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New Yorker Roboterhund „Digidog“ muss in den Ruhestand – weil Bürger Angst haben

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geschrieben von Marinela Potor

Die USA sind eine der größten Tech-Nationen dieser Welt. Doch wie stehen eigentlich die Amerikaner selbst zu all dem? Welche Trends begeistern sie, welche gehen völlig an ihnen vorbei? Genau darüber berichtet Marinela Potor – direkt aus den USA im BASIC thinking US-Update. Diesmal: Das Experiment der New Yorker Polizei mit dem Roboterhund „Digidog“ ist beendet. Sogar US-Bürger:innen fanden ihn zu unheimlich.

Im Vergleich zu Deutschland sind US-Bürger:innen in der Regel nicht sehr zimperlich, wenn es um Datenschutz geht und generell auch meiner Erfahrung nach offener für neue Technologie-Trends. „Erstmal ausprobieren“ lautet das Motto und alles, was neu ist, ist grundsätzlich spannend.

Es scheint aber wohl auch Ausnahmen zu geben. Eine empfindliche Grenze hat offensichtlich jetzt der Roboterhund der New Yorker Polizei überschritten, der vor allem unter dem Spitznamen „Digidog“ bekannt ist.

Der digitale Spürhund war Teil eines Pilotprojektes der New Yorker Polizei. Doch weil er Menschen auf der Straße schlicht zu unheimlich war, musste das Experiment frühzeitig beendet werden.

Was ist der Digidog?

Der Roboterhund stammt von Boston Dynamics, einem Unternehmen, das sich auf diese Art von Technologie spezialisiert hat. Die Roboter, die die Firma eigentlich „Spot“ nennt, zeigen durchaus Beeindruckendes und können beispielsweise gemeinsam einen LKW anziehen oder auch Paintball spielen.

Auch die New Yorker Polizei wollte die Technologie ausprobieren. In ihrem Fall sollte der Roboterhund, der in New York schnell den Namen „Digidog“ erhielt, in gefährlichen Situationen aushelfen – also beispielsweise, um bei Verschüttungen zu helfen oder zur Bombenentschärfung.

Doch obwohl die Technologie somit durchaus Menschenleben hätte retten können, waren die New Yorker gar nicht begeistert von Digidog.

Digidog schlicht zu „creepy“

Denn so gut die Absichten hinter dem Roboterhund auch gewesen sein mögen und so hilfreich die Technologie sein könnte, den Menschen auf der Straße war der digitale Hund schlicht zu „creepy“ – also zu unheimlich.

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Der Roboterhund von Boston Dynamics erinnert sehr an den Robocop-Hund. (Foto: Screenshot / Facebook)

Es ist tatsächlich schwer beim Anblick des Hundes nicht an den Roboterhund aus dem Film „Robocop“ zu denken, der autonom agiert, mit Waffen ausgestattet ist und brutal Menschen ermordet.

Davon ist der Digidog weit entfernt. Er ist nur mit einer Kamera ausgestattet, wird manuell von Menschenhand gesteuert und Waffen am Roboterhund anzubringen ist ausdrücklich nicht erlaubt.

Durch seine „Beine“ ist Digidog aber beispielsweise viel agiler als existierende Bomben-Roboter und könnte auch zum Entschärfen von Landminen eingesetzt werden.

Dennoch sahen ihn viele eher als Symbol einer sich immer stärker militarisierten Polizei. Es ist möglich, dass ein ansprechenderes Äußeres vielleicht geholfen hätte, um den ungünstigen Robocop-Vergleich zu vermeiden.

Geld sollte anderweitig angelegt werden

Doch es gibt noch einen weiteren Grund, warum Digidog gerade jetzt auf so viel Abneigung stößt. In den USA liest man gefühlt jeden Tag in den Nachrichten über einen weiteren Fall von Polizeigewalt im Land. Mittlerweile ist klar: Es gibt sehr tiefe systemische Probleme.

In dieser Atmosphäre störten sich die New Yorker nun auch am Roboterhund. Denn ihrer Meinung nach sollte das Geld der Polizei (was ja im Grunde durch Steuergelder bezogen wird) lieber in Deeskalations-Training und bessere Ausbildung investiert werden und nicht in technisches „Spielzeug“.

Auch gab es Kritik daran, dass Steuergelder für Polizei-Technologie großzügig ausgegeben werden, nicht aber in anderen Bereichen, die aktuell wegen der Corona-Pandemie stark leiden, wie etwa Erziehung oder Gesundheitswesen.

Digidog ein Bauernopfer

So ist es vielleicht weniger der Roboterhund „Digidog“ selbst, der das Problem ist, sondern vielmehr andere soziale Probleme im Land. Dennoch musste er nun als Bauernopfer daran glauben. Die Polizei hatte den Roboter eigentlich bis August 2021 gemietet, hat das Experiment aber jetzt vorzeitig abgebrochen.

Der Fall zeigt: Offenbar hat auch die Offenheit und Toleranz der US-Amerikaner:innen für neue Technologien ihre Grenzen.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.