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BMW Connected+ und die Open Mobility Cloud

geschrieben von Mark Kreuzer

Auf Einladung von BMW haben wir uns in den USA die neuste Entwicklungsstufe des bereits von uns gestesten BMW Connected im Alltagstest angeschaut.

Falls ihr den Artikel noch nicht gelesen habt, dann lege ich euch den gerne ans Herz, denn in meinen Augen ist die Lösung von BMW die momentan beste „Connected Car“-Lösung auf dem Markt.

Das in Chicago erstmals vorgestellte BMW Connected Plus unterstreicht die Führungsrolle im Bereich Connected Car noch mal. Denn das neue Update bietet jetzt einige Funktionen, die die Vorteile eines vernetzen Autos auch außerhalb des Fahrzeugs nutzbar machen. Um einen schnellen Überblick über die neuen Features von BMW Connected Plus zu bekommen, schaut ihr euch am besten unser kurzes Video an, oder das offizielle von BMW:

Die neuen Features noch mal kurz zusammengefasst:

  • Routen vom Smartphone ans Auto senden mit Berücksichtigung der Reichweite und ggf. Anzeige von Tankstellen entlang der Route
  • Teilen der Ankunftszeit per Mail oder Teilen eines Links, dass die aktuelle Position auf einer Karte anzeigt.
  • Tür-zu-Tür Navigation – wenn ihr zum Beispiel euer Auto an einem weiter entfernten Parkplatz parken musstet, geht die Navigation zum Endziel auf eurem Smartphone weiter.
  • Integration von Skype for Business (ab Herbst 2017) zu der bereits vorhandenen Microsoft Exchange-Anbindung.

Zusammenfassend handelt es sich bei dem Connected Plus um eine nützliche Erweiterung des BMW Connected Service. Wäre die Reise in die USA mit nur knapp 24h Aufenthalt vor Ort aber nur für die Demonstration der neuen Plus-Funktionen gewesen, hätte sich die lange An- und Abreise aber nicht wirklich gelohnt. Die Funktionen hätte man in dem Fall auch genau so gut in München testen können.

BMW Technology Office – Chicago

Weltweit hat BMW vier Technology Offices, Shanghai, Tokio, Mountain View und Chicago. Damit will BMW näher am Puls der Zeit sein, um möglichst schnell auf neue Technologien oder lokale Trends zu reagieren und dann globale Lösungen zu entwickeln.

In Chicago arbeiten 150 Spezialisten aus 20 Nationen an der Weiterentwicklung des BMW Connected Plus Service. Wie schon öfters geschrieben möchte sich BMW vom klassischen Automobilhersteller zum Anbieter von Premium-Mobilität und -Services hin wandeln.

Zusammengefasst hat BMW seine strategische Ausrichtung unter dem Akronym ACES (Automated – Connected – Electrified – Shared). Durch mittlerweile serienmäßig verbaute SIM-Karten sind weltweit bereits 8,5 Millionen Fahrzeuge der BMW Gruppe „connected“. Im Juli 2017 hat man außerdem erstmalig eine Millionen Nutzer des BMW Connected Service registrieren können.

BMW Open Mobility Cloud – Flexibel dank Azure

In den letzten 12 Moaten hat man das BMW Connected in 29 weiteren Märkten verfügbar gemacht und stetig weitere Funktionen hinzugefügt. Möglich ist dies, weil das Backend von BMW Connected in der Microsoft Azure Cloud liegt.

Der Vorteil dieser Lösung ist, dass man für die Implementierung von neuen Funktionen nicht erst große Softwareupdates an die Boardeinheiten der Fahrzeuge ausspielen muss, sondern die Autos die Funktionen in der Cloud aufrufen.

Ein weiterer schöner Nebeneffekt durch die Nutzung von Microsoft Azure ist, dass man die Nutzungsdaten in der Power BI (Business Intelligence) direkt visualisieren und auswerten kann.

Tatsächlich hatten wir im Chicago Office die Möglichkeit, direkt mit einigen der Entwickler zu sprechen. Bemerkenswert fand ich, dass man bei der Entwicklung von BMW Connected auf „agile development“ setzt.

Wenn die Entwickler ein neues Feature haben wollen, starten diese erst mal mit einer sogenannten MVP (Minimum Viable Product). Das heißt, die Funktion ist gut genug, um die Grundfunktion zu erfüllen. Dadurch hat man bei BMW die Möglichkeit, sich früh das Feedback von Usern einzuholen, um die Funktion dann weiter zu entwickeln.

Auch überrascht war ich, dass die Entwicklung in Sprints von 2 Wochen durchgezogen wird und es „Daily Builds“ gibt, die die Entwickler nutzen. Für mich sind das Zeichen, dass BMW bei der Entwicklung vom Connected-Fahrzeug wirklich aufs Gaspedal (zukünftig Strompedal?) drückt.

Vor Ort wurde uns dann direkt ein schönes Beispiel für ein Feature gezeigt, an dem zur Zeit gearbeitet wird.

Das „Local Hazard“-Feature nutzt die in die Cloud übertragenen Daten der Sensoren der Autos, um lokale Gefahren zu erkennen und diese auf dem Navigationssystem darzustellen. Dafür werden die Scheibenwischer-, ESP- und Nebelleuchten-Daten der Fahrzeuge ausgewertet. Wenn die Cloud feststellt, dass an einem bestimmten Ort besonders häufig der Scheibenwischer auf hoher Geschwindigkeit eingestellt wird, die Autofahrer die Nebelleuchte anschalten und auch das ESP häufiger eingreifen muss, markiert das System diesen Ort als lokale Gefahr. Andere BMW Connected Cars bekommen die Gefahrenstelle dann auf ihrer Karte angezeigt.

Dieses Feature wurde in wenigen Wochen entwickelt, als MVP in die Open Mobility Cloud hochgeladen und zur Zeit von einer geschlossenen Gruppe getestet.

Das Beispiel zeigt sehr schön die Vorteile der Microsoft Azure Cloud Lösung. Übrigens hat Elon Musk erst kürzlich auch die Vorzüge der Azure Cloud, im Zusammenhang um AI, in einem Tweet lobend erwähnt.

BMW Connected – wie geht es weiter?

Das Ziel von BMW ist es, für die Kunden einen möglichst passenden und personalisierten Service zu bieten. Die skalierbare und cloud-basierte Open Mobility-Platform bietet hierfür eine gute Ausgangslage. Die Nutzung von maschinellem Lernen, Fahrzeugdaten, Kundennutzung und Kundenverhalten zusammen mit agiler Entwicklung lassen mich hoffen, dass wir von BMW in naher Zukunft noch öfters über Erweiterungen der Connected Services Berichten können.

Über den Autor

Mark Kreuzer