellen, ohne den Kopfhörer absetzen zu müssen. Netter Nebeneffekt: Stimmen kommen in diesem Modus verstärkt an, sodass man mit Kopfhörern in einer lauten Umgebung mehr versteht als ohne.
Akkulaufzeit
Mit einer AAA Batterie verspricht Jabra etwa 35 Stunden Musikgenuss und diese werden auch recht genau eingehalten, wenn man im Schnitt mit etwa 60% Lautstärke hört. Die kleine Batterie versteckt sich hinter dem linken Hörer, das Fach lässt sich gut aufmachen. Einen Akku kann man ebenfalls verwenden, ihr solltet allerdings beachten, dass hier die Kapazität deutlich geringer ist als bei einer Batterie, die 35 Stunden schafft ihr mit einem Akku somit nicht. Wer den kleinen An/Aus-Schieber übrigens nicht dauernd betätigen will, kann den Kopfhörer auch dauerhaft anlassen und die Muscheln flach zur Seite drehen, womit sich ein Stromsparmodus aktiviert und das Noise Cancelling unterbrochen wird.
Fazit
Wichtig für Vielreisende und Pendler: Der Vega ist hochwertig und stabil verarbeitet, aber gleichzeitig auch angenehm leicht gebaut, sodass er sich lange bequem tragen lässt. Der Klang ist ausgewogen, die Abstimmung gefällt mir sehr gut. Das Noise Cancelling ist sehr gut für tiefe, konstante Geräusche geeignet, kommt aber nicht ganz an den Klassenprimus Bose QC 25 heran. Dafür punktet der Vega mit seinem Preis und genau das macht ihn zu einer Empfehlung. Eine sehr solide Leistung zu einem angemessenen Preis.
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