Das mit dem Gewicht ist ja so eine Sache, wer ist schon wirklich zufrieden mit seinem Gewicht? Lange gehörte ich zu den Menschen, die sich für ihr Gewicht nicht interessierten, immerhin geht es hier nicht um Quantenphysik und das Gewicht wird durch Beobachtung nicht verändert. Zumindest nicht direkt, aber dazu später mehr. Letztes Jahr wurde mir dann von meinem Hausarzt nahe gelegt, dieses Desinteresse doch aufzugeben. Also Waage abgestaubt, neue Batterien rein – kaputt. Also musste eine neue Waage her und klar, es sollte dann doch bitte eine „smarte Waage“ sein.
Einrichten
Der Withings Body Analyzer sieht erstmal aus, wie eine ganz normale Personenwaage mit Display, aber ganz so einfach ist das mit der Einrichtung hier nicht. Es wird eine Verbindung per Bluetooth mit dem Smartphone aufgebaut und über die App Withings Health Mate wird die Waage konfiguriert. Man hat die Wahl, entweder die Wahl direkt mit dem WLAN zu verbinden oder aber die Ergebnisse jedes Wiegens per Bluetooth an das Smartphone zu schicken. Die Konfiguration ist aber nur eine Sache von ein paar Minuten.
Hardware
Die Waage misst nicht nur das Gewicht, sondern auch den eigenen Fettanteil, den Puls und die Raumluftqualität. Letzteres ist natürlich vor allem in einem Bad ohne Fenster recht sinnvoll. Kombiniert mit anderen von der App erfassten Daten und mit einer WLAN-Verbindung, kann man sich dann morgens beim Wiegen zusätzlich noch anzeigen lassen, wie viele Schritte man am Vortag gelaufen ist, den Verlauf der letzten 8 Gewichtsmessungen und das aktuelle Wetter. Bei den Messungen kann die Waage bis zu 8 Personen unterscheiden – also auch größere Familien kommen hier mit einer Waage klar. Als einsamer Nutzer meiner Waage konnte ich dieses Feature nicht testen – man glaubt nicht, wie sehr sich die meisten Menschen zieren, sich auf einer fremden Waage zu wiegen, die das Ergebnis am Ende irgendwo speichert.
Daten und Software
Da kommen wir zu interessantesten Punkt: die gesammelten Daten. Wer Probleme damit, solche persönlichen Daten in der Cloud eines Unternehmens zu speichern, der hat nicht viel von so einem Gadget. Wer damit aber kein Problem hat und dann noch verschiedene Datenquellen kombiniert, der erhält mit jedem neuen Gerät einen immer besseren Überblick über den eigenen Körper und was der so macht, wenn man selbst etwas macht. Withings Health Mate arbeitet hier zum Beispiel direkt mit Apple HealthKit zusammen, erfasst also auf dem Weg auch die von meiner Pebble gezählten Schritte, aber leider nicht die Schlafanalyse. Diese wäre aber umgekehrt zu Apple HealthKit zu schreiben, wenn ich dafür ein mit Health Mate kompatibles Gerät verwenden würde – zum Beispiel Withings Aura, welches hier auch mehr aufzeichnen würde als die Pebble, dafür aber nicht ganz billig ist. Anbindungen an weitere Apps und Dienste gibt es auch, zum Beispiel zum Zählen von Kalorien. Einen Gesamtüberblick gibt aber am Ende dann doch Apple Health, nur hier landen am Ende wirklich alle Daten.
Die Übersicht von Health Mate – sowohl in der App, aber vor allem in der Webversion – sind wirklich gut gemacht und die regelmäßigen Tipps, wie man seine Ziele besser erreichen kann sind nicht schlecht. Man muss sie nur befolgen. Die dort gespeicherten Daten lassen sich nicht nur im Web aufbereiten, auch ein Download als CSV ist möglich, so dass man die Daten in einer Tabellenkalkulation selbst auswerten und aufbereiten kann. Auch kann man manuelle Messungen eintragen, wenn man zum Beispiel unterwegs ist und sich auf einer gewöhnlichen Waage wiegt. Auch eine Verbindung mit IFTTT ist möglich, darüber lassen sich die Daten aber nur auslesen, neue Daten lassen sich leider nicht hinzufügen. Aber immerhin kann man auf dem Weg alle Twitter-Follower über das aktuelle Gewicht informieren. Wenn man es denn möchte.
Anhand der Daten gibt es von der App bzw. von Withings auch noch eine wöchentliche Mail mit der aktuellen Bilanz, also wie weit man von seinem Wunschgewicht entfernt ist (sind noch ein paar Kilos), wie sich das Gewicht so entwickelt hat (in den letzten Wochen ziemlich konstant) und wie aktiv man im Durchschnitt war (letzte Woche etwas weniger als in den Wochen davor). Wenn man regelmäßig den Blutdruck misst (ja, auch das hat mir mein Hausarzt empfohlen, ich werde halt echt nicht jünger), dann gibt es die Infos auch noch dazu. Zusätzlich kann man sich am Smartphone noch daran erinnern lassen, sich zu wiegen, laufen zu gehen, ins Bett zu gehen, den Blutdruck zu messen usw. – die Rundum-Motivationspackung, sogar Badges kann man sich verdienen.
Nachteile
Man muss bei der Waage aber auf einen korrekten Stand achten, die vier Füsse müssen wirklich gerade stehen, es kann zu ziemlich verwirrenden Ergebnissen führen, wenn einer der Standfüsse auf einer Fuge zwischen zwei Fließen steht. Aber das gilt für jede Waage. Ansonsten gilt es noch regelmäßig die Batterie zu wechseln, bei mir war nach 7 Monaten der erste Wechsel fällig, bei beinahe täglicher Benutzung und Verbindung zum WLAN. Damit kann man leben, es ist aber natürlich weit entfernt von der Laufzeit „dummer“ Personenwaagen (und erst recht, wenn es noch eine mechanische ist).
Ein wirklich großer Nachteil ist natürlich der Preis – zumindest im Vergleich zu gewöhnlichen Personenwaagen, die nur einen Bruchteil der knapp 150 Euro kosten, die man für den Withings Body Analyzer investieren muss. Dafür muss man bei denen aber eben selbst Buch führen über die Messergebnisse.
Fazit
So konsequent und kontinuierlich habe ich mein Gewicht tatsächlich noch nie vorher verfolgt und in Kombination mit anderen Daten erfährt man durchaus ein paar interessante Dinge über sich selbst, wenn man sich denn mal die Zeit nimmt und die ganzen Daten mal auswertet. Ach so, zum Thema Quantenphysik: Laut den Withings-Tipps ist das Gewicht doch so ein bisschen wie Quantenphysik – angeblich würden Menschen, die sich regelmäßig wiegen eher auf ihr Wunschgewicht kommen. Das wäre ja dann eine Veränderung des Ergebnisses durch Beobachtung, es dauert in dem Fall nur ein bisschen länger.
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