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Blackstone Resources AG: Super-Akku oder Super-Scam?

Edelmetalle, Blackstone Resources AG
Blackstone Resources AG
geschrieben von Marinela Potor

Das Schweizer Unternehmen Blackstone Resources AG behauptet, den Durchbruch beim 3D-Druck von Festkörperakkus geschafft zu haben. Im sächsischen Döbeln entsteht gerade eine Pilotanlage, größtenteils durch Bundes-Fördergelder finanziert. Doch es gibt Zweifel und eine fragwürdige Finanzgeschichte. 

Mal ist es ein Super-Akku aus Zucker, mal ein Wunder-Akku mit nur zwei Minuten Ladezeit: Der Akku-Markt läuft derzeit auf Hochtouren. Angetrieben durch die Elektromobilität sind derzeit alle auf der Suche nach dem Durchbruch bei der vierten Generation von Akkus.

Denn während lange Zeit Lithium-Ionen-Akkus mit Flüssigelektrolyt als höchster Standard galten, zeigt die E-Mobilität auch, wo diese Akku-Technologie an ihre Grenzen stößt. Die Ladezeiten sind zu lang, die Reichweiten für eine Massentauglichkeit der Fahrzeuge zu gering und die Akkus selbst zu schwer. Auch die Brennbarkeit der Akkus sorgt immer wieder für Schlagzeilen.

Wer daher eine Akku-Technologie entwickelt, die all diese Probleme löst, dem winkt nicht nur Ruhm, sondern auch viel Geld. Gleichzeitig fördert die Politik die Akku-Forschung massiv. Denn die Angst ist groß, dass man hier die nächste große Innovation verpasst. So wundert es nicht, dass gefühlt im Wochentakt Forschungsinstitute und Unternehmen einen neuen Wunder-Akku verkünden.

Blackstone Resources stellt erste Stufe der Super-Akkus vor

Dazu gehört auch das Schweizer Unternehmen Blackstone Resources AG. Im Dezember 2021 stellte die deutsche Tochter der Holidinggesellschaft, die Blackstone Technology GmbH, bei einer Online-Pressekonferenz ihr Produktionsverfahren für Batteriezellen aus dem 3D-Drucker vor.

Nach Angaben des Unternehmens produziere Blackstone Resources in seiner Pilotanlage im sächsischen Döbeln aktuell Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP-Zellen) sowie Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen im 3D-Druckverfahren.

Diese sollen:

  • eine Platzersparnis von 15 Prozent bieten,
  • Material im Wert von 20 Euro pro Kilowattstunde sparen,
  • Abfallstoffe um 50 Prozent reduzieren und
  • den Energieverbrauch in der Produktion um 23 Prozent senken.

Möglich mache dies die eigene „Thick Layer Technology“. Durch diese habe man die stromspeichernden Schichten der Zellen dicker machen können und somit die Energiedichte um 20 Prozent erhöht. Bis zu 220 Wattstunden pro Kilogramm sollen möglich sein.

Zum Vergleich: Das chinesische Unternehmen BYD, derzeit eins der führenden Unternehmen für LFP-Zellen, erreicht Werte von 166 Wattstunden pro Kilogramm. Das ist aber erst der Anfang.

Bis 2025 Festkörper-Akku im 3D-Druck

Blackstone Resources hat nämlich ebenfalls verkündet, bis 2025 Festkörper-Natrium-Ionen-Zellen im 3D-Druck-Verfahren herstellen zu wollen. Diese sollen dann eine 70 Prozent höhere Energiedichte bieten. Das wäre extrem beeindruckend.

Auch die Tatsache, dass Blackstone Resources verspricht, all dies in drei Jahren in Serienreife bieten zu können, überrascht. Bislang gilt die Technologie für Festkörper-Akkus zwar als vielversprechend, aber auch als nicht massentauglich (auch wenn der chinesische Batteriehersteller CATL sowie Nissan hier große Fortschritte gemacht haben).

Für sein Vorhaben bekommt Blackstone Resources Unterstützung von zahlreichen Forschungsinstituten wie den Fraunhofer-Instituten IFAM, IKTS, IST und dem Institut für Partikeltechnik der TU Brauschweig. Die 3D-Druck-Festkörperbatterien sollen in dem E-Bus der Berliner Firma Eurabus verbaut werden.

Zweifel am Zeitplan

Es ist zwar nicht unmöglich, aber dennoch sehr erstaunlich, dass Blackstone Resources in seiner Akku-Entwicklung so weit fortgeschritten ist. Sowohl im 3D-Druck von Akkus als auch bei den Solid-State-Zellen gibt es noch viele ungelöste Probleme.

Im 3D-Druck hat man es zum Beispiel bislang nicht geschafft, große Akkus, wie sie für Elektrofahrzeuge nötig wären, in Serie herzustellen.

Und die aktuellen Festkörperakkus weisen, je nach Material, von Brüchigkeit über eine geringe Lebensdauer bis hin zum Einsatz von Giftstoffen Probleme auf, die eine Massenproduktion noch Jahre entfernt erscheinen lässt.

Fragwürdiges „Patent“

Wie Blackstone diese Hürden überwunden hat oder in wenigen Jahren überwinden will, ist unklar. Denn die wundersame „Thick-Layer-Technologie“ des Unternehmens, die all dies ermöglichen soll, ist nicht öffentlich einsehbar.

So behauptete Blackstone Resources zwar zunächst, eine patentierte Technologie zu haben, zog diese Aussage jedoch wenig später zurück. Tatsächlich habe man rund um den 3D-Druck ein Patent angemeldet, aber noch keine Genehmigung erhalten, sagte das Unternehmen in einer ad-hoc-Pressemeldung.

Dennoch gebe es Patentanmeldungen sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland, behauptete Blackstone Resources gegenüber der Luzerner Zeitung. Ähnlich wie in Deutschland prüft auch das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum Patentanträge zunächst. Erfüllen diese alle Formalien, werden die Anträge nach 18 Monaten im Register Swissreg veröffentlicht.

Ein Patentantrag von Blackstone Resources lässt sich dort jedoch aktuell nicht finden, genau sowenig wie beim Deutschen Patentamt.

Blackstone Resources im Blick von Regulierungsbehörden

Dies sorgt nicht nur für Zweifel an der Technologie, sondern ist auch mit Blick auf den geplanten Börsengang der deutschen Tochtergesellschaft in den USA problematisch.

Denn Unternehmen müssen beim Börsengang vollständige, wahre und transparente Behauptungen gegenüber Investor:innen machen. Andernfalls drohen hohe Bußgelder. Bislang scheint es hier aber aufgrund der Patent-Korrektur keine offizielle Untersuchung gegen das Unternehmen zu geben.

Für die Blackstone Resources AG wäre es aber nicht das erste Mal, dass eine Aufsichtsbehörde Sanktionen verhängt oder das Unternehmen abmahnt.

Totalverluste und luftige Versprechen

Wer auf die Führungsspitze der Firma schaut, mag davon nicht allzu überrascht sein. Denn Ulrich Ernst, CEO von Blackstone Resources, hat eine bewegte finanzielle Vergangenheit.

So berichtet etwa das Magazin Ktipp, dass die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma bereits im Jahr 2007 Ulrich Ernst den Handel mit Wertpapieren verboten hatte. Rund um Ernst gebe es seit Jahrzehnten zahlreiche suspekte Finanzaktivitäten, schreibt Ktipp.

So habe er als Geschäftsführer eines Immobilienunternehmens Aktien der Firma an Investor:innen verkauft. Als die Firma 2017 liquidiert wurde, hatten die Investor:innen mitunter nie Dividenden erhalten und standen teilweise vorm Totalverlust.

Etwa zur gleichen Zeit, so Ktipp, warb Ernst um Investor:innen für eine weitere Firma, MMC. Das Unternehmen hatte angeblich Millionen von Tonnen an Mangan aufgetan. Auch MMC sollte laut Ernst an die Börse gehen. Er erhielt zwar Gelder in Millionenhöhe von Investor:innen. Doch an die Börse gelangte das Projekt nie. Angeblich sei es 2016 eingestellt worden.

Und auch bei der Gründung von Blackstone Resources gab es laut Ktipp Ungereimtheiten, genauso wie um das Private Listing des Unternehmens an der Schweizer Börse 2018. Und auch in diesem Jahr hat die Holding schon wieder mit Sanktionen zu kämpfen.

Sanktionsantrag und Marktmanipulationen

Im Februar 2022 reichte nämlich die Schweizer SIX Exchange Regulation einen Sanktionsantrag gegen Blackstone Resources ein. Hintergrund seien laut Medienberichten mehrere wesentliche Fehler in den Jahresabschlüssen 2018 und 2019 sowie bei der Konsolidierung mit einer Tochtergesellschaft.

Im April 2022 wiederum veröffentlichte die Schweizer Finanzaufsicht Finma ihren Abschlussbericht aus einem Verfahren gegen Blackstone Resources. Das Fazit: Es habe „Marktmanipulationen und Verstöße gegen Offenlegungspflichten“ gegeben.

Und es gibt noch weitere Ungereimtheiten. Aktuelle Recherchen der Luzerner Zeitung ergaben, dass sich am Schweizer Firmensitz des Unternehmens in Baar kein Büro, sondern lediglich der Name des Unternehmens an einem Briefkasten befindet. Das Gebäude, das die Firma prominent in ihren Image-Filmen einblendet, würde sich dort auch nicht befinden, schreibt die Zeitung.

Auf Nachfrage von BASIC thinking hat sich Blackstone Resources bislang zu all diesen Vorgängen nicht geäußert. In einer Pressemitteilung weist das Unternehmen lediglich die Finma-Vorwürfe als nicht zutreffend zurück.

Blackstone Resources operiert mit Millionenförderung des Bundes

Der deutschen Bundesregierung scheint all dies allerdings keine großen Sorgen zu bereiten. In die Pilotanlage im säschsischen Döbeln, wo die Akkus von Blackstone Resources entstehen sollen, wurden laut Unternehmen 32 Millionen Euro investiert. 24,1 Millionen Euro davon stammen demnach aus dem GRW-Fördertopf des Bundeswirtschaftsministeriums.

Die Auszahlung der Fördergelder aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ hat die Sächsische Aufbaubank (SAB) genehmigt.

Auf Nachfrage von BASIC thinking bestätigte SAB-Pressesprecher Volker Stößel, dass derartige Förderungen nur dann ausgezahlt würden, „wenn die Marktreife der Technologie nachgewiesen werden kann und der Markteintritt für das neue Produkt gegeben ist und eine Serienfertigung unmittelbar bevorsteht.“

In Einzelfällen gebe es zur Prüfung einer bevorstehenden Marktreife eine Untersuchung durch fachliche Expert:innen. Ob eine derartige Expertenprüfung im Fall von Blackstone Resources erfolgt ist, wollte Stößel jedoch nicht beantworten. Diese Informationen würden unter das Bankgeheimnis fallen, so der SAB-Sprecher.

Keine einheitlichen Standards für Batterieprüfung

Eine einheitliche Leistungsprüfung für Batteriezellen sei tatsächlich auch gar nicht so einfach zu etablieren, sagt Corsin Battaglia im Gespräch mit BASIC thinking. Battaglia leitet die Abteilung Materials for Energy Conversion an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) und ist Vorstandsmitglied des Schweizer Batterievereins iBAT.

Laut Battaglia gebe es derzeit keinen einheitlichen Standard für eine Leistungsprüfung für Akkus. „Anders als in der Solarindustrie, ist dies bei Batteriezellen viel schwieriger zu etablieren.“ Das liegt daran, dass die Anforderungen an Batterien sehr unterschiedlich sein können. So lässt sich etwa ein Smartphone-Akku nicht direkt mit einem Elektroauto-Akku vergleichen.

Und so bleibt letztlich lediglich abzuwarten, ob Blackstone Resources sein Versprechen halten und im geplanten Zeitrahmen wirklich seinen Wunder-Akku aus dem 3D-Druck präsentieren wird.

Wann tatsächlich ein wahrer Durchbruch bei der vierten Akku-Generation zu erwarten sei, wagt Battaglia nicht vorherzusagen. Das Jahr 2025 hält der Forscher jedoch für unrealistisch. „Ich denke eher, dass wir ab 2030 erste Akkus der vierten Generation im Markt sehen werden.“

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

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