Der Volkswagen ID.3 ist mit Abstand das Elektroauto, welchem ich dem Hersteller am meisten hinterherlaufen musste, um ein Testfahrzeug zu bekommen. Im Gegenzug ist er ab auch das Elektroauto, mit dem ich innerhalb des Testzeitraums die größte Strecke zurückgelegt habe. Nach 2 Wochen und fast 2.500 km habe ich das Gefühl, den ID.3 Pro S richtig gut kennengelernt zu haben.
In diesem Video fasse ich den Artikel zusammen. Funktionen wie das AR Head-up Display zeige ich euch hier noch etwas detaillierter.
Design – VW ID.3 Pro S
Man sieht dem ID.3 schon von weiten an, dass er ein Elektroauto mit Purpose Design ist. Die Form des Fahrzeugs ist wie so typisch viele für Elektrofahrzeuge eher rundlich, um gute aerodynamische Eigenschaften zu erreichen (cW Wert 0,267).
Der ID.3 schafft es trotz viel Platz im Innenraum von außen kompakt zu wirken. Besonders die Lichtsignatur des ID.3 finde ich sehr gelungen.
Im Innenraum wird der ID.3 oft wegen einer angeblich billig anmutenden Materialqualität bemängelt. Ich persönlich finde die Qualität für ein Elektrofahrzeug dieser Klasse in Ordnung.
Verbrauch ID.3 Pro S
Das lange Warten auf den Testwagen hat sich gelohnt, denn als Pro S Modell gibt es den ID.3 nun auch mit einer 77 kWh großen Batterie, mit einer maximalen Reichweite nach WLTP von 549 km. Wer sich mit Ele ktroautos beschäftigt, weiß, das der WLTP Wert in der Realität eigentlich kaum bis gar nichtzu erreichen ist.
Meine Faustformel: 0,66xWLTP-Reichweitenangabe = Reichweite im Alltag. Laut dieser Faustregel bleiben beim ID.3 Pro S immerhin noch 349 km Reichweite übrig.
Bei dem ID.3 ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass man bei meiner Faustregel auch die Standardabweichung betrachten sollte man noch die Standardabweichung zu diesem Wert. Bei dem ID.3 Pro S würde ich diese näherungsweise mit 50-75 km annehmen, je nachdem welche Strecken Ihr so fahrt.
Fahrt ihr viel auf der Autobahn, werdet ihr eine Reichweite um die 300 km erreichen. Fahrt ihr vornehmlich auf dem Land oder in der Stadt, sollten eine Reichweite von 400km und mehr kein Problem darstellen.
Langstrecke im VW ID.3 Pro S – 1209 km an einem Tag
Ich versuche mit allen Testfahrzeugen mindestens eine Langstreckenfahrt zu machen.
Mit dem ID.3 Pro S habe ich eine Tagestour von 1.209 km gemacht und die Werte genau aufgeschrieben.
In der Präsentation habe ich diese Werte zusammengefasst. Ich habe das ganze aber auch noch mal sehr ausführlich in einem Twitter Thread
Auf geht es zum Langstreckentest des #Volkswagen #ID3 auf den 930 km heute werde ich sicher einiges über den Wagen lernen und hier in diesen #Thread berichten.
Akku: 100%
Angezeigte Reichweite: 430 km
(1/x) pic.twitter.com/8TxSwFaFZt— Mark Kreuzer (@kramkr) August 4, 2021
begleitet und auch noch mal auf meinem privaten Blog aufgearbeitet: VW ID.3 Reichweite Auswertung Langstrecke – Mark Kreuzer
Infotainment VW ID.3 Pro S
Das Infotainment im ID.3 fand ich überraschend gut. Die anfänglichen katastrophalen Probleme mit der Fahrzeugsoftware im ID.3 scheinen meiner Auffassung nach eindeutig überwunden zu sein. Ich konnte während meines Tests keine Bugs feststellen und das System hat immer absolut zufriedenstellend funktioniert.
Beim schnellen Kartenzoom fällt auf, dass die verbaute Rechenereinheit nicht schnell genug mit der Darstellung klarkommt. Wobei sich hier der ID.3 auf dem aktuellen -eher beschämenden- Standard aller Autohersteller befindet; Tesla, und die Modelle mit Android Automotive OS von Polestar und Volvo sind hier ausdrücklich ausgenommen.
Ein weiterer Kritikpunkt wäre auch die Datenbasis für das Navigationssystem. So ist die Anzeige von Restaurants in der Umgebung zwar schön, aber ohne weitergehende Informationen relativ nutzlos . Auch wurde mir auf meiner täglichen Fahrstrecke ein Restaurant angezeigt was seit sicherlich vier Jahren geschlossen hat. Falsche oder fehlende Ladepunkte waren in meinem Test ein Ärgernis, wobei ich hier schlecht abschätzen kann wie tiefgreifend dieses tatsächlich ist.
Die elektrische Ladeplanung hat in meinem Test gut funktioniert. Damit ist der ID.3 auch für Fahrer geeignet, die keine oder wenig Erfahrung mit Elektromobilität haben.
Das kleine Tacho-Display wirkt im ersten Moment komisch klein, hat sich im Praxistest aber als absolut ausreichend herausgestellt. Dies liegt vor allem an dem hervorragenden Head-Up Display das sehr gute Augmented Reality (AR) Funktionen bietet, die fast auf einem Level mit dem der Mercedes S-Klasse liegen.
Eine absolute Besonderheit ist die LED-Lichtleiste, die direkt vorne unter der Windschutzscheibe liegt. Die Art und Weise wie diese mit Animationen in das UX des Autos ei ngebunden wurde, ist nicht nur vorbildlich, sondern auch wegweisend. Der beste Usecase ist zurzeit noch die Unterstützung während der Navigation. Bei eingehenden Anrufen oder beim Start des Ladens gibt es eigene Animationen. Ich würde mir wünschen, dass hier noch mehr per OTA nachgeliefert wird, weil ich mir hier doch einige weitere Anzeigen vorstellen kann.
Fahrgefühl und Assistenzsysteme
Der Elektromotor des ID.3 Pro S hat eine Leistung von 150kW und ist damit im Alltag in der Lage problemlos mitzuschwimmen. Überholmanöver auf der Landstraße sind kein Problem. Aber dem ID.3 Pro S fehlt der sonst für Elektroautos typische Punsch. Vermutlich hat man dies bei VW gemacht, da Beschleunigungsorgien sich eher negativ auf die Reichweite auswirken.
Eine manuelle Einstellbarkeit der Rekuperation gibt es beim ID.3 Pro S nicht. Dafür besitzt er eine der besten intelligenten Rekuperation, die ich bisher in einem Elektroauto erlebt habe. Abhängig von Verkehrslage, Topografie und erlaubter Geschwindigkeit schafft es der ID.3 stets die passende Rekuperation einzustellen, ohne mit einer zu starken oder zu frühen Verzögerung auf die Nerven zu gehen.
Mit dem Travel Assist bietet der ID.3 ein Level 2 System mit automatischen Abstand-, und Spurhalteassistent an, der auf der Autobahn vollständig zu überzeugen weiß. Auch hier ist die intelligente Integration des AR-Head-Up-Displays der durch passende Animationen ins Umfeld ein gutes Gefühl der Sicherheit vermittelt.
Das System im ID3.Pro S ist auf der Autobahn so gut, dass ihm nur noch ein automatischer Spurwechsel Assistent fehlt, um eine maximale Komfortpunktzahl zu erreichen.
Auf der Landstraße ist das Travel Assist System leider nicht wirklich hilfreich, was meiner Ansicht nach nicht weiter schlimm ist.
Die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h fand ich persönlich nicht gerechtfertigt, da der Mehrverbrauch bei schneller Fahrweise auf der Autobahn im Schnitt so gering war, dass wahrscheinlich auch 180 km/h Spitze kein Problem dargestellt hätte.
Fazit – VW ID.3 Pro S
Das lange Warten auf den ID.3 Pro S als Testwagen hat sich für mich gelohnt. Ic h konnte ein Wagen mit exzellenter Reichweite und hervorragenden Assistenzsystemen testen. Bugs oder anderweitige Horror-Stories von Kunden der 1st Generation sind mir wohl dank aktuellen Softwarestand erspart geblieben.
Wenn Volkswagen es wirklich schafft mittels OTA den ID.3 kontinuierlich zu verbessern, hat er das Potential der Bedeutung seines Namens Gerecht zu werden und sich als drittes revolutionäres Auto, nach Käfer und Golf, in die Unternehmensgeschichte einzuparken.