Technologie

Warum haben wir Angst davor, dass andere unsere IP-Adresse kennen?

Tastatur, Laptop, Keyboard, Bildschirm, meine IP-Adresse
Pixabay.com / Joshua Woroniecki
geschrieben von Marinela Potor

Es scheint zum allgemeinen Internet-Wissen zu gehören, dass du ein Sicherheitsproblem hast, falls Hacker deine IP-Adresse kennen. Nur: Das ist in den allermeisten Fällen ein Trugschluss! Warum glauben wir das trotzdem? Und welche Risiken gibt es wirklich? 

Jack Bauer versucht die Welt vor einem massiven Terroranschlag zu retten. Um herauszufinden, wo die Terrororganisation sich versteckt, telefoniert er mit seiner Computerexpertin Chloe. Zehn Sekunden später hat Chloe die IP-Adresse auf ihrem Bildschirm und schickt Jack Bauer die exakte Adresse.

Es sind TV-Szenarien wie aus der Serie „24“, die viele glauben lassen, dass es ein Sicherheitsrisiko darstellt, wenn andere unsere IP-Adresse kennen. Nur: Das stimmt so nicht. Warum wird dieser Mythos trotzdem verbreitet und welche Risiken gibt es wirklich, falls jemand IP-Adressen hackt?


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Was tut eine IP-Adresse?

Eine IP-Adresse ist so etwas wie die Postanschrift für deinen Computer. Server und Computer nutzen IP-Adressen, um Informationen auszutauschen.

Wenn dein Computer also mit einer Website oder einem Server kommuniziert – zum Beispiel weil du eine Website aufrufst oder eine E-Mail schickst – muss die andere Seite wissen, wohin sie die angefragten Informationen schicken soll.

Die IP-Adresse zeigt den anderen Servern also die Zieladresse an. In dem Fall ist das dein Computer.

Meine IP-Adresse, meine Daten?

IP-Adressen werden Haushalten von ihren Internet-Anbietern zugewiesen. Diese ziehen diese, vereinfacht gesagt, aus einem Pool von IP-Adressen. Aus diesem Pool wiederum bekommt beispielsweise eine Straße ein bestimmtes Set an IP-Adressen zugewiesen. Zwei Straßen weiter ist es ein anderes festes Set an IP-Adressen.

Deine IP-Adresse ist aber in der Regel nicht völlig statisch. Das bedeutet, dass du diese Woche eine IP-Adresse aus dem Set für deine Straße haben kannst und in der nächsten Woche eine andere.

Wenn jemand seinen Internet-Anschluss kündigt, kann diese IP-Adresse wiederum an einen anderen Haushalt weitergegeben werden. An sich sagen IP-Adressen also erstmal nicht sehr viel über dich aus.

Diese Risiken gibt es um IP-Adressen

Doch Hacker können in der Tat relativ einfach herausfinden, welche Internet-Anbieter, welche IP-Adressen in welcher Region oder Nachbarschaft vergeben und so dann relativ einfach herausfinden, in welcher Nachbarschaft sich ein bestimmtes Gerät befindet.

Gleichzeitig ist es dann durchaus möglich, über gezielte Port-Angriffe den genauen Standort eines bestimmten Gerätes herauszufinden und somit auch die Adresse oder weitere Daten.

Wichtig: Die IP-Adresse allein liefert einem Hacker noch nicht sonderlich viel Munition. Ein Sicherheitsrisiko ist es also erst, wenn Hacker nicht nur die IP-Adresse kennen, sondern darüber dann auch weitere Daten in Erfahrung bringen können.

Meine IP-Adresse ist bekannt: Was jetzt?

Es ist also nicht völlig undenkbar, dass jemand mit dem Wissen um deine IP-Adresse tatsächlich Schaden anrichten kann. Doch besonders wahrscheinlich ist es nicht. Denn erstens gibt es genau für solche Angriffe eine Vielzahl an Schutzmechanismen: in deinem Modem und auf deinem Computer – etwa über eine Firewall.

Gibt es in diesen Schutzsystemen allerdings Lücken, kann ein IP-Angriff natürlich auch erfolgreich sein. Dennoch ist ein Angriff über IP-Adressen relativ aufwendig. So es gibt für Hacker wesentlich einfachere Methoden, um dich auszunehmen, sodass die meisten sich wirklich nicht für deine IP-Adresse interessieren.

Doch warum hören wir trotzdem immer wieder, dass gehackte IP-Adressen ein enormes Sicherheitsproblem sind?

Der Mythos um gehackte IP-Adressen

Wie bereits erwähnt, sind gehackte IP-Adressen in vielen Fernsehserien und Filmen der Schlüssel, um Kriminelle zu finden. Nur: Das würde in Wirklichkeit nie so funktionieren wie auf dem Bildschirm.

Erstens bräuchte man in den meisten Fällen einen richterlichen Beschluss, um die IP-Adresse zu hacken. Zweitens würde es auch länger dauern als zehn Sekunden und drittens gibt es wesentlich einfachere Möglichkeiten für die Polizei, um den Aufenthaltsort einer Person herauszufinden – wie etwa die Methode der stillen SMS.

Mit anderen Worten: Die gehackte IP-Adresse ist ein stilistisches Mittel für Filme und Serien und hat mehr mit Dramaturgie zu tun und weniger mit der Realität. Dennoch haben viele von uns das als Sicherheitsrisiko verinnerlicht.

Doch es gibt noch zwei weitere Gründe, warum der Mythos um die gehackte IP-Adresse weiter verbreitet wird.

Hacker sagen, sie kennen meine IP-Adresse

Wer nicht genau weiß, was man mit einer IP-Adresse alles machen kann – und was nicht – und zudem noch den ein oder anderen Krimi schaut, kommt schnell auf die Idee, dass es ein Sicherheitsrisiko ist, wenn Hacker eine IP-Adresse kennen.

Genau das nutzen pfiffige Kriminelle ganz bewusst aus. Sie schicken Scam-Mails, in denen sie behaupten, sie hätten deine IP-Adresse herausgefunden. Damit seist du, deine Familie und dein Haus bedroht – es sei denn, du zahlst ihnen Geld.

Wer nicht weiß, dass das maßlos übertrieben ist, zahlt eventuell sogar, und genau darauf hoffen Kriminelle, wenn sie den Mythos verbreiten.

Wie gesagt: Es ist nicht unmöglich, dass jemand mit deiner IP-Adresse (in Kombination mit anderen persönlichen Daten!) Schaden anrichten kann. Nur: Dann würdest du einfach beklaut werden. Niemand würde dich vorab warnen, damit du dich schützen kannst.

Meine IP-Adresse schützen: VPN-Anbieter geben Tipps

Neben Filmen, Serien und Hackern verbreiten VPN-Anbieter ebenfalls das Gerücht, dass du unbedingt deine IP-Adresse schützen musst. Dahinter steckt natürlich auch eine Verkaufsstrategie.

Man sagt Verbraucher:innen, dass es eine eklatante Sicherheitslücke gibt, die man als Unternehmen schließen kann. Das macht den eigenen Service natürlich gleich viel attraktiver. Doch eigentlich sind dein Modem und dein Computer schon sehr gut gegen IP-Angriffe geschützt. Allein dafür brauchst du sicherlich keinen VPN-Server.

Natürlich schadet ein Extra-Schutz nicht und VPN-Server haben auch viele andere Vorteile. Auch gibt es verschiedene Gründe, warum es – abseits von Cyberkriminellen – sinnvoll sein kann, deine IP-Adresse zu verschleiern.

Doch wenn es dir nur darum geht, deine IP-Adresse vor Hackern zu schützen, brauchst du keinen VPN-Dienst.

Fazit: Wissen ist der beste Schutz gegen Hacker

Das zeigt, dass die Angst um gehackte IP-Adressen übertrieben ist und von verschiedenen Seiten her (bewusst) geschürt wird.

Es gibt zwar ein gewisses Risiko mit einer entblößten IP-Adresse, doch dieses ist sehr gering und überschaubar. Dies bedeutet wiederum: Je besser du dich über eine Technologie informierst, desto eher kannst du auch das Sicherheitsrisiko abschätzen.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.