Jeder Klick, jede Suchanfrage, jede E-Mail belastet das Klima. Die Internet-Nutzung von Millionen von Menschen summiert sich zu einem großen CO2-Abdruck. Die genauen Auswirkungen zu benennen, ist kompliziert. Es ist nämlich schwer zu berechnen, wie schädlich einzelne Aktionen im Netz wirklich sind.
Hast du heute deine E-Mails gecheckt? Warst du im Internet unterwegs und hast dir Fotos und Videos angeschaut? Hast du eine Suchanfrage gestartet oder etwas online bestellt? Für die meisten von uns ist die Antwort auf mindestens eine dieser Fragen: „Ja“ – und das ist problematisch.
Internet für 3,7 Prozent der Emissionen verantwortlich
Denn so klein diese Aktionen an und für sich genommen sein mögen: In der Summe schaden sie dem Klima. Denn jeder Klick, jeder Sprachbefehl und jede Minute im Internet sorgt für Treibhausgas-Emissionen. Schließlich benötigen wir Energie, um Server zu betreiben, Daten übers Internet zu verschicken und Endgeräte zu betreiben.
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Das liegt nicht daran, dass du als Einzelner deine Mails checkst oder im Netz surfst. Das liegt vielmehr daran, dass vier Milliarden Menschen – mehr als 53 Prozent der Weltbevölkerung – das Internet nutzen. Es ist also die Summe der Internet-Nutzer, die für einen hohen CO2-Abdruck sorgt.
The Shift Project, ein französischer Think-Tank, der sich intensiv mit dem CO2-Ausstoß des Internets befasst, hat in einer Hochrechnung ermittelt, dass der Internet-Konsum für 3,7 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.
Bis 2025, so die Schätzung von The Shift Project, könnte sich diese Zahl verdoppeln. Ein Grund dafür ist auch die steigende Zahl von KI-Projekten.
Von „Red AI“ zu „Green AI“
Eine Forschergruppe aus den USA hat ermittelt, dass sich der Rechenaufwand für Deep-Learning-Prozesse in den vergangen sechs Jahren um das 300.000-Fache erhöht habe. Der Hauptaufwand dieser Rechenleistung zielt darauf ab, die Programme genauer zu machen. Die Forscher nennen das „Red AI“ – rote Künstliche Intelligenz.
Für große Technologie-Konzerne wie Google oder Facebook lohnt es sich, viele Ressourcen für kleine Verbesserungen in der Genauigkeit zu investieren. Nur: Auf Effizienz und Nachhaltigkeit von KI wird dabei derzeit nicht besonders geachtet.
Darum plädieren die Forscher dafür, sich nicht nur mit der Genauigkeit von KI, sondern auch mit der Effizienz stärker zu befassen, um so den Energiekonsum der KI-Prozesse zu reduzieren. Sie nennen dies „Green AI“ – grüne Künstliche Intelligenz.
Klar ist: Wenn der CO2-Abdruck des Internets nicht reduziert wird, drohen langfristig Ressourcenengpässe.
„Der aktuelle Trend zum digitalen Überkonsum in der Welt ist mit Hinblick auf den Bedarf an der dafür erforderlichen Energie und Materialien nicht tragbar“, schreibt The Shift Project in seinem aktuellsten Report.
Was bedeutet das aber für deinen persönlichen Internetkonsum? Wie hoch ist der CO2-Abdruck für einen Klick? Oder das Verschicken einer E-Mail?
CO2-Abdruck: Eher Schätzungen statt genauer Zahlungen
Diese Fragen sind nicht ganz so leicht zu beantworten. Denn während es noch relativ einfach ist zu berechnen, wie viel Strom etwa das Lesen einer E-Mail benötigt, wird es bei der Berechnung zum gesamten CO2-Abdruck schon viel schwieriger.
Denn wenn wir wirklich ganz genau berechnen wollen, wie viele Emissionen das Lesen einer E-Mail verursacht, reicht es nicht zu wissen, welchen Strom du im Haushalt nutzt, welches Gerät du benutzt, wo du auf der Welt bist und wie groß die E-Mail-Datei ist – direkte Emissionen oder Scope 1.
Wir müssen auch wissen, wie viel Energie die Bereitstellung der dafür benötigten Infrastruktur verbraucht. Dazu gehört zum Beispiel das Betreiben des Cloud-Servers deines E-Mail-Anbieters genauso wie die Energie, die das Rechenzentrum benötigt, in dem der Server steht – indirekte Emissionen oder Scope 2.
All das ist schon zusammengenommen nicht ganz so leicht. Denn der Mail-Fußabdruck variiert, je nachdem was für Strom du in deinem Haushalt verwendest und was für ein Gerät du hast. Gleiches gilt für die Infrastruktur.
Läuft das Rechenzentrum mit Ökostrom und extrem effizienten Energieprozessen sieht die Bilanz sehr viel besser aus als bei einem Rechenzentrum, das mit Strom aus fossilen Energien betrieben wird und dessen Energieverbrauch noch nicht optimiert ist.
Auch das ist aber noch nicht alles.
Größte Hürde: Indirekte Emissionen der Kategorie „Scope 3“
Denn ebenfalls zum CO2-Abdruck gehört, wie viele Ressourcen verbraucht wurden, um das Rechenzentrum oder den Server zu bauen. Das reicht von der Schöpfung der benötigten Baumaterialien über deren Verarbeitung bis hin zum Transport der Bauteile.
Man kann sich dann sogar darüber streiten, ob man in die Rechnung beispielsweise auch noch die CO2-Emissionen von Google als Unternehmen selbst mit einbeziehen muss, also beispielsweise die Anfahrt der Gmail-Mitarbeiter zum Arbeitsplatz oder die Energiekosten der Gmail-Abteilung.
All dies gilt als weitere indirekte Emissionen oder Scope 3 – und es sind insbesondere diese Informationen, die sehr schwer zu ermitteln sind.
CO2-Abdruck: So viele Emissionen verursachen einfache Internetprozesse
Jeder Klick im Internet verursacht CO2-Emissionen (CO2e). Hier sind einige Zahlen auf einzelne Prozesse heruntergebrochen, die allerdings nicht immer oder im vollen Umfang Scope-3-Faktoren beinhalten.
- Eine Stunde ein Video streamen: 3,2 Kilogramm CO2e
- Eine Google-Suchanfrage: 0,2 Gramm CO2e
- Einfache E-Mail (ohne Anhang): 4 Gramm CO2e
- E-Mail mit Fotoanhang: 30 Gramm CO2e
- Spam-Mail: 0,3 Gramm CO2e
- Ein Amazon-Paket (Direktzustellung): 500 bis 600 Gramm CO2e
Zum generellen Vergleich: Ein PKW verursacht im Schnitt 150 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer.
Entsprechend gibt es in diesem Bereich zwar viele Hochrechnungen und Schätzungen, die aber nicht sehr präzise sind. Auch mag der Fußabdruck für eine Google-Mail ganz anders aussehen als für eine Yahoo-Mail.
Unternehmen nicht transparent mit Klimadaten
Technologie-Unternehmen sind bislang noch nicht sehr transparent, wenn es darum geht ihre Scope-3-Daten öffentlich zugänglich zu machen. Das scheint sich immerhin langsam zu ändern. Microsoft, Apple und Google haben beispielsweise einen offenen Umgang mit ihren Emissionsdaten versprochen, inklusive der Scope-3-Zahlen.
Erste genaue Zahlen dazu sollen aber erst in den kommenden Jahren geliefert werden.
Auch politischer Druck könnte dafür sorgen, dass Unternehmen in Zukunft ihre Klimabilanz öffentlich machen müssen. So fordert beispielsweise die Europäische Kommission mehr klimabezogene Informationen von Unternehmen.
Das grüne Image wird dabei gleichzeitig auch wichtiger für Unternehmen. Denn sowohl Investoren als auch Verbraucher basieren ihre Entscheidungen stärker darauf, wie klimafreundlich ein Unternehmen ist. Um sich als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren, müssen die Firmen entsprechend transparente Daten vorlegen.
Gleichzeitig besteht damit sowohl ein Anreiz als auch ein Druck, um digitale Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Insbesondere in diesem Bereich gibt es viel Potenzial.
Denn, darin sind sich Experten ebenfalls einig, die Digitalisierung und insbesondere Künstliche Intelligenz können den Internet-Konsum durch smarte Prozesse sehr viel klimafreundlicher gestalten als er aktuell ist.
Experten erwarten daher in den kommenden Jahren sowohl mehr Transparenz bei den Klimadaten als auch einen stärkeren Fokus auf energiesparendere Prozesse.
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