Facebook geht verstärkt gegen Verstöße seiner Gemeinschaftsstandards vor. Bei Verstößen löscht die Plattform sogar ganze Gruppen ohne Diskussionen sofort. Das Beispiel der Community von „Echte Mamas“ zeigt, was passieren kann, wenn Facebook eine Gruppe löscht.
Sara Urbainczyk traute ihren Augen nicht. An einem Freitagabend schaute sie routinemäßig auf die Facebook-Gruppe ihrer Mütter-Community „Echte Mamas“ und musste kurz schlucken. Die Gruppe, die mehr als 560.000 Mitglieder hat, war plötzlich weg. Schnell stellte sich heraus: Facebook hatte die Gruppe gelöscht. Ohne Vorwarnung.
Was war passiert?
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„Hätten nie gedacht, dass so etwas passieren kann“
Facebook geht seit geraumer Zeit verstärkt gegen Verstöße der Gemeinschaftsstandards vor – auch in Gruppen. Demnach geht Facebook gegen einzelne User, aber auch Gruppen vor, wenn Posts unter anderem die Würde anderer Mitglieder verletzen, zu Gewalt aufrufen oder den Datenschutz verletzen.
Wenn es also innerhalb einer Facebook-Gruppe zu derartigen Regelverstößen kommt, kann es passieren, dass Facebook die Gruppe ohne Vorwarnung löscht.
Facebook flaggt Beiträge und löscht Gruppe
Genau das ist im Fall von „Echte Mamas“ passiert. „Facebook hat insgesamt drei Beiträge geflaggt“, sagt Echte-Mama-Gründerin und Geschäftsführerin Sara Urbainczyk gegenüber BASIC thinking.
Die Administration konnte zwar erkennen, dass es sich dabei um drei Beiträge handelte, die angeblich gegen die Gemeinschaftsstandards verstoßen hatten. Welche Beiträge das waren oder was die genauen Inhalte waren, konnte das Echte-Mamas-Team aber nicht sehen.
Das sei in der Regel eher die Ausnahme oder nur bei sehr schwerwiegenden Beiträgen der Fall, sagt Facebook gegenüber BASIC thinking. Normalerweise können Admins die geflaggten Beiträge also durchaus sehen, auch wenn Facebook die Gruppe deaktiviert hat.
Eins ist aber klar: Wenn Facebook einen Regelverstoß erkennt, reagiert das Unternehmen sofort. So auch im Fall von „Echte Mamas“. „Das Flaggen der Beiträge und das Löschen der Gruppe kam sehr schnell hintereinander. Wir hätten nie gedacht, dass so etwas passieren kann“, gesteht Sara Urbainczyk.
Facebook gesteht Fehler ein
Das war für das Team besonders bitter, da ein respektvoller Umgang miteinander sogar die oberste Regel in der Facebook-Gruppe ist. Zudem prüft ein Moderationsteam „jeden Beitrag vor der Veröffentlichung sehr genau und achtet auf einen guten Ton in der Gruppe“, sagt Sara Urbainczyk.
So stellte sich dann auch schnell heraus, dass es sich in dem Fall von „Echte Mamas“ um einen Bug gehandelt hatte. Facebook gestand den Fehler zwar schnell ein. Doch da all dies an einem Freitagabend erfolgt war, dauerte es bis Montag, bis die Gruppe wiederhergestellt wurde.
Für die Mitglieder wiederum sah es in der Zwischenzeit so aus, als sei die Gruppe verschwunden. So erreichten das Team von „Echte Mamas“ zahlreiche besorgte Nachrichten. Für viele ist die Gruppe schließlich eine wichtige Plattform für den persönlichen Austausch.
Facebook löscht Gruppe ohne Absprache – zu drastisch?
So sei es zwar sehr begrüßenswert, dass Facebook auf die Einhaltung der Gemeinschaftsregeln achte, sagt Sara Urbainczyk. Das unmittelbare Löschen der Gruppe ohne jegliche Rücksprache vorab empfand das Team von „Echte Mamas“ dennoch als zu drastisch.
„Wir sind seit Jahren ein Community-Partner von Facebook. Echte Mamas war 2018 Teil des „Facebook Community Leadership Programms“ und 2019 war unsere „Schwangere Echte Mamas“-Gruppe auf hunderten Out-of-Home-Werbeplakaten von Facebook in ganz Deutschland zu sehen.“
Es gab also eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Mama-Community und Facebook. Genau darum sei der Fehler im Nachhinein aber wiederum auch so schnell und unkompliziert behoben worden, sagt Sara Urbainczyk.
Die Gruppe hat aufgrund ihres Standings eine direkte Ansprechperson und so reagierte Facebook auch unmittelbar und sagte direkt zu, die Gruppe wiederherzustellen.
Kleinere Gruppen haben womöglich das Nachsehen
Im Umkehrschluss heißt das jedoch auch: Kleinere Gruppen, die nicht diesen direkten Draht zu Facebook haben, könnten ihre Communitys womöglich nicht so schnell wieder herstellen lassen.
Gleichzeitig muss man auch zugeben, dass Facebook mit dem direkten Löschen vermutlich vorsichtshalber auf Nummer sicher geht, insbesondere nach den Ereignissen am US-Kapitol.
Das mag ein Extremfall sein. Dennoch kann es sich die Plattform nicht leisten, jeden Einzelfall im Vorfeld auszudiskutieren und so womöglich tagelang unangebrachte Inhalte auf den Gruppenseiten zu belassen.
Das kannst du tun, wenn Facebook deine Gruppe löscht
Dennoch haben Admins durchaus die Möglichkeit gegen das Löschen ihrer Gruppe Einspruch zu erheben. Denn genau genommen löscht Facebook die Gruppe nicht sofort, sie wird lediglich deaktiviert, wenn ein Verstoß gegen die Gemeinschaftsregeln vorliegt.
„Wir wissen, dass wir bei der Durchsetzung unserer Gemeinschaftsstandards manchmal Fehler machen. Daher ist es wichtig, dass Admins die Möglichkeit haben, Einspruch zu erheben, wenn ihre Gruppe deaktiviert wird“, sagt Facebook auf Nachfrage von BASIC thinking.
Admins haben demnach die Möglichkeit innerhalb von 30 Tagen nach der Deaktivierung Einspruch zu erheben und eine Überprüfung zu beantragen. Das Support-Team prüft daraufhin nochmals in einem Zeitraum von maximal zwei Wochen die Entscheidung. Es ist auch möglich eine Begutachtung der Entscheidung einzureichen.
Facebook versichert, dass Gruppen nur in sehr eklatanten Fällen oder bei wiederholtem Vergehen gelöscht werden. Hierbei würden Verstöße der Admins auch schwerer wiegen als die von Gruppenmitgliedern, sagt Facebook.
Ist Social Media unersetzlich?
Das Beispiel von „Echte Mamas“ macht auch deutlich, wie abhängig Internet-Gemeinschaften sowie Unternehmen von Plattformen wie Facebook sind. In diesem Fall konnte die Gruppe zwar wieder aktiviert werden. Doch im schlimmsten Fall sind alle Kontakte, alle Posts und all die Arbeit, die in die Gruppe gesteckt wurde, futsch.
Für Sara Urbainczyk ist dennoch klar, dass soziale Netzwerke für ihre Community unersetzlich sind. „Unsere Social-Media-Aktivitäten werden wir deshalb auch nie einstellen. Wir arbeiten jedoch schon länger an einer eigenen Community-Lösung, um uns breiter aufzustellen und noch unabhängiger zu werden.“
Auf Social Media möchte sie künftig dennoch nicht verzichten. „Social Media ist und bleibt unberechenbar. Aber das macht es ja auch so spannend!“
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