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Facebook-Werbeboykott: Diese DAX-Konzerne beteiligen sich wirklich

Hass, Liebe, Entscheidung, Weggabelung, Wegweiser, Facebook-Werbeboykott
Folgen auf die Worte der deutschen Konzerne auch Taten? (Foto: Pixabay.com / FotosFuerBlogger)
geschrieben von Christian Erxleben

Um Facebook dazu zu bewegen, aktiver und effizienter gegen Hass und Diskriminierung vorzugehen, schließen sich zahlreiche Unternehmen dem Facebook-Werbeboykott „Stop Hate For Profit“ an. Auch einige DAX-Konzerne sind dabei. Doch werben sie wirklich nicht mehr?

Seit Jahren kündigt Facebook an, gegen Hass und Diskriminierung auf der eigenen Plattform und auf den Tochter-Netzwerken Instagram und WhatsApp vorzugehen. Und es ist durchaus so, dass das soziale Netzwerk auch einige Maßnahmen ergriffen hat.

Das Problem dabei ist jedoch, dass selbst verbesserte Algorithmen und Zehntausende Fact-Checker nichts gegen die unfassbare Masse an gefährlichen Inhalten machen können, die zudem noch teilweise in privaten Gruppen unter Ausschluss der Öffentlichkeit geteilt werden.

Über 160 Firmen nehmen an Facebook-Werbeboykott teil

Nichtsdestotrotz ist Facebook zum Handeln verpflichtet. Das gilt unabhängig davon, wie schwer die Aufgabe erscheinen mag.

Da jedoch der intrinsische Antrieb von Mark Zuckerberg offensichtlich nicht genügt, um entsprechende Inhalte von der Plattform zu verbannen, hat die Initiative „Stop Hate For Profit“ zum Facebook-Werbeboykott aufgerufen.

Das Ziel: Da 99 Prozent des Umsatzes von Facebook aus dem Anzeigengeschäft stammen, sollen die Werbungtreibenden im Juli ihre Maßnahmen pausieren. Die Idee kommt an. Schon über 160 Firmen haben sich weltweit dem Protest angeschlossen.

Dazu gehören auch große und einflussreiche Werbe-Spender wie Coca-Cola, Hershey, Honda, Unilever und Levi’s.

Welche DAX-Konzerne haben ihre Facebook-Werbung wirklich gestoppt?

Auch zahlreiche Konzerne aus dem Deutschen Aktien Index – kurz DAX – haben sich in einer Umfrage des ZDF dem Facebook-Werbeboykott angeschlossen. Dazu gehören deutsche Unternehmen wie Henkel, die Allianz, Volkswagen und Fresenius.

Doch lassen die Firmen ihren Worten auch Taten folgen? Das hat Andreas Rickmann, Director Digital Growth bei der Bild-Zeitung, anhand der Facebook Ad Library untersucht. Seine Ergebnisse hat er auf Twitter geteilt.

Demnach schalten von den 30 DAX-Konzernen weiterhin folgende Unternehmen Anzeigen bei Facebook, Instagram und Co.:

  • Allianz
  • BMW
  • Covestro
  • Deutsche Bank
  • Deutsche Post
  • E.ON
  • Infineon
  • Siemens
  • Telekom

Henkel beispielsweise hat sich offiziell dem Boykott angeschlossen. Für die Tochter-Marken wie Persil oder Perwoll laufen laut Rickmann jedoch noch Anzeigen. Bei Volkswagen hingegen sind die Werbe-Aktivitäten auch bei Porsche, Audi und Co. pausiert.

Wie ernst es die Unternehmen also mit ihrer Teilnahme meinen, werden vor allem die nächsten Wochen offenbaren. Bleiben die Anzeigen auch noch pausiert, wenn der große Trubel vorbei ist? Oder laufen dann über kleinere Accounts bereits wieder Ads? Das gilt es, zu beobachten.

Facebook kündigt Verbesserungen an

Derweil ist Facebook bemüht, den Schaden einzudämmen. So äußert sich beispielsweise Deutschland-Chef Tino Krause:

Wir stehen mit Werbetreibenden weltweit in kontinuierlichem Austausch und verstehen, dass sie ihre Botschaften und Inhalte in einem sicheren Umfeld sehen möchten – das wollen wir auch. Wir akzeptieren keine Hassrede auf unseren Plattformen und entfernen diese, sobald wir darauf aufmerksam werden. Unser Ansatz gegen Hassrede und andere unerwünschte Inhalte entwickelt sich stetig weiter und wir investieren jährlich mehrere Milliarden US-Dollar in die Sicherheit unserer Plattformen.

Damit das soziale Netzwerk jedoch wirklich Glaubwürdigkeit zurückgewinnt, ist es entscheidend, dass diesen Aussagen auch konkrete und vor allem sichtbare Taten folgen. Daran muss sich Facebook in den nächsten Tagen und Wochen messen lassen.

Schließlich genügt es im Fall von Hass und Diskriminierung nicht, etwas zu unternehmen. Jegliche Form von Beleidigung muss umgehend und dauerhaft von Plattformen verschwinden. Im Idealfall erscheint sie nicht einmal. Das gilt insbesondere für (politische) Anzeigen.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.