Yay, endlich mal wieder eine Zombie-Serie! Okay, ganz so laut hab ich eigentlich nicht gejubelt, als Netflix letzten Monat mit Black Summer wieder eine solche ins Rennen schickte. Im Genre ist „The Walking Dead“ natürlich drückend dominant, hat zudem mit „Fear the Walking Dead“ ein Spin-Off, welches selbst bereits in diesem Sommer in die fünfte Staffel startet. Darüber hinaus ist noch ein weiteres Spin-Off geplant, so dass das „Walking Dead“-Universum ein großer Teil dessen ist, was Zombie-technisch derzeit über die Mattscheiben läuft.
Da tut Abwechslung vielleicht wirklich mal Not, zumal Zombie-Fans sich schon damit abfinden mussten, dass bei „Z Nation“ nach Staffel 5 Schluss war. Z Nation ist aber auch schon die passende Überleitung zum eigentlichen Thema, denn wir sprechen heute über die Netflix-Serie „Black Summer“: Die versteht sich als Prequel zu Z Nation und wie beim Original stecken auch hier die Trash-Könige von The Asylum hinter der Serie und auch Karl Schaefer ist als Showrunner wieder mit von der Partie, zusammen diesmal mit John Hyams.
Ich möchte es aber vorwegnehmen: Wer den kruden Humor von Z Nation schätzt, wird beim Prequel vermutlich ziemlich enttäuscht sein: Die neue Serie hat mit der Vorlage nämlich bis auf die unschöne Dichte an Untoten nicht wirklich viel gemeinsam. Während Z Nation zu einem Zeitpunkt spielt, an dem sich die Menschheit schon seit drei Jahren mit Zombies herumplagt, spielt Black Summer direkt sechs Wochen nach Ausbruch dieser Apokalypse.
Worum geht’s bei Black Summer?
Vermutlich wird das jetzt die kürzeste Inhaltsangabe, seit ich hier Rezensionen verfasse: Nach dem Ausbruch einer Zombie-Apokalypse versuchen ein paar Überlebende, den rettenden Ort — ein Stadion — zu erreichen. Aus! Ja, mehr passiert im Grunde wirklich nicht.
Das muss grundsätzlich erst mal kein Drama sein, weil man eine Serie ja auch spannend inszenieren kann, ohne dass wir es mit einer sehr aufwendigen Story zu tun haben. So viel mag ich euch jetzt aber schon verraten: Der ganz große Wurf ist Black Summer in meinen Augen nicht.
Im Vordergrund steht Rose, die direkt in der ersten Folge von ihrem Mann und ihrer Tochter getrennt wird. Einer der roten Fäden der Staffel ist dann auch ihr Versuch, das Stadion zu erreichen und dort ihre Tochter wiederzutreffen, die sie dort vermutet. In der ersten Episode werden in verschiedenen Kapiteln unterschiedliche Protagonisten vorgestellt, die natürlich dann im Laufe der Staffel aufeinander treffen.
Apropos Kapitel: Die werden irgendwie ständig in großen Lettern angekündigt. Mal geht es dann also um einen bestimmten Charakter, mal steht ein Standortwechsel an. Insgesamt erinnert die Aufmachung mich übrigens jedes mal an Lost, gerade zusammen mit der musikalischen Untermalung.
Black Summer – nicht Fisch, nicht Fleisch
Die erste Staffel besteht aus acht Folgen, die maximal 45 Minuten lang sind. Wenn ihr euch wundert, wieso ihr zum Ende der Staffel so flott durch seid: Die letzte drei Folgen werden immer kürzer – Folge 6 läuft 34 Minuten, Folge 7 nur noch 26 Minuten und das Finale schließlich sogar nur 21 Minuten. Der komplette Spaß läuft etwas mehr als viereinhalb Stunden — ihr könnt die Staffel also locker an einem Abend durch-bingen.
Qualität ist ja bekanntlich wichtiger als Quantität und deshalb wollen wir den mangelnden Umfang der ersten Staffel mal nicht zu sehr kritisieren. Handwerklich ist die Serie eigentlich ganz ordentlich gemacht: Der Cast haut mich jetzt nicht vom Hocker, enttäuscht aber eben spielerisch auch nicht. Kamera und Schnitt ist hier einigermaßen originell, allerdings wirkt es auf mich auch manches mal ein wenig zu hektisch. Vermutlich will man so erreichen, dass man sich näher am Geschehen fühlt, was auch schon mal klappt, aber generell hab ich eher das Gefühl, dass ich in bestimmten Szenen was Wichtiges nicht sehe oder durch die Kameraführung verpasse.
Weniger hektisch sind allerdings manchmal die Aktionen der Protagonisten. Wenn sich gleich mehrere unserer „Helden“ eine komplette Folge lang daran abarbeiten, wie sie eingeschlossen in einem Supermarkt zwei draußen herumlungernde Zombies so abgelenkt bekommen, dass sie eben jenen Supermarkt verlassen können. Ein Rick Grimes bei The Walking Dead oder auch sein Sohn hätten vermutlich nicht eine Sekunde lang überlegt und die Situation mit einer angemessenen Menge Gewalt oder ein paar gezielten Schüssen ruckzuck bereinigt.
Okay, das mit den Schüssen ist unfair, denn bei Black Summer müssen sich die agierenden Personen auch erst einmal gescheite Waffen beschaffen. Wenn sie sie haben, stellen sie sich mitunter aber auch ein bisschen dämlich an. Statt in den Kopf wird da nämlich auch später noch viel zu oft in den Körper geschossen, was natürlich herzlich wenig bringt.
Was man positiv ins Feld führen kann: Die Zombies sind angenehm flott unterwegs, nahezu mit menschlicher Geschwindigkeit. Es gibt kaum Splatter-Effekte, was aber auch wieder okay ist, denn die wahren Monster in dieser Serie sind die Menschen! Okay, das ist natürlich auch jetzt kein Alleinstellungsmerkmal für Zombie-Serien, denn nicht zuletzt The Walking Dead ist ja nicht nur ein reines Zombie-Gemetzel, sondern immer auch die Auseinandersetzung damit, wie Menschen in einer Gruppe agieren, die einer Stress-Situation ausgesetzt sind.
Man sieht bei Black Summer in Ansätzen, dass die Macher versuchen wollen, sich irgendwie filmisch ein wenig vom Zombie-Allerlei abzusetzen. Unterm Strich ist der ganze Plot aber irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch und holt mich nicht besonders ab. Wieso ich trotzdem die ganze Staffel geglotzt habe? Okay, einmal, weil es eben flott geht, wenn die letzten drei Folgen gerade einmal 80 Minuten in Summe laufen. Andererseits ist es eben auch handwerklich solide gemacht — keine hochklassige Unterhaltung, aber eben eine okaye „mir ist irgendwie gerade nach Zombies, ich kenne aber sonst schon alles“-Serie.
Black Summer: Mein Fazit zur Staffel 1
Macht Black Summer irgendwas grundlegend falsch? Nö, eigentlich gar nicht mal. Irgendwie tun alle, was sie sollen: Menschen rotten sich angesichts des Endzeit-Szenarios in kleinen Gruppen zusammen, hauen abwechselnd den Zombies und sich selbst die Birnen ein und agieren zwischendurch herzerfrischend unlogisch.
Die Zombies sind wie schon erwähnt relativ flott unterwegs und meines Erachtens ein bisschen zu geschickt für hirnlose Menschenfresser. Wenn ein Zombie zielsicher ein Gartentor statt des Zauns ansteuert und behände eine Treppe hochrennt, ist mir das zu menschlich und zu wenig zombig.
Wichtiger Bestandteil einer jeden Apokalypse sind auch stets die überforderten Soldaten. Die versuchen irgendwie, das Chaos ein wenig zu organisieren, stoßen aber mental in so einer Situation auch mal an ihre Grenzen.
Damit sind alle Zutaten für den Endzeit-Cocktail am Start: Soldaten, Zombies und verzweifelte Menschen und ihre Schicksale. Letzten Endes geht es für alle nur darum, das rettende Stadion in der Stadt zu erreichen und dort findet dann auch das große Abschluss-Geballer statt. Dadurch, dass die finale Folge gerade einmal 20 Minuten geht, bekommt man das Gefühl, dass die komplette Episode nur ein einziger langer Schusswechsel ist.
Aber sei es drum: Die Heldin findet ihr Kind weiter und es bleiben dennoch genügend offene Fragen (eigentlich nur eine: Wie rotten wir die Zombies aus?), damit sich Fans Hoffnung auf eine zweite Staffel machen können. Die ist meines Wissens aktuell noch nicht bestätigt, Black Summer ist aber so oder so auf mehrere Staffeln ausgelegt. Schade, dass sie sich so stark von Z Nation unterscheidet — auf diese Weise wird es vermutlich wenig Sinn ergeben, Handlungsstränge beider Serien irgendwann einmal zusammenzuführen.
Was bleibt nach dem Genuss der acht Folgen? Die Gewissheit, nicht die beste Serie der Welt gesehen zu haben und dass auch das Zombie-Rad nicht ständig neu erfunden werden kann. Man kann sich das in der richtigen Stimmung durchaus mal geben, aber es wäre nicht auf meiner Liste der Top-Empfehlungen, falls mich jemand fragt, was er sich heute Abend mal reinziehen soll.
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