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Ruhe und Demut – das ist alles, was wir an Weihnachten 2021 brauchen

Schnee, verschneite Straße, Ruhe, Stille, Demut
Pixabay.com / john_Ioannidis
geschrieben von Carsten Lexa

Wie schnell passiert es, dass wir uns aufregen? Gerade in diesem Jahr ist unsere Gesellschaft zunehmend von Wut, Hass und Überreaktionen erfüllt. Deshalb brauchen wir an Weihnachten 2021 vor allem zwei Dinge: Ruhe und Demut!

Wir brauchen mehr Demut!

Ich gebe zu, ich wollte in der letzten Kolumne vor Weihnachten einen großen und aufrüttelnden Text verfassen. Ich wollte mit geschmeidigen Worten auf das vergangene Jahr eingehen und gleichzeitig Dank und gute Wünsche aussprechen.

Und ich wollte einen Bogen spannen zu dem, was nach Weihnachten auf uns zukommt. Dann jedoch habe ich kurz in die Nachrichten und in meinen Twitterfeed gesehen und habe meinen Text geändert. Denn wir brauchen nicht mehr große Worte und beeindruckende Argumente. Wir brauchen mehr Stille und Demut.


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Wir haben ein herausforderndes Jahr hinter uns – keine Frage. Es kamen Belastungen auf uns zu, die nicht abzusehen waren – in zeitlicher Hinsicht, durch Mehraufwand und durch zusätzliche Ausgaben.

Wir wurden eingeschränkt in unseren geliebten und erprobten Abläufen des Lebens und in den Dingen, die uns in der Vergangenheit gut getan und unsere Existenz ausgemacht haben.

Der unaufhaltsame Drang, sich zu äußern

Dies alles geht natürlich so nicht. Deshalb äußern wir uns dazu. Und weil wir so erschüttert sind durch die Tatsache, dass unser Leben wirklich einmal aus den Angeln gehoben wurde – und das schon seit zwei Jahren – erhöhen wir auch die Frequenz der Äußerungen.

Wir sprechen mit unseren Freunden über die bitterlichen Einschränkungen, in den sozialen Medien und wenn wir von einer Zeitung oder einer Radiosendung gefragt werden, dann äußern wir uns auch dort.

Und wir haben Argumente. Oh ja, die haben wir. Oder Meinungen, oder beides – oder gar nichts davon. Denn der Unterschied zwischen Argument, Meinung, Realität und Vorstellung verschwimmt im Brei der unzähligen Äußerungen.

Es kommt doch aber darauf gar nicht an. Hauptsache es versteht jeder, dass wir uns geäußert haben. Dass wir eine Meinung haben und dass wir diese auch immer äußern – komme was wolle.

Braucht es wirklich immer einen Kommentar?

Doch was bringt uns das eigentlich? Wir schreien immer lauter, denn uns geht es ja gefühlt immer schlechter und das müssen wir zum Ausdruck bringen. Denn immerhin haben wir gute Argumente (oder Meinungen), die doch bitteschön gehört werden müssen.

Dummerweise schreien dann auch alle anderen, weil die ja auch gehört werden wollen. Und das führt bei uns zu einer höheren Lautstärke. Irgendwann führt nicht das eine Argument oder die eine Situation zu Reaktionen, sondern allein die Lautstärke – die Kakophonie um uns herum und das sich immer schneller drehende Rad der geplärrten Äußerungen.

Irgendwie ist das traurig. Ja, die Situation ist nicht toll. Aber warum können wir als Menschen nicht einfach hinnehmen, dass wir nicht alles im Griff haben können? Dass es Situationen gibt, die einfach passieren, ohne dass wir sie kommentieren, besprechen, diskutieren und über sie argumentieren müssen?

Situationen, in denen wir einfach mal still sind, weil es außer unseren kleinen einzelnen Ansichten eigentlich nichts zu sagen gibt oder wir einfach gar nichts sagen müssen?

Den Blick in Demut und Stille auf das Sinnvolle richten

Ich wünsche uns allen zu Weihnachten Stille – und Demut. Im Duden kann man lesen, dass die Bedeutung von Demut „in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit“ liegt.

Das klingt natürlich fast schon bedrohlich für uns, kommt hier doch zum Ausdruck, dass wir manche Dinge einfach hinnehmen müssen – und zwar vollständig. Nicht nur mal kurz für ein paar Minuten, in der wir Stille aufgrund von Betroffenheit heucheln, um dann schnell wieder die nächste Meinung zur nächsten Nachricht loszuwerden.

Doch wenn wir es schaffen, Dinge hinzunehmen ohne diese, ihre Folgen oder ihre Ungerechtigkeiten gleich kommentieren und diskutieren zu müssen, dann werden wir sehen, dass es mehr und Sinnvolleres gibt hinter der vorgeblichen bunten und sinnlosen Fassade, aus dem der Äußerungsbrei um uns herum besteht.

Wir haben unser Leben im Griff!

Deshalb wünsche ich uns allen zu Weihnachten Demut. Demut wegen all dem Tollen, das wir haben und erreicht haben. Demut vor dem Leben, das eben nicht vorhersehbar ist und schon gar nicht in klaren Bahnen verläuft und dennoch einzigartig ist.

Denn Demut würde uns erkennen lassen, dass wir eigentlich uns und unser Leben schon gut im Griff haben. Vielleicht ist es nicht perfekt – insbesondere mit unseren unerreichbar hohen Ansprüchen.

Aber für das Leben insgesamt reicht das, was wir machen, schon ziemlich gut aus. Wir brauchen nicht immer wieder in den Panikmodus fallen und vor lauter Argumenten und Diskussionen den Blick auf das Leben verlieren.

Weniger sinnlos, die Zeit verschwenden

Es klingt hart und erschreckend, aber in ein paar Jahrzehnten ist für jeden von uns alles vorbei. Das hört sich im ersten Moment fatalistisch an, ist aber im Kern eigentlich nur tröstlich.

Denn dann brauchen wir uns nicht mehr aufregen. Aber wollen wir dann wirklich erschreckt zurückblicken und sehen, mit welchen sinnlosen Aufregungen wir unsere Zeit verbracht haben? Ich denke nicht. Denn das wäre dann wirklich erschreckend und sinnlos. Ich wünsche uns allen besinnliche, stille und insbesondere demütige Weihnachten.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit über 10 Jahren deutsche und internationale Unternehmen in allen Angelegenheiten wirtschaftsrechtlicher Art, z.B. bei Gründungen, Strukturierungen oder Vertragsgestaltungen aber auch zu rechtlich-strategischen Fragen. Darüber hinaus war er Weltpräsident der G20 Young Entrepreneurs Alliance (G20 YEA), Mitglied der B20 Taskforces und Rechtsbeistand der Wirtschaftsjunioren Deutschland. Bei BASIC thinking schreibt er über unternehmensrechtliche Fragen.