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Der Wettlauf um die AI-Vorherrschaft

Kopf im Weltall, künstliche Intelligenz, KI, AI
Wird wir die Vormachtstellung auf dem Feld der künstlichen Intelligenz einnehmen?(Foto: Pixabay.com / DasWortgewand)
geschrieben von Ingo Kamps

Artificial Intelligence (AI) löst bei Menschen gleichermaßen Faszination und Furcht aus. Doch wie unterscheiden sich künstliche Intelligenzen und wer hat im Kampf um die Vormacht die Nase vorn? Eine Analyse.

Die einen halten den Gedanken, dass Computer über ihren programmierten Horizont hinaus agieren und menschenähnliche Entscheidungsstrukturen entwickeln für die ultimative technische Entwicklung.

Pessimistischere Zeitgenossen befürchten hingen nichts weniger als das Ende der menschlichen Dominanz auf dem Planeten. Als sicher darf aber gelten: AI wird zu einer Schlüsseltechnologie der digitalen Wirtschaft avancieren.

Künstliche Intelligenz ist bereits heute sichtbar. Google hat beispielsweise bei seinen Produkten schon mehrere AI-Funktionalitäten im Einsatz. Dazu gehört auch das Smart-Reply-Feature von Gmail.

Anhand einer Analyse der vorhergehenden Nachricht werden automatisch drei logische Antwort-Optionen vorgeschlagen. Sie können mit nur einem Fingertipp direkt versandt werden. Der Nutzer muss die Antwort also nicht mehr zwingend eingetippen. In Deutschland ist Smart-Reply noch nicht verfügbar.

Schwache und starke AI

Auch persönliche Assistenten wie Amazon Alexa und Google Home werden als künstliche Intelligenzen verstanden. Sie werden von Fachleuten allerdings als sogenannte „schwache AI“ bezeichnet.

Als schwache AI gelten alle bisher verfügbaren Systeme. Sie können zwar mit Menschen interagieren, allerdings erledigen sie ausschließlich gestellte Aufgaben und verfügen über kein echtes Eigenleben.

Das Gegenstück ist die natürlich die „starke AI“. Diese kann menschliches Verhalten in einen Kontext setzen, nachahmen und selbständig erweitern. Somit ermöglicht sie eine echte Konversation zwischen Mensch und Maschine.

Viele Experten rechnen damit, dass wir diese Evolutionsstufe in knapp 25 Jahren erreichen. Es existieren aber auch Stimmen, die einen kürzeren Zeithorizont voraussehen.

Der weltweite Konkurrenzkampf wird um die starke Form der Artificial Intelligence ausgetragen und es könnte tatsächlich zu Problemen führen. So ist denkbar, dass der Wettbewerber, der als Erster am Ziel ist, einen uneinholbaren Vorsprung herausgearbeitet hat.

Sobald einem Marktteilnehmer die hyperintelligente künstliche Intelligenz zur Verfügung steht, die sich immer weiter selbständig verbessern kann, deren Denkfähigkeiten weit über die menschliche Leistung hinausgeht und die nicht nur ein, sondern gleich alle Probleme lösen kann, wird es für alle anderen Konkurrenten eng.

Der Wettlauf zwischen China und den USA

Im Internet hat es sich bereits mehr als einmal gezeigt, dass ab einem bestimmten Punkt Skaleneffekte entstehen. Diese können zu einer unangreifbaren Marktposition heranreifen. So könnten theoretisch ganze Staaten aus der Technologie herausgedrängt werden.

Kein Wunder, dass sowohl die USA als auch China viel dafür tun, als Erster am Ziel zu sein. In den USA gibt es durchaus große Angst, dass der rote Drache aus Asien die Nase vorne haben könnte.

So verfügt China aktuell über den größten Supercomputer der Welt. Der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt hat bereits gewarnt, dass China die USA im Jahr 2025 im Bereich der künstlichen Intelligenz übertrumpfen könnte.

Dass sich die USA vor einer AI-Vormachtstellung aus Asien fürchten, zeigt sich auch daran, dass der US-Präsident kürzlich die Übernahme des US-Chipherstellers Qualcomm durch den Wettbewerber Broadcom verboten hat. Dabei ist Broadcom nicht einmal ein chinesisches Unternehmen, sondern hat sein Headquarter in Singapur.

Der Grundpfeiler der zukünftigen Technologien

Es gibt tatsächlich gute Gründe, sich der Gefahr bewusst zu sein. China verfügt schon heute über eine große Anzahl von AI-Wissenschaftlern. Mit über 800 Millionen Internet-Nutzern hat das Land mehr als jedes andere Land auf der Welt.

Der dadurch anfallende Datenschatz erlaubt es, die eigene Artificial Intelligence immer weiter zu verfeinern. Man muss darin allerdings nicht zwingend eine Gefahr sehen. Es ist genauso gut möglich, dass der technologische Fortschritt am Ende allen Menschen zugutekommen wird – auch in Europa und den USA.

Es ist allerdings die eine Sache, ob ein Land den Markt für Fernseher oder Spielzeug beherrscht. Eine andere Sache ist es, wenn einer der Grundpfeiler zukünftiger Informationstechnik dominiert wird. Schließlich kommt künstliche Intelligenz auch bei modernen Waffensystemen verstärkt zum Einsatz.

Das unwohle Gefühl gegenüber China speist sich auch daraus, dass westliche Unternehmen gegen ein im Kern autoritäres System antreten, das sich in zunehmendem Maße als Alternative zu liberalen Demokratien platziert und sich durch seine staatliche Unterstützung einen großen Einfluss auf moderne Technologien sichert. Man muss sich auch hierzulande die Frage stellen, wie man mit der Situation umgeht.

Aus dem Cyber Valley in die Welt

Die Lösung ist sicher nicht leicht. Aber der von den USA durch das Übernahmeverbot von Qualcomm praktizierte Protektionismus wird nicht helfen. Es braucht vielmehr eine Kombination aus klugen, staatlichen Investitionen und privatem Unternehmertum.

Also genau das, was sowohl die USA als auch Deutschland in der Vergangenheit erfolgreich gemacht hat. Glücklicherweise scheint das der eingeschlagene Weg zu sein. Und: Forschung von Weltformat war ja noch nie ein deutsches Problem.

In der Vergangenheit hatte es eher daran gehapert, marktfähige Produkte aus den gemachten Forschungsergebnissen zu entwickeln. Das konnte man seinerzeit exemplarisch am .mp3-Format sehen.

Mit dem im Raum Stuttgart-Tübingen entstehenden Cyber Valley soll die Brücke zwischen Forschung und Wirtschaft geschlagen werden. Dabei handelt es sich um einen Forschungsverbund, in dem sich das Max-Planck-Institut für intelligente Systeme, die Universität Tübingen und die Universität Stuttgart mit acht Partnern aus der Industrie zusammengeschlossen haben.

Neben BMW, IAV (Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr), Daimler, Porsche, Robert Bosch und ZF Friedrichshafen sind mit Amazon und Facebook auch zwei ausländische Unternehmen an Bord. Das Land Baden-Württemberg fördert das Projekt.

Zielsetzung ist die Erforschung intelligenter Systeme und die gleichzeitige Entwicklung neuer Produkte. Die dafür notwendigen Daten liefern die teilnehmenden Unternehmen.

Der Standort möchte attraktiv für die weltweit klügsten Köpfe im Bereich der künstlichen Intelligenz werden, weswegen beispielsweise auch ausschließlich in englischer Sprache kommuniziert wird.

Es bleibt also ein spannender Kampf um die technologische Zukunft, bei der Angst definitiv nicht der passende Begleiter ist. Und am Ende ist künstliche Intelligenz noch ein vollkommen offenes Feld, dessen Entwicklung niemand wirklich absehen kann.

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Über den Autor

Ingo Kamps

Bereits 1999 – während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre – kam Ingo Kamps im Rahmen eines Praxissemesters bei der Nintendo of Europe GmbH mit dem Online-Marketing in Berührung. Im Jahr 2004 gründete er in Berlin das Performance-Marketing Unternehmen cayada GmbH, das seit 2012 in München firmiert.

Im Mai 2014 übernahm das zum Mobilfunkunternehmen Drillisch Online AG Teile der zu cayada gehörenden Online-Assets. Ingo Kamps verantwortete diese Assets bis 2016 innerhalb der Drillisch AG und war darüber hinaus für die Bereiche Multichannel, Mobile Marketing und Programmatic Advertising verantwortlich. Seit Juni 2016 berät er Unternehmen wie die MediaMarktSaturn, DPD Deutschland, vodafone und Telefonica in verschiedenen Bereichen des Online-Marketings und verantwortet die Performance-Vermarktung des Axel-Springer-Inventars (Axel Springer Teaser Ad GmbH).

Als Speaker und Panel-Teilnehmer hat er über die Jahre an diversen nationalen und internationalen Konferenzen teilgenommen. Mit „Einstieg in erfolgreiches Mobile Marketing“ und „Performance-Marketing (Springer-Gabler-Verlag)“ hat er außerdem schon zwei eigene Bücher veröffentlicht und an weiteren Büchern partizipiert.

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