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So funktioniert die Netflix KI, die neue Serien und Filme erschafft und bewertet

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Eine Netflix KI unterstützt Entscheider dabei, neue Serien zu erschaffen. (Foto: Pixabay.com / Tumisu)
geschrieben von Christian Erxleben

Netflix ist mit knapp 200 Millionen Nutzern der größte Streaming-Dienst der Welt. In über 190 Ländern gibt es Zuschauer mit unterschiedlichen Interessen. Wie entscheidet Netflix, welche Serien und Filme wann und wo erscheinen? Wir erklären dir die Netflix KI, die darüber entscheidet.

Obwohl die Konkurrenz für Netflix seit Jahren, aber insbesondere in den letzten Monaten immer größer geworden ist, schafft es der größte Streaming-Dienst der Welt weiterhin, in regelmäßiger Abfolge neue Serien- und Film-Hits auf die eigene Plattform zu bringen.

Doch was macht Netflix so erfolgreich, dass Disney Plus, HBO Max und Co. trotz allem Geld und Engagement im Vergleich nur ein Nischendasein führen? Eine entscheidende Rolle spielen dabei selbstverständlich die Inhalte.


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Wie entscheidet Netflix, welche Filme und Serien auf die Plattform kommen?

Die Entscheidung darüber, ob ein Film oder eine Serie von einem anderen Studio eingekauft wird, oder ob Netflix selbst einen entsprechenden Inhalt produziert, treffen die Verantwortlichen in der Führungsebene des Streaming-Dienstes.

Der Prozess und die Entstehung eines neuen Inhalts bezeichnet Netflix selbst als „Title“. Dabei betrachten die Entscheider zahlreiche kreative Faktoren. Dazu gehören beispielsweise der soziokulturelle Kontext, aktuelle Debatten und der Zeitgeist.

Ebenso spielt bei der Planung eines neuen Titel eine Rolle, wie sich die Zielgruppe zusammensetzt, wo – also in welchem Land oder in welchen Ländern – sie zu finden ist und wie groß das Risiko eines finanziellen Verlust bei einem Misserfolg ist.

Diese 2 Fragen bestimmen bei Netflix über alle neuen Filme und Inhalte

Letztendlich stellen sich die Entscheider bei Netflix im Erschaffungsprozess nur zwei simple Fragen:

  • Welche existierenden Titel sind vergleichbar und auf welcher Ebene?
  • Wie groß ist die Zielgruppe, die wir erwarten können, und wo lebt sie?

Eigentlich handelt es sich dabei um sehr logische Fragen. Doch auch erfolgreiche Unternehmer wie Bill Gates zeigen, dass es oftmals diese Fragen sind, die zu den besten Ergebnissen führen.

Eigene Netflix KI ersetzt klassische Erhebungen durch Nielsen und Co.

Um diese Fragen zu beantworten, benötigt Netflix viele Daten. Besonders interessant sind dabei natürlich historische Informationen. Anhand bereits veröffentlichten Filmen und Serien lässt sich sehr gut analysieren, welche Inhalte in welchen Ländern wann erfolgreich waren.

Um ergänzend herauszufinden, was die Netflix-Nutzer rund um den Globus sehen wollen, hat sich der Streaming-Dienst lange Zeit auf klassische Befragungen und Analysen durch Marktforscher wie Nielsen oder die GfK in Deutschland verlassen.

Das Problem dabei ist, dass jede Befragung nur ein repräsentatives Abbild zu einem bestimmten Zeitpunkt wiedergeben kann.

Wer beispielsweise im Januar 2020 eine Umfrage zu den Reisewünschen der Deutschen durchgeführt hat, konnte diese Erkenntnisse im März 2020 aufgrund der Corona-Krise nicht mehr nutzen. Die klassischen Modelle sind also nicht darauf ausgelegt, auf aktuelle, sozio-kulturelle Entwicklungen zu reagieren.

Deshalb hat sich der Streaming-Dienst dazu entschieden, eine Künstliche Intelligenz zu entwickeln. Darüber berichtet das Unternehmen in einem ausführlichen Beitrag im eigenen Technologie-Blog.

Wie die Netflix KI arbeitet, die den Entscheidern bei Netflix dabei hilft, neue Filme und Serien zu erschaffen oder einzukaufen, wollen wir dir ohne allzu große technische Hintergründe verständlich erklären.

Die Grundlage der Netflix KI: Historische Daten zu Spieldauer, Genre und Medium

Die wichtigste Grundlage für alle Analysen bei Netflix ist eine Künstliche Intelligenz, die aufgrund von vorhandenen Daten zwei Aufgaben erfüllt:

  1. Sie ist in der Lage dazu, Filme und Serien auf verschiedenen Ebenen nach Gemeinsamkeiten zu sortieren.
  2. Sie zeigt kreativen Entscheidern, welche Kriterien essenziell sind, um das Drama von „Titanic“ mit dem historischen Kontext und dem dunklen Humor von „Er ist wieder da“ in einer Zukunftswelt wie bei „Stargate“ zu verbinden.

Die Netflix KI lernt selbstständig und verbessert die eigenen Prognosen mit jeder neuen Information, die sie erhält. Doch welche Informationen sind das? Im Mittelpunkt stehen dabei selbstverständlich inhaltliche und historische Metadaten. Das sind zum Beispiel:

  • Titel
  • Genre
  • Dauer
  • Art (Film oder Serie)
  • Sprache
  • Abrufzahlen in einzelnen Ländern
  • Verweildauer
  • Absprungraten
  • Veröffentlichungszeitpunkt

Diese Liste lässt sich beliebig ergänzen. Inhaltlich ist klar, worum es geht. Hinzu kommen dann jedoch noch auf einer zweiten Ebene inhaltliche Zusammenfassungen aller Filme und Serien in schriftlicher Form. Diese stammen sowohl von Menschen als auch intelligenten Sprachsystemen wie Googles BERT.

Was die Netflix KI ausspuckt: Similarity Maps und Knowledge Graphs

Die Netflix KI erschafft dann auf Wunsch der Analysten beliebige sogenannte „Similarity Maps“ – das sind Karten, die Gemeinsamkeiten von Filmen und Serien aufzeigen können. Das betrifft Katogorien wie das Genre oder tiefergehende Punkte wie die Stimmung oder der Humor eines Films.

Similarity Map, Netflix KI

Eine beispielhafte Similarity Map von Netflix. (Foto: Screenshot / Netflix)

Besonders interessant wird es jedoch erst, wenn die Netflix KI selbstständig arbeitet und aufgrund aller Daten („Knowledge“) eigene Karten („Graph“) erstellt.

Warum ist das so interessant? Weil die Netflix KI dazu in der Lage ist, ein kreatives Grundkonzept für einen Regisseur nach speziellen Wünschen zu erschaffen. Filmemacher erhalten so die Möglichkeit Filme, Serien, Grundstimmungen und Co. aus früheren, erfolgreichen Filmen miteinander zu kombinieren.

Knowledge Graph, Netflix KI

Ein Knowledge Graph der Netflix KI. (Foto: Screenshot / Netflix)

Die Grafik zeigt beispielsweise wie sich Apocalypse Now (1979) mit Heart of Darkness (1899) mit 21 Grams (2003) auf allen Ebenen miteinander verbinden lassen.

Die Bedeutung der Netflix KI

Die Netflix-Mitarbeiter Melody Dye, Chaitanya Ekanadham, Avneesh Saluja und Asish Rastogi lassen in ihrem Fazit offen, wie wichtig die Netflix KI heute tatsächlich schon ist.

Sie betonen allerdings, dass der „Erfolg unserer Titel stark von unseren Nutzern abhängt“ und wir „deshalb das Beste geben müssen, um ihre Bedürfnisse zu kennen und die Daten zu nutzen, die wir haben.“

Es ist unabhängig von anderen Faktoren sehr beeindruckend zu sehen, wie die Netflix KI arbeitet und zu welchen Leistungen sie in der Lage ist.

Natürlich birgt eine stetige Maximierung auf die Komponenten erfolgreicher Titel auch das Risiko, neue Chancen zu verpassen. Deshalb ist es essenziell, niemals alle Entscheidungen nur einer Künstlichen Intelligenz zu überlassen.

Vorab zu wissen, welcher Film und welche Serie in welchem Land wie erfolgreich ist, ist jedoch ein riesiger wirtschaftlicher Vorteil für Netflix.

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Über den Autor

Christian Erxleben

Christian Erxleben arbeitet als freier Redakteur für BASIC thinking. Von Ende 2017 bis Ende 2021 war er Chefredakteur von BASIC thinking. Zuvor war er als Ressortleiter Social Media und Head of Social Media bei BASIC thinking tätig.